Auto fliegt 3 Meter hoch von Straßenbumper in die Luft.

Steam ist riesig. Also wirklich RIESIG! Aber nicht „Hochhaus“ riesig, sondern „Level-Eisberg“ riesig. Denn unter den vielen attraktiven Neuveröffentlichungen und Angeboten, die einem zumeist auf der Startseite und in den persönlichen Empfehlungen entgegenstrahlen, wabert ein gigantischer Pool an sogenannter „Vaporware“. Spiele, die eigentlich absolut nicht der Rede wert sind. Schlecht programmiert (meist nur von einer Person allein), grafisch bestenfalls aushaltbar und rausgeschleudert für einen Euro oder gar Centbeträge. Und dennoch finden sich darunter ab und zu Exemplare wie Crash Test Idiots, die dann plötzlich mit einem User-Score von „positiv“ um die Ecke kommen. Und nach einer Weile mit Crash Test Idiots muss ich sagen: Ich kann verstehen, wieso. Ist es deshalb ein gutes Spiel? Um Himmels Willen, nein!

Polizeiauto aus Crash Test Idiots fliegt quer über Straßenbumper hinweg.
Makaber, aber: Crash Test Idiots ist wie ein Autounfall. In jeder Hinsicht.

Crash Test Idiots machen Bummbumm mit Wrummwrumm

Wenn wir das Spiel öffnen, kommt Vaporware typisch der erste Schock. Das Menü besteht aus „Schaltflächen“ mit Schriftart Arial oder ComicSans in verschieden leuchtenden Farben. Von Interface kaum eine Spur. Betreten wir dann „Map1“ (die einzige im Spiel), landen wir in einer großen, leeren Ansammlung von Hochhäusern und gelb umrandeten Straßen. Dort dürfen wir dann mit unserem Rennfahrer-Avatar frei herumlaufen, der Schwerkraft trotzen (Sprunghöhe ungelogen 20 Stockwerke mit Doppelsprung) und die herumstehenden Autos nach belieben zu Klump fahren. Dazu sind auf der Map verschiedene Sprungschanzen, Bumper und Hindernisse im Stile der Gameshow „Takeshi’s Castle“ verteilt. Und das wars dann auch. Rumlaufen und Autos zum Totalschaden führen. Etwas anderes gibt’s nicht zu tun. Ab und zu sind in der großen, aber leeren und detailarmen Spielumgebung kleinere Easter Eggs versteckt. Aber wirklich motivieren tun die nicht.

Stark beschädigtes Polizeiauto aus Crash Test Idiots. Die Haube und Beifahrertür sind offen, die Fahrerseite hat keine Türen mehr.
So sehen eure Autos erst nach 3 heftigen Crashes aus.

Steuerung und Fahrphysik sind dabei unterer Standard. Die Grafik ist grottig und dennoch ist auch die Performance auf hochwertigen Systemen schrecklich.  Überraschend schallt einem ab Sekunde eins in Dauerschleife der Poppunk-Song „A different Kind of Game“ entgegen. Der weiß tatsächlich für eine Weile mitzureißen (ein Kazoo macht einfach jeden Song per se lustig), geht einem dann aber auch nach ein paar Wiederholungen auf den Zeiger. Außerdem ist der restliche Sound so schlecht abgemischt, dass man meist kaum etwas davon hört, wenn der Motor röhrt. Das Beste am Spiel ist da noch das Schadensmodell, was durchaus detailliert daherkommt. Aber auch das hat man schon besser gesehen.

Ausgebranntes Auto mit unversehrtem Fahrer am Steuer.
Und so, wenn ihr fertig seid.

Und was ist da jetzt positiv?

Das Crash Test Idiots nicht im Negativ-Fegefeuer brennt, hat zwei Gründe. Der eine wäre Ironie. Viele User geben dem Spiel 10/10 Punkte und einen Daumen nach oben in den Rezensionen, geben aber gleichzeitig zu, dass hier keine erfüllende Spielerfahrung wartet. Man nimmt es mit Humor und begegnet dem ganzen mit „Ich hab‘ bekommen, was ich für einen Euro verdiene“ Mentalität.

Zweitens, der Multiplayer. Mit bis zu drei Crash Test Idiots geht’s gemeinsam auf die Piste oder auch ins selbe Auto. Dann wird Crash Test Idiots zu einem dieser Spiele, die man auf der LAN-Party damals mit ein paar Bier hinter der Binde ironisch um drei Uhr morgens angeschmissen und abgefeiert hat, wenn man für alles andere schon zu müde war. Es wird sich zwar nie mit Klassikern der Herzen wie Blobbyvolley in derselben Lounge aufhalten. Aber für einen Euro kann man hier dann doch, die richtige Crew und Stimmung vorausgesetzt, ein lustiges Stündchen verbringen.  

Fahreravatar springt in Crash Test Idiots 10 Stockwerke hoch.
Wer braucht Fahrzeuge, wenn man springen kann, wie ein Flo?

Fazit 2/10

Eigentlich habe ich jetzt schon viel zu lange über Crash Test Idiots geschrieben. Aber das Phänomen Vaporware ist dann doch irgendwo auch wieder zu faszinierend, um es einfach zu ignorieren. Deswegen hier noch einmal kurz und knapp:

  • Grafik – schlecht
  • Performance – grauenhaft
  • Gameplay – unterer Durchschnitt bis schlecht
  • Sound – nach dem ersten Schreck kurz cool, dann…schlecht.

Wer auf einer LAN-Party was Ironisches zum Ablachen braucht, kann sich überlegen, ob er/sie den einen Euro in den Hut werfen möchte. Dafür gibt’s den einen Gnadenpunkt obendrauf. Wer jedoch coole Physikspielereien und faszinierende Crashs mit Fahrzeugen möchte, der ist mit Alternativen wie „beamNG.drive“ jederzeit wesentlich besser bedient.

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