Alleine oder mit einer Gruppe durch dunkle Verliese und Höhlen zu stapfen, allerlei Monster und Getier zu bekämpfen und dabei idealerweise einen Schatz zu bergen, ist der Gamer:innen täglich Brot. Doch bereits Spiele wie Dungeon Keeper oder Overlord haben uns das Gras auf der verbrannten Seite des Zauns gezeigt und uns in die Haut der Bösewichte gesteckt. Das hinter dem Beschützen von Gold und Gemäuern jedoch ein knallhartes Business steckt, das ist bisher eher unter den Tisch gefallen. Das Deckbuilding-Roguelike „Legend of Keepers: Career of a Dungeon Manager“ will diese Wissenslücke schließen und setzt uns auf den Stuhl des großen Entscheiders im Verließ.

Ich arbeite gern für meinen Konzern

Als einer von drei verschiedenen Dungeon-Meistern ist es fortan unsere Aufgabe, Monster zum Schutze unserer Häuslichkeiten zu rekrutieren und Fallen zu kaufen. Diese werden dann nach Bedarf in unserem Dungeon platziert, um eindringende Heldentruppen das Gruseln zu lehren. Dazwischen müssen wir uns jedoch um den alltäglichen Wahnsinn im Betrieb kümmern.

Eine Nachricht, dass sich zwei Angestellte geprügelt hätten. Man hat nun die Möglichkeit, sie zu ignorieren, zu bestrafen oder ihnen ein Bier zur Beruhigung zu kaufen.
Wie in jedem Betrieb gilt es, sich um die Bedürfnisse der Angestellten zu kümmern. Oft bleiben langfristige Konsequenzen aber aus.

Unsere Angestellten sind demoralisiert, weil sie dauernd Kloppe einstecken müssen? Da muss wohl ein Therapeut ran. Die Steuerfahndung steht vor der Tür? Da findet sich doch sicher ein passendes Bestechungsmittel. Die Haushaltsmittel werden knapp? Dann wird’s Zeit, eine Taskforce zu bilden und auf Raubzug zu schicken. Ab und zu auch mal die eigene Beliebtheit durch Freibier auf der Firmenfeier steigern? Das kostet.

Jede dieser Aktionen bildet eine Arbeitswoche ab. Nach Ablauf einer Geschäftsperiode wird abgerechnet, wie gut wir unseren Job gemacht haben und verdiente Ressourcen können wir in die Aufwertung unseres Dungeon-Meisters stecken. Danach wählen wir ein neues Gebiet für die kommende Saison aus. Die Aktionen werden durch Zufall bestimmt. Ebenso die Kämpfe, wenn dann doch mal eine Heldentruppe einfällt.  

Das Fenster zur Einteilung der Fallen und Monster in Raum eins oder zwei aus Legend of Keepers.
Bereits vor den Gefechten müssen wir festlegen, welche Monster in welchem Raum agieren sollen.

Jetzt wird wieder auf die Helden gespuckt

Eine Gegnergruppe setzt sich immer aus drei Helden zusammen, die mit verschiedenen Resistenzen und Schwächen in den Kategorien Feuer, Eis, Luft, Natur und Rüstung daherkommen. Leider sind diese optisch selten ersichtlich, deshalb ist es absolut notwendig, die einzelnen Gegnerbeschreibungen zu lesen. Nach und nach durchschreiten die Helden die Räume unseres Dungeons, die wir zunächst mit Fallen und Monstern füllen. Fallen aktivieren sich automatisch bei Betreten des Raumes, Monster können wir selbst in Rundenkämpfen kontrollieren. Monsterräume gibt es in Legend of Keepers immer zwei pro Dungeon; wir legen vorher fest, welche Angestellten Raum 1 oder 2 zugeteilt werden. Aus diesen können wir dann jeweils bis zu drei aktiv in den Kampf schicken.

Der Kampfbildschirm in Legend of Keepers in einem vereisten Schloss.
Wir sehen leider immer erst im Dungeon, welchen Helden wir gegenüberstehen. Das nimmt sehr viel Planbarkeit aus der Aufbauphase und wir müssen viel improvisieren.

Durch die Resistenzen und verschiedenen Angriffsziele (hinten, Mitte, vorne) müssen wir uns stehts gut überlegen, in welcher Reihenfolge wir unsere Monster platzieren, damit sie den Helden möglichst ein Schnippchen schlagen können. Sollten die Helden es bis in den letzten Raum schaffen, greift unser Meister persönlich zur Waffe. Er stellt dabei schlicht ein weiteres, sehr mächtiges Monster dar. Wird die Heldengruppe besiegt, können wir aus verschiedenen Belohnungen eine wählen. Meist ist das ein neues Monster oder eine Falle. Wird der Meister besiegt, geht der Spaß Roguelike-typisch von vorne los.

Wie ein Nine-to-Five Job

Legend of Keepers wird leider schnell dröge. Die Retro-Pixeloptik versprüht zwar durchaus Charme und die Bürothematik ringt einem das ein oder andere Schmunzeln ab. Letztendlich ist die Präsentation aber auch sehr schlicht, steif und wird nur von gelegentlichen Catchphrases aufgelockert. 99 Prozent von Legend of Keepers ist textbasiert.

Zudem erklärt das Spiel sehr wenig; die meisten Mechaniken müssen wir uns selbst erschließen. Bei all den vielen Monstern und Freischaltbaren Artefakten wird dennoch früh klar, dass am Ende alles sehr schnell auf die immer gleichen Mechaniken hinausläuft. Die Fähigkeiten der Monster ähneln sich im Resultat einfach zu sehr. Zudem ist zu viel Zufall im Spiel, um langfristig eine funktionierende Strategie zu verfolgen zu können. Und man muss keine BWL studieren, um zu wissen: fehlende Strategie kann jedes Unternehmen ruinieren.

Der Dungeon Meister Mauk aus Legend of Keepers kämpft gegen die Heldentruppe im vereisten Schloss, um den Schatz zu bewachen.
Im letzten Raum muss der Chef selbst ran. Leider spielen sich die Gefechte keineswegs anders, als mit normalen Monstern.

Dasselbe gilt für die Events zwischen den Kämpfen. Auch diese wiederholen sich ziemlich schnell und locken nach dem ersten Kichern auch niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Dazu gibt es keine nennenswerte Geschichte oder spannende Rahmenhandlung.

Fazit 6/10

Legend of Keepers ist wie ein Vorstellungsgespräch, das einem zunächst viel verspricht und Fans von Deckbau-Roguelikes wie „Slay the Spire“ oder „Darkest Dungeon“ mit einer interessanten Perspektive lockt. Beim Onboarding erschlägt es neue Mitarbeiter dann aber erstmal mit einer auf Konsolen unübersichtlichen und hakeligen Benutzeroberfläche, wenig Dokumentation sowie scheinbar 500 Mechaniken und Angestellten, mit denen man umgehen lernen muss. Das ist zunächst anstrengend, macht aber durchaus Spaß, wenn man der Typ dafür ist.

Motivationsrede der Chefin nach dem Tutorial in Legend of Keepers.
Auf die Beförderung warten wir natürlich noch heute.

Nach der Einarbeitungszeit wird aber schnell klar, dass hier am Ende doch immer alles gleich abläuft und die Fassade bröckelt. Ehe wir uns versehen, kümmern wir uns um die immer wieder gleichen Probleme und auch die Kämpfe lassen sich auf wenige Prinzipien herunterbrechen. Dabei bleibt es außerdem oft dem Zufall überlassen, welche Möglichkeiten uns überhaupt bleiben. Darüber hinaus fehlt es ganz klar an Methoden zur Mitarbeiterbindung. Welche Mittel einen langfristig motivieren sollen, jeden Tag in den Dungeon zurückzukehren, ist mir schleierhaft. Das sammeln aller Monster und Artefakte vielleicht? Dafür habe ich zu wenig Kontrolle, wie ich an die rankomme. Wartet etwas im letzten Gebiet? Dafür ist der Weg einfach zu lang und abwechslungsarm.

Legend of Keepers: Career of a Dungeon Manager ist der perfekte Ferienjob um den Lebenslauf um eine interessante Erfahrung zu ergänzen. Für eine lange Karriere in unbefristeter Anstellung bietet es aber auf dem aktuellen Arbeitnehmermarkt schlicht zu wenig und kann seine Versprechungen nicht halten. So sucht man sich dann doch aufgrund wesentlich stärker motivierender Alternativen wieder recht schnell einen neuen Arbeitgeber.

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