Als ausgewiesener Fan von Octopath Traveler freute ich mich über die Ankündigung vom Nachfolger. Nach etlichen investierten Stunden in die Switch-Version schauen wir uns nun die Umsetzung für Xbox-Konsolen an.

Wohin euch die Reise wohl führt?

Gegenüber dem Vorgänger gleich geblieben ist die Anzahl der Charaktere, deren Geschichte ihr verfolgen dürft. Acht Charaktere mit acht unterschiedlichen Geschichten die sich, und das ist neu im zweiten Teil, teilweise überschneiden und dadurch durchaus an Tiefe gewinnen. Dadurch eröffnen sich euch gemeinsame Kapitel der Charaktere, die euch ein tolles Gruppengefühl vermitteln.

Das Abenteuer beginnt

Zu Beginn entscheidet ihr euch, mit welchem Charakter ihr starten wollt und schon beginnt euer Abenteuer. Dabei bestimmt eure Wahl nicht nur die Charakterklasse, sondern auch euren Startpunkt innerhalb der Spielwelt. Ich habe mich für meinen ersten Durchlauf für die Apothekerin Castti entschieden, die ihr Gedächtnis verloren hat und aus unbekannten Gründen in einem Boot über das Meer schippert.

Im weiteren Spielverlauf lernt ihr die restlichen Charaktere kennen und könnt deren Geschichten erleben. Vier davon dürft ihr in eurer Party gleichzeitig durch die Spielwelt führen. Die Handlungen sind dabei erneut interessant geschrieben und warten mit teils tollen Wendungen auf, sodass die Motivation als Spieler stets hoch gehalten wird. Genreüblich warten die Charaktere der unterschiedlichen Klassen mit allerhand Nah- und Fernkampfwaffen, sowie Heilzaubern und Magieattacken darauf, die Spielwelt von den fiesen Bestien zu befreien.

Spannende und verwobene Geschichten erwarten euch.

In den Dörfern habt ihr zudem erneut die Möglichkeit, Passenten zu bestehlen oder sie zu einem Duell herauszufordern. Eine Neuerung ist die Möglichkeit, einen Tag- und Nachtwechsel per Knopfdruck herbeizuführen. Dies gibt euch zum Beispiel die Chance auf weitere Diebstähle in der Nacht. Zudem könnt ihr nun endlich die Kämpfe beschleunigen und in den Dörfern rennen. Diese beiden Neuerungen sorgen für ein flotteres Spielgefühl und waren mehr als überfällig.

Die Kämpfe sind gewohnt spannend. An der grundlegenden Kampfmechanik des ersten Teils wurde Gottlob nicht viel Verändert. Ihr versucht die Schwachstellen eurer Gegner herauszufinden, um sie zu brechen, damit sie anfälliger für Angriffe jeglicher Art werden. Rundenbasiert erteilt ihr eurer Kampftruppe Befehle, um Gegner anzugreifen, Heilzauber zu wirken oder die anderen Mitglieder zu stärken. Sollte es euch gelingen, die Verteidigung eures Gegners durch einen „Bruch“ zu schwächen, kassiert euer Gegenüber nicht nur mehr Schaden sondern setzt auch eine Runde aus.

Optisch bekommt ihr eine ganze Menge geboten.

Taktische Tiefe erlangt Octopath Traveler 2 allerdings erst mit der aus dem ersten Teil bekannten Boost-Mechanik. Pro Runde erhält jeder Charakter einen Boost-Punkt. Diese könnt ihr nutzen, um eure Angriffe zu verstärken. Beispielweise kann dadurch ein Standardangriff bis zu viermal Hintereinander ausgeführt werden oder ihr entscheidet euch dazu, eure Spezialangriffe enorm zu stärken.

Eine weitere Neuerung sind die „Latenten-Fähigkeiten“. Diese Fähigkeiten laden sich während des Kampfes auf und verschaffen euch unterschiedlichste Vorteile. Die eingangs erwähnte Casttis ist dadurch beispielsweise in der Lage, einen Trank zu brauen, ohne auf die Materialien in ihrem Inventar zurückgreifen zu müssen.

Ein traumhaft schönes Abenteuer

An der Optik des Spiels kann ich mich einfach nicht satt sehen. Die Technik, die für den ersten Teil eingeführt wurde und mittlerweile in einigen weiteren Titel Verwendung findet, sieht immer noch zum dahinschmelzen aus. Detailreichere Szenerien, erweiterte Kamerafahrten und vielfältigere Animationen sorgen für spürbare Verbesserungen gegenüber dem ersten Teil. Gefühlt spielt sich die aktuelle Xbox-Version noch einen Tick flüssiger wie die Nintendo Switch-Fassung. Der Unterschied ist aber wirklich nur marginal. Der Soundtrack gibt sich erneut keine Blöße und untermalt das Geschehen nahezu perfekt, was aber natürlich mein subjektives Empfinden ist. Wer die Sounds des ersten Teils mochte, wird hier erneut fantastisch versorgt. Octopath Traveler bewegt sich nahe an der JRPG-Perfektion.Für Spieler die sich an Random Encounters erfeuen, ist Octopath Traveler 2 ein wahr gewordener Traum. Hübscher konntet ihr euch die letzten Jahr nicht durch eine Spielwelt schnetzeln und dabei spannende und tiefgreifende Geschichten erleben. Einzig die Standardkämpfe zeigten nach einigen Stunden Abnutzungserscheinungen. Die teils sehr herausfordernden Bosskämpfe machten dies allerdings mehr wie wett.

Fazit 9/10

Mit Octopath Traveler 2 geht ein Traum in Erfüllung. Sinnvolle Komfortfunktionen, die ich schon beim ersten Teil vermisst habe, eine verbesserte Grafik und ein erneut großartiger Soundtrack, der über jeden Zweifel erhaben ist. Leider spielt sich der Nachfolger zu großen Teilen wie eine 1:1-Kopie des Erstlings. Der 2D HD-Look ist zwar immer noch grandios, aber nicht mehr ganz so frisch wie zu Release des ersten Teils. Abwechslung bringen jedoch zum Beispiel Situationen, in denen sich die Geschichten der Protagonisten überschneiden und Kämpfe zusammen bewältigt werden müssen.
Octopath Traveller 2 ist vielleicht nicht das originellste RPG, jedoch sind die Geschichten toll geschrieben und unterhalten bis zum Schluss. Zudem funktioniert der in Unmengen versprühte Pixel-Charme nach wie vor. Leider haben die Entwickler nicht den nötigen Mut gehabt, um sich vom grandiosen ersten Teil grundlegend abzuheben. Genau diesen Mut erhoffe ich mir für einen (hoffentlich) dritten Teil.

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