Nintendo Switch 2

Ich hatte das Glück, ein Ticket für die Nintendo Switch 2 Experience in Berlin zu ergattern und Nintendos erste Konsole mit einer Zwei im Namen persönlich auszuprobieren. Dabei konnte ich mir zum einen die Hardware unter Anleitung genau zeigen lassen, aber vor allem auch Spiele wie Mario Kart World, Metroid Prime 4 Beyond, Donkey Kong Bananza und einiges mehr anspielen. Mit den vielen Eindrücken von dem top organisierten Event will ich natürlich nicht hinter’m Berg halten.
Die Hardware der Switch 2
Die wohl brennendste Frage lautet vermutlich für alle gleich: Wie fühlt sie sich denn an, die Switch 2? Und ich muss sagen, wirklich wertig! Dass Bildschirm und Joy-Con an Größe zugelegt haben – zumindest für mich – bislang nur positive Effekte auf den Haltekomfort gehabt, das Gewicht fiel mir nie negativ auf. Ob sich das im Dauertest bestätigt, kann ich natürlich noch nicht ganz abschätzen, bleibe aber optimistisch. Auch die Oberfläche der Joy-Con fühlt sich angenehm „samtig“ an. Zudem wurden die Druckpunkte der Tasten verbessert. Bei den leicht größeren Sticks konnte ich hingegen keinen nennenswerten Unterschied zur Switch 1 feststellen.
Ein großer Diskussionspunkt im Vorfeld war und ist der Bildschirm, der nun wieder mit LCD daherkommt und nicht auf OLED setzt. Auch leidenschaftlichen Verfechtern der OLED-Technologie kann ich zum Durchatmen raten und Entwarnung geben: Der neue Bildschirm ist ein ganzes Stück besser, auch als das Display der OLED-Switch. Kräftige Farben und eine für die Zollmaße vollkommen ausreichende 1080p-Auflösung bieten ein einwandfreies, klares Bild. Allein schon der dünne Rand des Bildschirms sorgt für eine ganz andere optische Qualität; Kleinigkeiten, die man erst im Praxistest zu schätzen lernt.

Auch die magnetischen Joy-Con-Verbindungen machen soweit einen sehr guten Job. Man muss wirklich kräftig ziehen, damit sich die Controller vom Bildschirm lösen. Betätigt man allerdings die Entriegelungstaste, geht’s wesentlich leichter und angenehmer, als noch bei den Schienen der klassischen Switch. Zusätzlich kann man die Joy-Con nun auch „verkehrt herum“ auf den Bildschirm aufstecken, ohne der Hardware Schaden zuzufügen. Offen bleibt für mich aber noch die Frage, ob die Magneten irgendwann an Wirkung einbüßen und wenn ja, wann. Absolut keine Frage stellt sich bei mir aber beim neuen, wesentlich stabileren Kickstand der Switch 2. Das Ding ist ein Segen und macht den Tischmodus zu einer echten Alternative, statt nur zur Notlösung.
Das Maus-Feature: Was taugt’s?
Das spektakulärste Feature der Switch 2 ist vermutlich für jeden die Möglichkeit, die Joy-Con unabhängig voneinander wie eine Maus zu benutzen (auch wenn das Feature streng genommen nicht neu ist). Vor allem davon bin ich positiv überrascht. Ich habe verschiedene Spiele mit der Maussteuerung ausprobiert und grundsätzlich hat es stets super funktioniert.
Bei Metroid Prime 4 Beyond zum Beispiel fand ich die Maussteuerung wesentlich präziser und angenehmer, als mit zwei getrennten Joy-Con und Sticks zu spielen. Mit einem Pro-Controller sähe das vielleicht noch anders aus, aber so würde ich jederzeit zur Mausfunktion greifen. Toll war auch die Möglichkeit, nahtlos zur Stick-Steuerung zu wechseln. Einfach Joy-Con vom Tisch abheben – fertig. Das muss aber jedes Spiel für sich unterstützen.

Mario Party Jamboree wird neue Minispiele für die Mausfunktion erhalten. Sechs davon konnte Ich ausprobieren und auch hier war alles super präzise und die Ideen cool umgesetzt. So musste man etwa Toad durch einen „heißer Draht“-Parkur bewegen, oder Aufziehautos über eine Strecke ins Ziel bringen. Ein Bekannter von mir hat sich zudem Civilization angeschaut und war auch dort vom Maus-Feature überzeugt. Wir dürfen also hoffen, dass in Zukunft wesentlich mehr Shooter und (Echtzeit-)Strategie-Titel ihren Weg auf die Switch finden werden.
Wirklich cool ist außerdem, dass die Maus auch auf dem Oberschenkel einigermaßen gut funktioniert. Das hängt natürlich von einigen Faktoren ab, grundsätzlich geht’s aber erstaunlich gut. Bei Drag & Drive (dazu später mehr) hat es für mich persönlich auf meiner Jeans sogar besser funktioniert, als auf dem Mauspad. Trotzdem bleibt für mich die Befürchtung, dass die Maussteuerung aufgrund der ungewohnten Haltung auf Dauer sehr anstrengend für die Handgelenke werden könnte. Irgendwas im Hinterkopf schreit da „Sehnenscheidenentzündung!“. Nun aber noch etwas mehr zu den Spielen, die ich auf der Switch 2 Experience anspielen durfte.
Mario Kart World
Das Event startete für alle mit einer Runde Mario Kart World im 2-Spieler-Multiplayer auf dem Handheld. Später durften wir noch am Mario Kart-Stand den neuen Knockout-Modus am Fernseher ausprobieren. Vor allem der hat unheimlich viel Spaß gemacht und ich hätte nicht gedacht, dass mir ein Mario Kart nach 30 Jahren Erfahrung nochmal so den Puls nach oben treiben kann! Durch die 24 Fahrer*innen entsteht noch mehr Chaos auf den Strecken, da noch viel mehr Items durch die Gegend fliegen. Vom ersten Platz kann man sich eigentlich fast immer nach spätestens 30 Sekunden verabschieden.

Das ist zwar gewohnt spaßig, kompetetive Naturen dürfte das aber irgendwann auch gewaltig nerven, da es nur noch bedingt etwas bringt, das Fahren zu meistern. Das funktioniert aber wieder einmal tadellos und es macht mehr Spaß denn je, die Strecken zu lernen und mit Wallrides oder Grinds nach Abkürzungen zu suchen. Etwas mehr Feedback könnte allerdings der neue Sprung vertragen, den man jetzt auch nutzen kann, um Panzern auszuweichen oder eben auf Rails zu springen.
Mir hat außerdem imponiert, wie flüssig alles trotz 24 Teilnehmenden im Multiplayer lief, sowohl auf dem Handheld als auch im Docked-Modus. Wenn am Ende der Umfang und das Design der Open-World stimmt, dann steht hier mal wieder eine weitere Spaßgranate in den Startlöchern.
Metroid Prime 4 Beyond
Auf das neue Metroid war ich persönlich am gespanntesten und die kurze Introsequenz inklusive Bosskampf hat mich bereits richtig in den Hype-Modus versetzt. Ich konnte nur den Performance-Modus in 120 FPS anspielen, der aber schon sehr gut aussah und tatsächlich rundum wie geschmiert lief. Wenn das Spiel bei Release auch im Qualitätsmodus die 60 FPS in 4K so sauber hält, dann steht uns hier ein technischer Leckerbissen vor der Tür.

Auch Gameplay technisch liefert Samus Aran soweit wieder voll ab. Metroid Prime 4 Beyond wird cineastischer als je zuvor und vor allem der erste Bosskampf ist großartig designt. Sämtliche Standardfähigkeiten werden abgerufen und der Kampf macht klar, wo es mit dem Spiel hingeht. Über den fantastischen Support der Mausfunktion habe ich ja bereits berichtet.
Drag & Drive
Das erste Spiel abseits von Mario Party, das das Maus-Feature kreativ nutzt, indem es Rollstuhlbasketball simuliert. Das funktionierte größtenteils gut, aber manchmal wurden die Joy-Con trotz gleicher Bewegung nicht gleich schnell registriert und meine Figur fuhr nicht exakt geradeaus. Auch das Wenden erfordert einiges an Übung, da durch den fehlenden Widerstand nur wenig Gespür dafür entsteht, wie weit man im Begriff ist, sich zu drehen. Dafür funktionierte das Werfen sehr gut.
Ich konnte mich in einem 3-vs.-3 gegen andere Spieler messen und hatte durchaus Spaß dabei. Allerdings dürfte Drag & Drive relativ schnell die Puste ausgehen, denn die Präsentation ist ziemlich steril und zweckmäßig. Eine Menge Inhalt lässt die Demo auch noch absolut nicht erahnen. Für eine kurze Runde mit Freunden zwischendurch sicherlich zu gebrauchen und daher eine lustige Tech-Demo, aber mehr leider auch nicht, da die „Skill-Ceiling“ auch recht schnell erreicht sein dürfte.
Donkey Kong Bananza
Nach dem Trailer der Nintendo Direct war ich erstmal skeptisch. Das neue Design von Nintendos Vorzeigeprimat war mir auf den ersten Blick viel zu überzogen und „abgedreht“. Das konnte ich dem Spiel aber beim Anspielen schnell verzeihen. Das Gameplay orientiert sich offenbar stark an Mario Odyssey, da wir in uns in abgesteckten Gebieten frei bewegen können und dabei Kristallbananen sammeln, Bosse besiegen und Geheimnisse entdecken. Kleiner Hinweis: Das Geschrei im Video stammt vom Mario Party-Stand mit Kamera-Minispielen. Lieber den Sound etwas runterdrehen!
Donkey Kong kann dabei so gut wie überall klettern und vor allem seine Umgebung zum Großteil zerstören. Löcher graben, Felsen klein hauen oder Erdplatten rausreißen und auf Gegner schmeißen sind nur einige der neuen Möglichkeiten, die wirklich Laune machen! Das Ganze steuert sich tadellos und nur wenige Ruckler trüben das Bild. Die Demo war aber natürlich auch noch kein Full-Build. Die quälendste Frage bleibt derzeit nur die nach der Langzeitmotivation, da mache ich mir aber aus Erfahrung keine großen Sorgen.
Zelda & Cyberpunk
Auch die Switch 2-Versionen von Zelda: Tears of the Kingdom und Cyberpunk konnte ich kurz ausprobieren. Während die höhere Framerate bei Zelda direkt auffällt, bekommt man die verbesserte Beleuchtung eher nur im direkten Vergleich mit. Ebenso die leicht verbesserten Texturen; die mir eindeutig etwas zu sehr gehyped werden. Die neuen App-Funktionen konnte ich noch nicht testen, finde aber die Auslagerung in die Switch-App auch nicht sonderlich vorteilhaft. Warum nicht gleich ins Spiel integrieren?
Den besten Deal macht man hier eindeutig, wenn man sich sowieso das Switch Online Expansion-Abo gönnt und die neuen Gamecube-Spiele gleich mitnimmt. Dann sind die Switch 2-Upgrades für Zelda TotK und BotW gratis enthalten. Einzeln wäre mir persönlich das Upgrade den Preis wohl nicht wert.
Cyberpunk konnte ich nur im Handheld-Modus zocken, was schade ist, da ich auch hier gespannt auf die Maussteuerung war. An die Qualität der PC- oder mittlerweile auch PS5-Version kommt die Switch 2-Variante nicht heran, dafür ist das Bild zu verwaschen und die Framerate nicht hoch genug. Trotzdem war ich doch überrascht, wie gut die Grafikbombe auf dem Handheld überhaupt lief. Die Spielbarkeit war soweit voll in Ordnung und der Aspekt, Cyberpunk auch mobil zocken zu können, ist durchaus verlockend. Denn die Switch 2 ist immer noch günstiger, als Handheld-PCs.
Die Gretchenfrage: Ist der Preis gerechtfertigt?
Womit wir zum großen Streitthema aktuell kommen, wenn von der Switch 2 gesprochen wird: Ist das alles den saftigen Preis von gut 470 Euro alleine, bzw. 510 Euroim Bundle mit Mario Kart wert? Zumal Mario Kart World in der Retail Version 90 Euro kosten soll. Nach diesem Anspielevent würde ich zähneknirschend sagen: „Ja, irgendwie schon.“ Wir werden uns wohl dran gewöhnen müssen, dass Spiele und Hardware in Zukunft aus verschiedenen Gründen teurer werden.
Dass sich so viele aktuell über Nintendos Preispolitik beschweren, mag zum einen am Timing liegen. Einem GTA 6 werden am Ende alle verzeihen, falls es über 100€ kostet, da gehe ich jede Wette ein. Nintendo geht den unliebsamen Schritt eben ein paar Monate früher.
Auch der Switch 2 kann man ihre Wertigkeit nicht absprechen. Dass etwa Mario Kart nun als so überteuert wahrgenommen wird, dürfte Großteils am direkten Vergleich mit Konkurrenz wie der PS5 liegen, die mit Astros Playroom ein großartiges Tech-Demo Spiel gratis vorinstalliert hatte, das sogar den Grundstein fürs Spiel des Jahres 2024 gelegt hat.
Dass die Switch 2 für Switch Welcome nun zehn Euro blecht, wirkt dagegen nun einmal wie ein schlechter Witz. Switch Welcome war ebenfalls spielbar und ist bestenfalls für ein kleines Lächeln gut. Die besten Tech-Demos sind immer noch die großen Spiele selbst. Diese Preispolitik setzt sich bei den Kritikern fest und überschattet dann auch zu einem gewissen Teil die Rationalität.
Was man aber eben auch nicht vergessen darf: Die PS5 ist schlicht in anderen Zeiten entwickelt und veröffentlicht worden. Ja, die Switch 2 ist deutlich teurer als der Vorgänger. Am Ende ist es aber schlichtweg die bessere Konsole und auch die meisten Spiele, die ich antesten konnte, dürften richtige Banger werden. Zu guter Letzt bekommen wir als Konsumenten auch immer den Preis, den wir verdienen. Wenn der Preis zu hoch ist, dann sollte man eben einfach nicht kaufen. Videospiele sind immer noch ein Hobby und kein Grundrecht. Die Auswahl an Alternativen ist zudem gigantisch.
Aber die Vorbesteller-Zahlen zeigen ja schon jetzt, dass viele Leute bereit sind, den verlangten Preis zu zahlen. Ich persönlich habe bisher von einer Vorbestellung abgesehen, da mir das Startlineup noch etwas zu mau aussah und mein „Pile of Shame“ sowieso noch viel zu hoch ist. Spätestens zu Weihnachten werde ich mir aber selbst eine Switch 2 unter den Baum legen.