Ship of Fools

Flo schreibt…


„Ahoi Matrosen! Anker lichten und Segel setzen! Mögen wir Blackbeard und Sir Henry Morgan das Fürchten lehren!“ Naja…ob wir mit unserer Besatzung aus Narren (engl. fools) diesen beiden Berühmtheiten wirklich das Fürchten gelehrt hätten, ist stark zu bezweifeln. Allerdings lässt uns das neue Spiel von Fika Productions etwas an diesem Ruhm schnuppern.

In Ship of Fools müssen wir das große Inselarchipel namens „Der große Leuchtturm“ wieder aufbauen, indem wir während unserer Beutefahrt mit der „Stormstrider“ alte Kameraden auf hoher See retten. Diese schließen sich uns an und eröffnen hilfreiche Läden auf unserer Heimatinsel. Dazu aber später mehr.

Die Frage ist ja, wer sind wir als Spieler eigentlich? Der Spieler schlüpft in eine von 12 Charakteren mit diversen Fähigkeiten und Items. Jeder Charakter hat für eine bestimmte Aufgabe an Bord seine eigenen Vorteile, was das Spielerlebnis sehr abwechslungsreich und taktisch interessant gestaltet. Zu Beginn kann man zwischen Todd und Hink auswählen. Todd ist dabei eins mit dem mächtigen Ruder und mit Hilfe seiner bescheidenen Haube (Item) kann er große und schnelle Ruderangriffskombos austeilen. Das ist vor allem dann von nöten, wenn die Ungeheuer unser Schiff entern wollen. Hink hingegen besitzt Vorteile im Umgang mit der Kanone. Weitere Crewmitglieder findet man zufällig auf seiner Reise durch die Level.

Apropos Level! Um die eigene Insel zu altem Glanz zu führen, muss man diverse Abenteuer überstehen. Das macht „Ship of Fools“ wirklich gut! Denn zu Beginn jedes Levels wird man mit einer Übersichtskarte – bestehend aus einer Zusammensetzung von Sechsecken – konfrontiert. Hier gilt es, sich einen Weg durch das Level zu manövrieren. Nach der Auswahl einer Route gelangt man zurück ins Spiel und muss sich gegen die verschiedensten Gegnertypen schlagen. Die Ungeheuer der Meere attackieren unser Schiff dabei auf unterschiedlichste Weise. Die Einen nähern sich unserer Stormstrider an und versuchen den Rumpf zu beschädigen, Andere hingegen attackieren uns aus der Ferne. Hier sammelt das Spiel in Sachen Abwechslungsreichtum einige Pluspunkte.

Haben wir uns anschließend erfolgreich durch die Gegnerhorden geschlagen und sie mit Kanonenkugeln eingedeckt, erwartet uns meist eine Belohnung. Diese ist abhängig vom ausgewählten Sechseck auf der Übersichtskarte. Von Goldschätzen über Holzplanken zur Reparatur unseres Schiffes bis hin zu wichtigen Scherben oder neuen Items, ist alles zu haben.

Das hört sich bis hierhin alles recht einfach an. Das ist es aber nicht, denn alle drei Bewegungen mit unserer Stormstrider rückt ein „dunkler Nebel“ in Form des Levelendbosses auf uns zu. Irgendwann kann man diesem nicht mehr ausweichen. Dann steigt der Schwierigkeitsgrad im Vergleich zu den Gegnern vorab deutlich an. Allerdings ist die Belohnung im Nachgang deutlich besser – aber das solltet ihr selbst herausfinden. 

Hat man die letzte Hürde des Levels gemeistert, geht es direkt zum nächsten Level und der nächsten Übersichtskarte weiter. Ein Abbrechen der Reise ist nicht möglich. Man muss solange auf Raubzug gehen, bis das Schiff zerstört wurde. Erst dann wacht man auf der Heimatinsel wieder auf. Einen Haken hat das allerdings. Alle eingesammelten Münzen, Gegenstände oder Munition gehen verloren. Man behält lediglich die Scherben und die geretteten Kameraden. Mit Hilfe der Scherben kann man sich nun bei diversen Händler Updates für das Schiff, die Kanonen oder für die eigene Spielfigur kaufen. Nach den bisherigen Spielstunden kann man sagen, dass diese Verbesserungen extrem wichtig sind, wobei man nicht komplett overpowered und alles mit einem Schlag zerstört. Die Balance ist sehr gut gewählt worden.

Ein weiterer Punkt der „Ship of Fools“ zu einer klaren Kaufempfehlung macht, ist der Koop-Modus. Man schnappt sich einen seiner Freunde, macht eine Lobby auf und bestreitet die Abenteuer einfach zu zweit. Durch die taktischen Möglichkeiten der Figuren oder die Routenauswahl bekommt man wirklich etwas geboten. Es ist vorgekommen, dass man sich lange Zeit den Kopf darüber zerbricht, welche Charaktere man am besten auswählt, welche Updates man für die bisher erlangten Scherben kauft oder welche Route jetzt gerade die Sinnvollste ist.

Bei allen bisherigen Lobeshymnen hat das Spiel aber auch die einen oder anderen Dinge, die man verbessern könnte. Beispielsweise sind manche Gegnertypen echt ziemlich stark, vor allem dann wenn sie in Massen auftreten. Die gefürchteten Kugelfische sind dafür das beste Beispiel. Auch wäre es schön, wenn man die Fähigkeiten der Items genau nachlesen bzw. erkennen könnte. Im Inventar bspw. sieht man den vollständigen Satz der Fähigkeit des Items nicht. 

Auf der Reise gelangt man an einen „besonderen Ort“ an dem man zwischen zwei Gegenständen auswählen darf. Das ist aber ein reines Glücksspiel, da man vorab nicht erkennen kann, was mir der Gegenstand bringt. Bei einem doch sehr taktisch geprägten Spiel wäre das wirklich von Vorteil.

Fazit 9/10

Alles in allem ist Ship of Fools ein sehr gelungenes Spiel. Man wird deutlich mehr Spaß mit seinem Kumpel im Koop-Modus haben, als sich allein auf die Reise durch die Level zu begeben. Durch die DLC-Erweiterungen wird dem Spiel noch mehr Abwechslungsreichtum und Tiefe vermittelt. Die Frage ist allerdings, ob das Spiel auf Lange Sicht motivieren kann. Denn das Problem ist, dass man immer wieder am selben Punkt beginnt und sich von da an durch die Level kämpfen muss. Bevor man einen merklichen Fortschritt erzielt hat, kann man vorab schon gescheitert sein.