Copycat
Copycat ist ein besonderes Spiel, das die Beziehung zwischen Mensch und Haustier aus einer ungewöhnlichen Perspektive beleuchtet. Anstatt aus der Sicht des Menschen erzählt zu werden, spielt ihr hier als Dawn, eine Katze, die von Olive, einer älteren Dame, adoptiert wird. Was zunächst wie eine einfache Geschichte über die Eingewöhnung in einem neuen Zuhause wirkt, entwickelt sich zu einem tiefgründigen und berührenden Abenteuer, das Themen wie Verlust, Zugehörigkeit und die besondere Bindung zwischen Haustieren und ihren Besitzern behandelt.
Ein neues Zuhause, eine alte Wunde
Die Geschichte beginnt, als Dawn aus einem Tierheim von Olive adoptiert wird, kurz nachdem deren vorige Katze verstorben ist – eine Katze, die Dawn zum Verwechseln ähnlich sieht. In den ersten Spielabschnitten geht es vor allem darum, wie Olive versucht, Dawns Vertrauen zu gewinnen. Während ihr euch durch das neue Zuhause bewegt, lernt ihr die Umgebung und Olives Welt kennen. Dabei werdet ihr Zeuge der wachsenden Beziehung zwischen den beiden, die nicht ohne Schwierigkeiten verläuft. Dawn, mit einer wilden und unabhängigen Vergangenheit, zeigt sich zunächst zögerlich, doch nach und nach beginnt sie, sich an Olive zu binden.
Diese intime Erzählweise ist eine der großen Stärken des Spiels. Copycat zeigt die kleinen, alltäglichen Momente zwischen Mensch und Tier und fängt die leisen, aber bedeutungsvollen Augenblicke ein, die diese Beziehung so besonders machen.
Spielerisch bietet Copycat eine Mischung aus Erkundung und Rätseln. Als Dawn streift ihr durch das Haus und interagiert mit verschiedenen Objekten, um mehr über eure Umgebung und eure Besitzerin herauszufinden. Ihr stoßt Dinge von Tischen, klettert auf Möbel und erkundet euer neues Zuhause. Die Rätsel sind nicht immer auf den ersten Blick erkennbar und fordern euch dazu auf, die Umgebung und die kleinen Hinweise genau zu beobachten. Einige Herausforderungen setzen dabei auf das Verhalten von Katzen, was das Spiel besonders authentisch wirken lässt.
Interessant ist auch die Traumwelt, in die Dawn hin und wieder eintaucht. In diesen Sequenzen jagt sie durch die Savanne und stellt Raubtiere nach – ein starker Kontrast zu ihrem Leben als Hauskatze. Diese Passagen brechen das ruhige Tempo des Spiels auf und bieten visuell ansprechende Abwechslung.
Leider sind die Steuerung und das Plattforming nicht immer präzise genug. Gerade in den Segmenten, in denen ihr über Hindernisse springen oder schmale Plattformen erreichen müsst, kann es frustrierend werden, wenn die Steuerung nicht exakt reagiert. Das führt zu unnötigen Wiederholungen, die den Spielfluss manchmal stören. Auf der anderen Seite sind die Quicktime-Events hervorragend integriert und sorgen für spannende Momente, in denen schnelles Reaktionsvermögen gefragt ist.
Visuelle Stärken und Schwächen
Optisch kann Copycat durchaus überzeugen. Die Umgebungen, besonders Olives Haus, sind detailliert und lebendig gestaltet. Die Animationen von Dawn sind gut gelungen und fangen die Bewegungen einer Katze realistisch ein. Besonders in den Traumsequenzen, in denen Dawn in der Savanne jagt, sticht die farbenfrohe Grafik hervor.
Leider wirken die menschlichen Charaktermodelle im Vergleich dazu etwas steif und weniger ausgearbeitet. Dies fällt besonders bei Olive auf, deren Darstellung nicht ganz mit der sonstigen Detailfülle des Spiels mithalten kann. Auch die Nachbarschaft, in der ein Teil des Spiels stattfindet, fühlt sich manchmal leer an. Es gibt nur wenige NPCs, und die, die ihr trefft, haben meist nur kurze, wenig bedeutungsvolle Dialoge.
Die Musik von Copycat ist stimmungsvoll, aber auf Dauer etwas monoton. Besonders das melancholische Klavierstück, das die meisten Szenen untermalt, wiederholt sich oft, obwohl das Spiel laut den Entwicklern über 29 Musikstücke verfügen soll. Trotz dieser Wiederholungen schafft es der Soundtrack jedoch, eine passende Atmosphäre zu erzeugen und den emotionalen Ton des Spiels zu unterstützen.
Ein besonderes Highlight ist das Voice Acting. Der Erzähler, der Dawns Gedankenwelt kommentiert, bringt eine ruhige und gleichzeitig eindringliche Note ins Spiel, die der Handlung zusätzliche Tiefe verleiht. Olives Dialoge sind ebenfalls gut vertont und tragen zur emotionalen Bindung zwischen ihr und Dawn bei.
Fazit: 8/10
Copycat ist ein Spiel, das sich traut, die Perspektive eines Haustiers einzunehmen und die emotionalen Herausforderungen dieser Beziehung zu thematisieren. Es erzählt eine Geschichte über Verlust, Liebe und das Finden von Zugehörigkeit, ohne dabei auf unnötige Dramatik zu setzen. Obwohl das Spiel einige Schwächen hat, insbesondere in der Darstellung der menschlichen Charaktere, der Musikauswahl und der manchmal unpräzisen Steuerung in den Plattform-Segmenten, überwiegen die positiven Aspekte. Die hervorragenden Quicktime-Events und die liebevolle Erzählweise machen die kleinen Mängel jedoch wett.
Wer auf der Suche nach einem ruhigen, nachdenklichen Spiel ist, das die Beziehung zwischen Mensch und Tier in den Vordergrund stellt, wird mit Copycat eine einzigartige Erfahrung machen. Es ist eine berührende Reise, die zeigt, wie wichtig die kleinen, unscheinbaren Momente im Leben eines Haustieres und seines Besitzers sein können.
Als typisches Kind der 90er begann Viktors Gamingleidenschaft mit der PS1 und dem N64 – die erste eigene „Konsole“ war ein lila-transparenter Gamebody Colour mit Pokémon in der gelben Edition. Von Playstation 1-4 wanderten relativ regelmäßig neue Konsolen und Spiele ins Haus, am Liebsten Titel wie Silent Hill, Haunting Ground, Final Fantasy und Kingdom Hearts, aber auch Gamecube, Wii und Switch zogen über die Jahre ein.
Erst mit dem Release der Xbox Series X wanderte er aus dem Camp Sony ab.
In den 2010ern entdecke er seine Liebe für RPG Maker-Klassiker wie Ib und The Witch’s House – denn dafür reichte der schwache Laptop noch aus. 😉 Vom ersten „großen“ Gehalt gab’s dann den ersten Gaming PC, auch wenn er heute einen entspannten Abend auf der Couch mit dem Controller in der Hand bevorzugt.
Heute faszinieren ihn die verschiedensten Titel, von „Baldur’s Gate 3“ über „Stardew Valley“, „Red Dead Redemption 2“ oder auch „Stray“. Ob Adventure, Horror, Fantasy oder Farming Sim – das Genre ist nicht wichtig, hauptsache der Spielspaß stimmt!
Wenn’s mal ein Gaming-Abend ohne PC sein soll, greift Viktor sowohl auf Pen&Paper Klassiker wie Shadowrun und DSA zurück, aber er probiert auch gerne Systeme aus, die weniger bekannt sind („One in a Million / Discworld“ oder „Wanderhome“).