Nfl Season 2022. 17. Spieltag. Die Denver Broncos besiegen die LA Chargers mit 31:28. Russel Wilson – Star-Quarterback der Denver Broncos – erwischt mit 283 Passing Yards, drei Touchdowns und einer Interception einen guten Tag. Die Statistiken lesen sich für jeden Broncos-Fan ziemlich gut – wäre nur die gesamte Saison so verlaufen. Mit fünf Siegen und zwölf Niederlagen blieben die Broncos weit hinter den Erwartungen der Fans und der Franchise selbst zurück. Jeder Trainer würde da nun sagen: „Abhaken, Aufstehen und Weitermachen“. 

Die neue Saison der NFL steht nun vor der Tür und damit auch eine weitere Chance, den Erwartungen gerecht zu werden. Diesen Erwartungen müssen nicht nur die Denver Broncos in der NFL gerecht werden, sondern auch das zu Beginn jeder Saison veröffentlichte Spiel von Electronic Arts – Madden NFL 24. Vorweg kann man schon sagen, dass Madden auch in diesem Jahr wieder einiges richtig macht! Aber eins nach dem anderen. 

Es lässt sich unschwer erkennen, dass ich Anhänger der Denver Broncos bin. Also war die erste Prämisse, den Erfolg nach Denver zurückzuholen. Kaum war das Spiel gestartet, lief auch schon der Franchise-Modus. Serientypisch kann man hier wieder die Rolle wählen, mit der man starten möchte. Auswählen kann man zwischen der Trainer-, Eigentümer- oder Spielerkarriere. Der Umfang, welchen Madden hier bietet, ist großartig. Wenn man es liebt, mit einer Mannschaft mehrere Saisons zu bestreiten und an seinem Team zu feilen, dann kommt man im Franchise-Modus voll auf seine Kosten. Die Entwickler haben in diesem Jahr für die „Focusspieler“ kleine Minispiele eingebaut, um deren Entwicklung durch zusätzliche Erfahrungspunkte zu steuern. Die Minigames sind positionsspezifisch und machen wirklich Spaß. Ich habe mich allerdings im späteren Verlauf immer wieder dabei ertappt, dass ich nach dem Einstellen des Spielplans das Training und damit verbunden die Minispiele übersprungen habe. Trotz aller Neuerungen, Aufstellungen, Interviews, Trades, Aushandeln von Verträgen usw. stellt sich eine gewisse Routine ein.

Das lässt sich aber verschmerzen, da das eigentliche Augenmerk auf der Spielsimulation selbst liegt. Und das macht Madden NFL 24 hervorragend und solide. Die Spiele sind NFL-typisch wahnsinnig gut präsentiert und machen richtig Bock. Dank der „Sapien-Technologie“ fühlen sich die Bewegungen der Spieler deutlich besser an. Hier hat EA anatomisch genaue Spielerskelette mit verbesserten Reaktionen eingebaut. Dies wird besonders dann deutlich, wenn man einen Laufspielzug ansagt und mit dem Running Back durch die Offensive- bzw. Defensive-Line steuern muss. Dabei machen nicht nur die Laufspezialisten viel Spaß, auch die Defense-Spieler reagieren je nach Schwierigkeitsgrad ordentlich auf die Spielzüge. In älteren Spielen der Madden-Reihe war es schwer, mit dem Läufer eine schnelle Bewegung durchzuführen, wenn man ein sich schließendes Gap erkannte. Oftmals blieb man am eigenen Mann hängen und verlor zwei bis drei Yards. In Madden 24 ist dies zwar nicht auszuschließen, aber man findet öfters mal den Platz für einen Raumgewinn. Dafür ist die überarbeitete KI selbstverständlich mitverantwortlich.

Die für mich größte Neuerung ist allerdings das Passspiel. Nachdem man das Spiel zum ersten Mal eingelegt hat, wird man gefragt, welche der drei Passvarianten man wählen möchte. In der ersten Variante namens „Placement and Accuracy“ muss der Pass mit einer kreisförmigen Markierung an den Bestimmungsort gelenkt werden und zusätzlich in einer Powerleiste ein Bereich getroffen werden. Erst dann kommt der eigene Pass auch perfekt an. In der zweiten Variante – „Placement and Power“ – sind die Bereiche ähnlich, nur dass man diesmal die Stärke des Passes treffen muss. Für die erste und zweite Form gilt aber auch, dass man nicht immer perfekt treffen muss, damit der Pass ankommt. Auch weniger getimte Pässe finden ihr Ziel. Wenn man sich für eine dieser beiden Varianten entscheiden sollte, braucht es auf alle Fälle etwas Übung. Auf höheren Schwierigkeitsgraden kam hier viel Frustration auf und drei bis vier Interception standen am Ende zu buche. 

Wer sich nicht an diese Spielvarianten herantraut, der kann mit der dritten Passform auf Altbekanntes zurückgreifen. Das Passspiel funktioniert hier genau wie in den Vorgängern auch. 

Alles in allem ist die Spielsimulation wieder einmal sehr gut umgesetzt worden und macht eine Menge Spaß. Ich persönlich fand etwas schade, dass es immer noch zu einigen sehr merkwürdigen Kollisionen kam. Im Großen und Ganzen kann man das verkraften, macht sich aber in einem entscheidenden Spielzug schlecht. Ich hätte mich des Weiteren auch über ein paar neue Spielzüge gefreut. Wer Vorgänger gespielt hat, wird sich schnell an bereits gespielte Spielzüge erinnern. EA muss zwar das Rad nicht neu erfinden, aber eventuell wäre ein eigener Spielzugcreator für viele Spieler eine willkommene Sache. 

Für viele Fans der Reihe wird wohl eher der Modus des Ultimate Team entscheidend sein. Wie in anderen Sportsimulationen kann man hier wieder sein Echtgeld verwenden, um sich neue Packs zu kaufen und die ultimativ wertvolle Karte zu ziehen. Wer dies nicht möchte, kann sich die wertvollen Spieler über den „Transfermarkt“ mit Spielwährung erkaufen oder über verschiedene Spielsituationen/Aufgaben erspielen. Das erspielen dauert selbstverständlich deutlich länger, ist aber eine gute Alternative, wenn man kein Echtgeld ausgeben möchte. Eine für mich persönlich vorteilhafte Neuerung im Ultimate Team ist der Wegfall von Verträgen. In älteren Spielen hat es mich schon genervt meine Superstars ständig mit neuen Verträgen zu füttern. Nachteilig finde ich aber die neue Philosophie im Kartenladen. Packs mit Spielwährung zu kaufen, war in älteren Teilen schon deutlich teuerer. Wenn ich als Neuling 9.500 Münzen für ein Goldpack ausgeben muss, macht das schon einen deutlichen Trend sichtbar. Des Weiteren sind die Goldpacks auch noch auf maximal fünf begrenzt. Man wird also hier gezwungen auf andere Kartenpakete auszuweichen – und diese kosten meist wieder Echtgeld. 

Wenn man dennoch Madden Ultimate Team spielen möchte, dann sollte man sich an die vielen Challenges halten und Münzen sammeln. Das Auktionshaus bietet einigermaßen gute Spieler für wenige Münzen an. Es lässt sich durchaus mal ein Schnäppchen machen. Im Laufe der Zeit steigt man zusätzlich auch den sogenannten Field Pass auf. Auch hier kann man Booster Packs abgreifen. 

Für mich neu war auch der Live Event Abschnitt. Hier wird es sicherlich über die reale NFL Saison einige coole Challenges inkl. Spielerkarten geben. Zum Zeitpunkt des Tests befand man sich noch in der Preseason und das aktuelle Event war eine Art Saisoneinstiegsevent. Mal sehen, was sich EA an dieser Stelle alles einfallen lässt. 

Fazit 7/10

Madden NFL 24 macht für mich einen sehr soliden und guten Eindruck. Als NFL Fan kann man hier zuschlagen, wenn man aktuelle Kader benötigt und auf ein paar Updates steht. Im Franchise Modus bekommt man einiges geboten und kann sein Team zum Erfolg führen. Man muss aber auch sagen, dass es trotz steigender Beliebtheit der Sportart in Deutschland immer noch nicht geschafft wurde, das Spiel in deutscher Sprache auf den Markt zu bringen. Das ist wirklich ein großes Manko – hier sollte definitiv eine Veränderung stattfinden.