Stormgate

Mich hat Anfang August 2025 ein neues Highlight der Echtzeit-Strategie-Spiele namens Stormgate erreicht. Vor über einem Jahr startete Frost Giant Studios ihr Projekt über eine Kickstarter-Kampagne. Nach Recherche scheinen die Entwickler nach einigen Ankündigungen viel Kritik abbekommen zu haben, wodurch der erste Hype erst einmal geschmälert wurde. Daraufhin wurde das Projekt förmlich runderneuert und ging in die Early-Access Phase. In dieser erreichte mich auch dieses Werk und ich konnte den Übergang aus der beschriebenen Phase live miterleben.
Wie gut sich Stormgate heute macht und ob ihr auf den abfahrenden Zug aufspringen solltet, erfahrt ihr im nachfolgenden Testbericht.

Wieder einmal ist die Erde in Gefahr

Zu Beginn der Kampagne starten wir mit zwei wirklich tollen Videosequenzen, die uns auch den Einstieg in die Geschichte vermitteln. Dort sieht man, wie eines der Tore in ein anderes Reich – für mich so etwas wie die Unterwelt – geöffnet wird und sämtliche Kreaturen, Unholde und Dämonen in unsere bekannte Welt strömen und diese letztlich auch zerstören. Aufgrund ihrer technologischen Fortschritte können einige Vertreter der Menschheit vom Planeten fliehen. Nachdem sich die Geflohenen stabilisiert und weiteren Fortschritt erreicht hatten, zieht es sie zu ihrem Heimatplaneten Erde nach 15 Jahren zurück. Es ist an der Zeit, das Böse zurückzudrängen und mithilfe eines Schlüssels die Tore zu schließen.

Und genau hier steigen wir ein. Wir schlüpfen als Spieler in die Rolle von Amara Nassar, die als Kind an jenem Tag der Öffnung des ersten Tores dabei war. Sie konnte fliehen und hat sich anschließend in die Dienste des Militärs begeben. Als Befehlsempfängerin schickt man sie nun zurück auf die Erde, um die Lage zu sondieren. Natürlich bleibt es nicht dabei und wir finden uns in immer heikleren Situationen wieder.

Ihre Geschichte erlebt man über 12 Missionen hinweg, welche in mehrere Kapitel unterteilt sind. Jede Mission hat dabei eine solide Dauer, weshalb man mit dieser Anzahl gut leben kann. Leider gibt es bislang keine Kampagne für die anderen Fraktionen. Das sollte unbedingt noch eingebaut werden, da es ja auch befriedigend sein kann, die Erde zu vernichten. Und es würde auch die Hintergründe für den Überfall des blauen Planeten nachvollziehbar machen.
Man merkt im Spielverlauf, dass die Entwickler viel Mühe in diese Story gelegt haben. Zwischen den Missionen gibt es eine Menge Kommunikation zwischen den Charakteren, die durch die Sprecher sehr gut vertont sind. Es macht schon Spaß den Protagonisten zuzuhören. Wenn man aber zügiger aktiv ins Geschehen auf der Erde eingreifen will, dann könnten die Gespräche aber auch sehr langwierig erscheinen, vor allem dann, wenn man sich alle „Nebengespräche“ anhört. Bemerkenswert empfinde ich die Briefings. Die Entwickler haben es hinbekommen, dass die Lippenbewegungen unserer Vorgesetzten völlig passend zum gesprochenen Wort sind. Das liest sich zwar wie eine Kleinigkeit, aber überlegt mal in wie vielen Titeln man in diesem Bereich auf Unstimmigkeiten trifft – und das sind oftmals auch Triple-A-Titel.
Rundum kann ich die Kampagne doch empfehlen, auch wenn diese in Sachen Meilensteine nicht wirklich punkten kann. Es ist nunmal einfach, besiege das Böse mit den Mitteln, die zur Verfügung stehen. Abwechslung kommt ab und an immer mal auf, wenn man sich mit ein paar unsichtbaren Einheiten am Feind vorbeischleichen oder gegen einen Bossgegner antreten muss. An die grandiosen Titel von Mimimi Games darf man in Sachen Schleichmechanik aber nicht denken.
Drei spielbare Fraktionen
Gerade konntet ihr von Amara und einer Sorte von Dämonen lesen, aber tatsächlich stecken hinter diesen Charakteren und Umschreibungen direkte Fraktionen. Insgesamt könnt ihr drei verschiedene Spezies ins Gefecht führen. Diese spielen sich grundlegend schon ziemlich ähnlich, da man überall entsprechende Gebäude für Militär und Forschung bauen muss. Dennoch unterscheiden sie sich in der Spielweise. Im nachfolgenden Abschnitt möchte ich euch die einzelnen Fraktionen etwas näher bringen.
Starten wir mit dem Volk der Menschheit. In Stormgate werden die Menschen als „die Vorhut“ bezeichnet. Deren Grundlage bilden diverse Roboter und Exoanzüge für die Soldaten. Neben Robotern, die sich um den Abbau von Rohstoffen kümmern, gibt es auch noch solche mit Maschinengewehren und Flammenwerfern. Hinzu kommen noch ein paar Raumschiffe und schnellere Fahrzeuge. Gebäudebautechnisch hat diese Klasse keinerlei Einschränkungen. Weshalb ich das erwähne, werdet ihr gleich merken.

Die zweite Fraktion nennt sich „das Infernale“. Wenn ich vorhin über Unholde und Dämonen geschrieben habe, dann war die Rede vom Infernalen. Sie verkörpern das pure Böse und kommen auch mit den entsprechenden Einheiten daher. Hier bauen die typischen kleinen Knechte die Rohstoffe ab und errichten Gebäude. Die größeren Schergen kümmern sich dann darum, Leid über den Feind zu bringen. Der Kniff bei diesem Volk ist, dass sie nur auf – sagen wir – verseuchtem bzw. verbranntem Boden bauen dürfen. Um ein Gebiet zu verbrennen, benötigen wir eine Art Säule.

Die letzte Fraktion im Bunde nennt sich „die himmlische Armada“. Diese hochtechnologisierte Alienrasse zeichnet sich durch deren Fortschritt aus. Einheiten und Gebäude besitzen ein Schutzschild, welches folglich vor Angriffen schützt. Deren Problem ist allerdings, dass sie Energie benötigen. Ähnlich dem Infernalen bauen wir hier eine Art Kristall, der es uns ermöglicht, in dessen Radius neue Gebäude zu bauen. Denn auch die Gebäude dieses Volkes brauchen Energie. Ihr könnt es euch so vorstellen, als ob ihr eine Art Stormnetzwerk errichtet, um alle Dinge am Laufen zu halten.

Wer sich etwas im Bereich RTS-Spielen auskennt, der wird sich hier direkt an die Terraner, Zerg und Protoss erinnern. Und man wird förmlich gezwungen diesen Vergleich anzubringen, da es meiner Ansicht nach viel zu offensichtlich ist. Meine Zeiten in Starcraft sind schon lange vorbei, weshalb ich keine genaue Auskunft geben kann, aber für mich gibt es in Stormgate diesbezüglich wenig eigene Ideen.
Der Multiplayer – das Herzstück von Stormgate
Neben der Kampagne dürft ihr selbstverständlich mit Freunden oder Spielern aus aller Welt in den Kampf ziehen. Ihr habt die Möglichkeit, als Team gegen die KI anzutreten oder direkt im 1 gegen 1 um den Sieg zu ringen.

Entscheidet ihr euch für das Eins gegen Eins, startet ihr mit einem Hauptgebäude und ein paar Arbeitern. Es gilt zwei Formen von Rohstoffen zu erlangen, um damit weitere Gebäude und Einheiten bauen zu können. Außerdem gibt es im Verlauf einer Partie eine Art zufälliges Event, bei dem sich an einem der festgelegten Positionen ein Tor öffnet. Fügt man diesem Schaden zu, erhält man bspw. einen Bonus auf die Produktion. Und am Ende gilt es dann nur noch, den Gegner und seine Basis zu zerstören.
Die Matches spielen sich wirklich sehr zügig und auch flüssig. Hier spielt Stormgate schlicht und einfach seine Stärken aus. Etwas schade ist, dass man zum jetzigen Zeitpunkt keine Schlachten im Zwei gegen Zwei, Drei gegen Drei o. ä. schlagen kann. Diese Optionen stehen zum derzeitigen Entwicklungsstand nicht zur Verfügung. Sie können aber jederzeit implementiert werden. Das wäre nebenbei gesagt auch wirklich sinnvoll.
Im kooperativen Spiel hingegen wählt ihr zum Start einen der Helden aller Fraktionen aus. Mit diesen geht es dann den KI-Horden an den Kragen. So müsst ihr nicht nur deren Basen zerstören, sondern auch noch die geöffneten Tore schließen.

Der Koop-Modus war jetzt noch nicht so wirklich mein favorisierter Modus, da ich mich lieber mit echten Gegenspielern messe. Wöchentliche Herausforderungen sollen die Motivation auch im Koop hoch halten. Dennoch muss man sagen, dass sich hier noch einiges verändern kann, da die Entwickler besonders in diesem Bereich noch aktiv arbeiten.
Nach einer erfolgreichen Mission sammelt der gewählte Held Erfahrungspunkte und man schaltet ein paar Kleinigkeiten frei. So habt ihr die Möglichkeit, den Rahmen des eigenen Spieleremblems zu verändern. Ein recht cooles Gimmick für Neueinsteiger ist ein kleiner Bot. Dieser hilft dem Spieler beim Basenbau und der Rekrutierung von Einheiten. So kann man sich erstmal auf den Kampf konzentrieren. Das habe ich so bisher noch in keinem Spiel gesehen.
Nicht ganz eindeutige Preispolitik
Wer sich diese Teilüberschrift durchliest, fragt sich sicher, was genau jetzt folgen wird. Ich möchte euch diesbezüglich nicht auf die Folter spannen und direkt zum Punkt kommen. Es geht um das Bezahlprinzip.
Richtig genial ist die Tatsache, dass man Stormgate kostenlos (!) spielen kann. Wer also kein Geld in Starcraft setzen möchte, der findet hier eine richtig gute Alternative. Die Fraktionen funktionieren und spielen sich gut, die Multiplayer Gefechte sind schnell und spannend und grafisch hat das Spiel seinen ganz eigenen Charme. Mir sind im gesamten Testzeitraum auch keine Bugs, Lags oder Spielabstürze begegnet. Inwiefern die Balance zwischen den Fraktionen stimmig ist, wird sich auf lange Sicht und weiteren Multplayer-Gefechten zeigen. Auch hier bin ich auf keine Probleme gestoßen.

Der Vorteil im Vergleich zu anderen Spielen ist hier definitiv gegeben. Man kann das Spiel selbst ausprobieren und kann im Nachgang entscheiden, ob man noch mehr Content möchte.
Trotzdem muss ich sagen, dass ich es schade finde, ein nicht ganz „vollständiges“ Spiel zu bekommen. Ich kann zwar die ersten drei Missionen in der Kampagne spielen, muss aber für den Rest ca. 25€ bezahlen. Nebenher gibt es im Ingame-Shop die Möglichkeit, Helden für die Koopvariante zu erwerben. Zurzeit kann man diese mit 15% Rabatt für 8,29€ kaufen.
Allerdings werfen sich hier fragen auf. Ich bin davon ausgegangen, dass ich für die Helden bezahlen muss, um dann mit Freunden gegen die KI anzutreten. Laut Steam bekommt man jene Helden nämlich erst ab dem Basic Bundle. Nach einem Testversuch konnte unser Redakteur Gunter aber auch alle Charaktere nutzen, obwohl er lediglich die kostenfreie Version hatte. Ich vermute, dass es daran liegt, dass die Entwickler noch in diesem Bereich arbeiten (s. Info im Hauptmenü). Es wäre da nur logisch, wenn man möglichst viele Spieler in den Modus schickt. Wir kennen es ja alle von sämtlichen Open Betas etc. Es könnte also passieren, dass nach diesem Zeitraum, Helden zum Spielen erworben werden müssen. Jedoch merkt ihr, hier gibt es noch einiges an Konjunktiv und eine Menge Spekulation.
Wer es allerdings auf die Spitze treiben möchte, der kann sich noch weiter im Shop austoben. Neben den vielen Helden gibt es noch kleine Tierchen, die sich im Spiel in der eigenen Basis aufhalten. Welche Rolle sie spielen, kann ich nicht sagen, weil ich keines davon hatte und meine Gegner nie etwas mit ihnen angefangen haben.

Abschließend ist die Frage, ob man das wirklich braucht und welchem Zweck das Ganze dienen soll. Meiner Ansicht nach darf es diesen Ingame-Shop gern geben, wenn dieser aber Dinge mit einer gewissen Sinnhaftigkeit enthält. Und aus reiner Spielersicht sind die Helden und Gegenstände einfach zu teuer. Man sollte hier lieber die Zeit nutzen, um die Kampagne bzw. den Multiplayer-Modus voran zu bringen. Dann ist es mir auch lieber, einmalig für ein gutes Spiel zu bezahlen, in dem ich allumfassend Spielzeit investiere. Und wenn ich so viel Zeit im Spiel verbracht habe, werde ich mir wohl eher überlegen, ein DLC zu kaufen.
Fazit 7/10
Stormgate ist kein schlechtes Spiel und macht viele Aspekte richtig. Die Entwickler haben zu vorangegangenen Spielversionen ordentlich Arbeit investiert und ihr Spiel auf ein Niveau gebracht, bei dem man sagen kann: Sollte man mal gespielt haben. Die Fraktionen spielen sich recht flüssig und die Partien haben ein ordentliches Tempo. Spaß ist garantiert.
Mir fehlen aber die eigenen Ideen. Ich komme einfach nicht von dem Gedanken los, dass ich eines der Spiele von Blizzard spiele. Die Kampagne schafft auch keine neuen Innovationen und dann sind da noch die Dinge im Ingame-Shop. Die Entwickler müssen aber noch einige wesentliche Dinge implementieren (s. Zwei gegen Zwei Spielvariante) und haben deshalb noch einiges vor sich. Wenn sie sich auf das richtige fokussieren, kann uns Stormgate noch viel Freude bereiten.
Am Ende seid ihr es aber als Spieler, die sich einen eigenen Blick verschaffen müssen. Der Vorteil an Stormgate ist, dass ihr das Spiel super über die kostenlose Variante testen könnt, um danach ggf. zu investieren und die Entwickler zu unterstützen.

Flo ist ein Spieler durch und durch. Egal, ob Karten-, Brettspiele oder Spiele in der digitalen Welt – alle sind ihm heimisch. Seine Anfänge machte er mit dem damaligen Spiel „Hugo“ oder der blauen Edition auf dem Gameboy Color. Im Jugendalter widmete er sich neben seinem sportlichen Ausgleich dem Strategiegenre, weshalb „Age of Empires 2“ oder die „Total War“-Reihe immer noch zu seinen Lieblingsspielen zählen.
Neben diversen Strategiespielen ist er auch ein großer Freund von sämtlichen kooperativen Games. Aus diesem Grund zählen wohl „7 Days to Die“ und „Dead by Daylight“ zu den am meisten gespielten Spielen überhaupt. In diesem beiden Titeln kann und konnte er auf beste Unterstützung von Maik und Gunter zählen.
Wichtig ist allerdings, dass die Spiele eine Crossplay-Funktion besitzen, da er vorwiegend auf der Playstation unterwegs ist. Der PC und die Nintendo Switch befinden sich aber auch in seinem Repertoire.