Luigi’s Mansion 2 HD
Gut 22 Jahre ist es mittlerweile her, dass Marios grün gekleideter Bruder Luigi, als Starttitel des Gamecubes, mit Luigi’s Mansion zum ersten Mal in die Rolle des Helden schlüpfen durfte. Elf Jahre später folgte der Nachfolger Luigi’s Mansion 2 für die Handheld-Konsole 3DS. Und noch einmal elf Jahre später wurde das Spiel vor ein paar Monaten für Nintendo Switch nochmal als HD Remaster neu aufgelegt. Ob Luigis zweites Gruselabenteuer immer noch etwas taugt, habe ich mit meiner Taschenlampe genau durchleuchtet.
Von allen guten Geistern verlassen
Eigentlich widmet sich der ängstliche Luigi nach den Ereignissen des ersten Teils zu Recht wieder seinem entspannten Alltag und will mit Geistern nichts mehr zu tun haben. Doch der über ambitionierte und leicht verschrobene Professor Immanuel Gidd (I. Gidd), untersucht nach wie vor die ulkigen Spektralwesen der Villa, die ihm sogar bei seinen Forschungen zur Hand gehen. Als die fiesen Buu Huus jedoch den sogenannten Finstermond in sechs Teile zersprengen und damit stiften gehen, gerät die wilde Totenschaar außer Kontrolle und I. Gidd muss flüchten.
Um die Geister wieder zur Besinnung zu bringen und sein Labor zurückzubekommen, holt der Geister-Doc natürlich sofort wieder den armen Luigi ran. Erneut muss der Klempner als Held wider Willen ohne Ende Geister fangen, die Finstermond-Teile sammeln und natürlich letztendlich viel mehr retten, als nur das Labor des Professors. Dafür Die Handlung bleibt Mario typisch seicht, aber leider selbst für Nintendo Verhältnisse sehr vorhersehbar. Wir wissen als Spielende schon lange Bescheid, während I. Gidd und Luigi noch im Dunkeln tappen. Das kann man als störend empfinden, beeinträchtigt das Spielerlebnis aber kaum.
Schicke Hütte
Um es gleich vorweg zu nehmen: grafisch kann Luigis zweiter Ausflug auf der Nintendo Switch ebenso überzeugen, wie Luigi’s Mansion 3. Die 3D-Modelle wurden quasi auf den gleichen Stand gebracht, nur bei den Animationen hatte ich gelegentlich das Gefühl, ab und zu die Ursprünge der Taschenkonsole hervorschimmern zu sehen. Was das Spiel mit Licht und Schatten, sowie Auflösung und Kantenglättung angeht, braucht sich das Remaster jedoch keineswegs zu verstecken.
Das fällt vor allem im Vergleich zum Vorgänger auch deswegen auf, da Luigi diesmal nicht nur eine, sondern gleich fünf verschiedene Gemäuer erkunden muss. Von der klassischen Gruselvilla, über eine alte Mine, zwei Türme im Wald und eine verschneite Berghütte ist da wirklich fast alles dabei, was das Gruselkabinettkonzept so hergibt. Die Gebäude sind wirklich charmant designt, könnten aber vor allem für Erwachsene noch ein wenig mehr Gruselatmosphäre vertragen. Klar, hier steht der Spaß im Vordergrund, aber der Erstling hat diese Balance meiner Meinung nach etwas besser hinbekommen.
Gameplay 08/15?
Um sich der Geistermeute zu stellen, hat Luigi wieder einmal sein Taschenlampe und den modifizierten Staubsauger Schreckweg 09/15 dabei. Mit der Lampe leuchten wir die unsichtbaren Strolche an, um sie zu lähmen und angreifbar zu machen. Danach können wir mit dem Schreckweg so lange saugen, bis die Trefferpunkte der Geister aufgebraucht sind und sie im Beutel landen. Das macht auch diesmal grundsätzlich wieder eine Menge Spaß, wird aber leider auch nach einiger Zeit etwas eindimensional, da wirklich so gut wie jeder Gegner nach diesem Prinzip funktioniert.
Das ganze wird in Teil zwei ergänzt durch die Strobofunktion und die Düsterlampe. Manche Gegenstände und Gegner sind grundsätzlich unsichtbar und müssen erst mit der Düsterlampe zum Vorschein gebracht werden. Dann erscheinen diverse Irrlichter, die wir einsaugen müssen, um den Gegenstand dauerhaft sichtbar zu machen. Zudem reicht bei Feinden kein einfaches anleuchten, sondern wir müssen den Stroboblitz aufladen. Nur der macht Gegner stofflich und lähmt sie für wenige Sekunden. Letztendlich tragen diese Gameplay-Elemente leider nicht wirklich zu einer neuen Erfahrung bei, sondern machen bestehende Mechaniken nur umständlicher. Letztendlich heißt es immer noch anleuchten und einsaugen. Da wurde eine Chance vertan.
Mission ohne Passion
Die fundamentalste Neuerung ist da noch die Aufteilung des Spiels in einzelne Missionen. Die sind manchmal ziemlich kurz, manchmal (gefühlt) ziemlich lang, kommen aber im Schnitt etwa bei einer halben Stunde Dauer an. Zwischendurch kann nicht gespeichert werden, was dank der Standby-Funktion der Switch zwar grundsätzlich kein Problem ist, mich aber trotzdem manchmal echt genervt hat und vor allem wenig nachvollziehbar ist.
Zudem laufen die Missionen fast immer nach demselben Muster ab. Wir gehen rein, durchsuchen alle Räume und fangen alle Geister, denen wir begegnen. Entweder müssen wir einen bestimmten Gegenstand finden und einsammeln, oder wir müssen die entführten Toad-Gehilfen des Professors retten und sicher zu einem Teleporter geleiten. Vor allem diese Missionen haben mit ihrem sehr gemächlichen Tempo manchmal stark an meinen Nerven gezerrt. Aber trotzdem kann ich den knuffigen Toads einfach nicht lange böse sein, denn die sind herzallerliebst animiert und sind mit ihrer ausufernden Mimik einfach herrlich „drüber“.
Chaotische Geister bedeuten chaotische Kämpfe
Leider kann Luigi’s Mansion 2 HD auch das klassische Dilemma der Serie nicht wirklich lösen: Die Kämpfe. Die sind elementarer Bestandteil des Spiels, erlauben uns aber erschreckend wenig Kontrolle. Sobald wir einen Geist einsaugen, werden wir von ihm nahezu unkontrollierbar durch die Zimmer gezerrt und müssen in die entgegengesetzte Richtung lenken, um seine Trefferpunkte zu senken. Zu Beginn funktioniert das noch ganz gut und zügig und macht grundsätzlich auch hier Spaß. Wobei der „Hab dich!“-Effekt, wenn man einen Geist gefunden hat, bei mir noch viel mehr überwiegt, als die Freude, den Geist zu fangen.
Aber vor allem im letzten Drittel des Spiels, wenn die Gegner zahlreicher und Fähiger werden, bricht das Chaos aus. Denn dann müssen wir regelmäßig ausweichen und die einzige, realistische Chance dazu, ist das Fangen abzubrechen und davonzulaufen. Das funktioniert auch aufgrund der sperrigen und trägen Steuerung mal mehr und mal sehr viel weniger gut. Vor allem macht es aber schlicht nicht mehr Spaß, als einfache Kämpfe, da wir eben nie die Kontrolle über das haben, was passiert. Stattdessen werden die Kämpfe nach hinten raus nur noch langwierig und anstrengend, ohne groß neue Fähigkeiten von uns zu verlangen.
Fazit 7/10
Ich weiß, dieser Test liest sich überwiegend vermutlich überraschend negativ, dafür dass hier jetzt immerhin eine sieben steht. Aber ich kann’s nicht beschönigen, Luigi’s Mansion zwei hat mir teilweise wirklich einiges an Nerven geraubt. Das Missionsdesign ist für mich im Gegensatz zur eher durchgängigen Erfahrung des Vorgängers eine Fragwürdige Änderung. Ich werde das Gefühl nicht los, dass man diese Mechanik als Ausrede nimmt, um dieselben Räume eines Hauses mehrfach zu recyclen.
Dazu artet Luigi’s Mansion 2 HD leider ein ums andere Mal in echte Arbeit aus und Figuren, wie der Geisterhund, die eigentlich Sympathie hervorrufen sollen, gehen mir nur noch auf den Keks. Nichts desto trotz bringt der tollpatschige, grüne Klempner einfach wieder einmal eine Menge Charme und Witz mit. Trotz des oft recht repetitiven Gameplays, was im Grunde nur aus Geisterfangen und Räume von oben bis unten ableuchten besteht, hatte ich die meiste Zeit wirklich Spaß mit dem Game. Auch die störrische Steuerung kann ich dem Spiel verzeihen, sobald ich akzeptiert habe, dass manche Kämpfe nun mal leider ätzend lange dauern MÜSSEN. Dafür ist das Spiel selbst, mit ca. 15 Stunden Spielzeit, angenehm Kompakt.
Ein großer Pluspunkt, den ich noch gar nicht erwähnt habe, ist der Multiplayer-Modus. Hier können wir mit bis zu drei weiteren Geisterjäger:innen die Stockwerke des Wirrwarrturms erklimmen und gemeinsam Geister fangen. Der verliert zwar aufgrund der bereits genannten Schwächen des Kampfsystems auch recht schnell seinen Reiz, macht bis dahin aber auch DANK des Chaosfaktors durchaus Spaß. Vor allem für Familien eine fröhliche Angelegenheit.
Spielte Videospiele, noch bevor er Fahrrad fahren konnte. Hat als einer der letzten Zivis den Gedanken an ein Medizinstudium verworfen und stattdessen „irgendwas mit Medien“ in der Weltmetropole Ilmenau im beschaulichen Thüringer Wald studiert. Über das Campus-TV schließlich den Weg eines (Video-) Redakteurs eingeschlagen und 4 Jahre lang im Esports-Bereich gearbeitet. Danach gings ins lineare Fernsehen und dann auf die andere Seite des Spektrums in die PR. Weil es ihm aber beim Thema Gaming und anderer medialer Unterhaltungskunst immer noch 24/7 in den Fingern juckt, gibt es jetzt, wann immer es die Freizeit zulässt, Reviews und Previews von ihm.