Fae Farm
Das Feld an Lebens- und Bauernhofsimulationen sollte allmählich übersättigt sein, wenn man sich das bereits verfügbare Angebot mit Titeln wie Animal Crossing: New Horizons, Stardew Valley oder Story of Seasons anschaut. Dennoch versuchen die Entwickler von Phoenix Labs mit Fae Farm in die gleiche Kerbe zu schlagen und wir können bereits jetzt sagen, dass sie das unheimlich gut machen. Dank bekannter Mechaniken, welche mit eigenen Ideen und vor allem einer gut ausbalancierten Steuerung kombiniert werden, entsteht ein süchtig machendes Konzept, welches wohl jeden Genre-Fan in seinen Bann zieht. Was euch dabei alles erwartet und wie unser Eindruck hierzu ist, erfahrt ihr nachfolgend.
Bevor das Abenteuer in Fae Farm startet, dürft ihr euren eigenen Charakter kreieren. Die Auswahl kann sich dabei wirklich sehen lassen, denn ihr dürft frei über Frisuren, Münder und Augen verfügen und auch die passenden Farben könnt ihr festlegen. Zudem dürft ihr auch wählen, ob ihr geschlechtsneutral sein möchtet und ob ihr eher ein schmaler oder kräftigerer Charakter seid. Das freut einen als Spieler und vor allem als Papa doch sehr, da nicht an Modelmaßen oder ähnlichem festgehalten wird. Hier vermittelt Fae Farm bereits eine wichtige Botschaft, die noch nicht in allen Köpfen der Gesellschaft angekommen ist.
Habt ihr das Design eures Charakters einmal beendet, geht es aber auch schon los. Wir finden uns nach einer kurzen Eröffnungssequenz auf der Insel Azoria wieder, auf welcher ihr auch direkt von der Bürgermeisterin empfangen werdet. Diese klärt euch darüber auf, dass Strudel den Weg nach Azoria erschweren, weshalb Handelsketten und Schiffsverkehr beeinträchtigt sind. Von der Bürgermeisterin erhaltet ihr dann ein schickes Häusschen auf einem anfänglich unwegsamen Gelände, das von Bäumen, Büschen und Steinen belegt ist. Hier beginnt dann euer eigentliches Abenteuer in Fae Farm.
Bereits nach kurzer Zeit werde ihr feststellen, dass viele Elemente bereits aus anderen Genre-Ablegern bekannt sind. Zu euren ersten Aufgaben zählt es beispielsweise, dass Gelände auf eurem Hof von allem Unrat zu befreien. Hierfür erhaltet ihr unterschiedliche Werkzeuge wie eine Spitzhacke, eine Schaufel oder auch eine Axt, womit die Arbeit losgehen kann. Hier machen für mich die Entwickler von Phoenix Labs den ersten tollen Schritt, denn ihr müsst die Werkzeuge nicht einzeln anlegen und per Hand wechseln. Je nachdem welcher Arbeit ihr nachgeht, verwendet eure Spielfigur diese automatisiert. Heißt in der Praxis, dass wenn ihr gerade mit der Axt einen alten Baumstamm entfernt habt und anschließend einen Stein zerkleinern möchtet, dass ihr die gleiche Taste weiter betätigt und der Wechsel zur Spitzhacke ohne Zutun vollzogen wird.
Habt ihr diesen ersten Schritt der Säuberung erledigt, geht es dann ans Eingemachte. Felder müssen angelegt und mit Samen versorgt werden, tierische Begleiter können für den Hof erworben werden und brauchen eure Zuneigung und auch euer Heim darf mit allerlei Nützlichem oder Dekorationen versehen werden. Die Grundlagen hierzu lernt ihr durch die Charaktere Azorias, welche allesamt mit ganz eigenen Quests auf Neues vorbereiten. Zudem findet ihr immer wieder neue Rezepte in der Umgebung, wodurch sich schnell ein riesiger Katalog an Möbeln ergibt, weshalb ihr nach Herzenlust euren Hof herrichten könnt, vorausgesetzt ihr habt die richtigen Materialien dabei.
Diese Materialien findet ihr entweder auf eurem Hof, könnt sie in den hiesigen Läden erwerben oder ihr geht in einer Mine auf die Suche nach diesen. Die Minen erinnern dabei vom Grundkonzept an jene aus Stardew Valley und sind ein ebenso großer Motivationsfaktor wie die vielen auffindbaren Möbel und Dekorationen. Grund hierfür ist, dass jene Minen Materialien wie Kupfer oder Eisen beherbergen, welche ihr für die Verbesserung eurer Werkzeuge bei der Schmiede verwenden könnt. Durch die optimierten Werkzeuge lassen sich dann Baumstämme schneller zerkleinern oder auch Büsche effektiver entfernen. Darüber hinaus werdet ihr in den Minen aber auch auf unterschiedliche Monster treffen, die ihr mittels Zauberstab besiegen könnt.
Für all diese Aufgaben verfügt euer Charakter über drei Leisten, die sich auf Lebenspunkte, Ausdauer und Mana aufteilen. Die Lebenspunkte entscheiden darüber, wie viele Treffer ihr im Kampf einstecken könnt, Ausdauer benötigt ihr für die täglichen Arbeiten auf dem Hof und in der Mine und dank des Manas könnt ihr auch spezielle Fähigkeiten freischalten, wodurch ihr beispielsweise gleich neun Felder zugleich von Steinen und Erzen befreien könnt. Das alles spielt sich dabei wunderbar und dank der zuvor erwähnten Möbel und Dekorationen könnt ihr eure Werte sogar noch verbessern. Schafft ihr es nämlich, bestimmte Objekte in eurem Haus zu platzieren, erhöhen sich eure Statuswerte und ihr könnt pro Tag deutlich mehr erledigen.
Die einzelnen Tage haben dabei eine angenehme Ingame-Zeit und vor allem das im Vergleich zu anderen Titeln etwas zügigere Verbessern eurer Werkzeuge sorgt für einen tollen Spielflow. Hinzu kommen allerlei Nebenquests und der Aufbau von Freundschaften und Romanzen auf Azoria, was zu einem stimmigen Gesamtbild führt. Doch auch allerlei Geheimnisse wollen von euch gelüftet werden, wenn ihr beispielsweise relativ früh zu Spielbeginn eine verschneite und zugleich unpassierbare Landschaft entdeckt oder ihr euch vor einer rot leuchtenden Mauer wiederfindet. Solche kleinen und großen Entdeckungen werdet ihr immer wieder machen, was Fae Farm für mich zu einem genialen Spiel macht.
Zu alle dem Hinzu kommen auch noch unterschiedliche Jahreszeiten, welche mit ganz eigenen Thematiken glänzen können. Diese bestimmen jedoch auch, welche Pflanzen auf dem Hof ausgesät werden können und welche für andere Jahreszeiten bestimmt sind. Dank kleinerer Events und Geburtstagen von den Menschen Azorias gleicht somit fast kein Tag dem anderen und ihr werdet euch in diese Welt nach und nach verlieren. Da das alles sogar im Mehrspieler-Modus erlebt werden kann, stehen einem so unendlich viele Möglichkeiten bevor, auch wenn wir diesen noch nicht selbst testen konnten. Die Vorfreude darauf ist jedoch immens.
Kritik kann vor allem im Bereich der Technik und des Charakterdesigns geäußert werden. So kommt es immer wieder zu Rucklern und manches Mal friert das Spiel auch für einige Sekunden ein, wobei dies zu keinen Abstürzen oder ähnlichem führte. Das Charakterdesign dürfte zudem noch etwas aufpolierte sein, da diese durch ihre knuffige Optik sich dann aber doch irgendwie zu ähnlich sind und auch der Tiefgang bei ihren Persönlichkeiten fehlte mit. Das ist am Ende aber auch Kritik auf hohem Niveau, da mich lange kein Spiel mehr so begeistert und motiviert hat. Entsprechend kann an dieser Stelle nur eine klare Kaufempfehlung ausgesprochen werden.
Fazit 9/10
Ich bin begeistert. Fae Farm schafft es, durch kleine Handgriffe das Genre der Bauernhof- und Aufbausimulation auf gewinnbringende Art und Weise zu verändern, wodurch ich die letzten Tage an den Bildschirm gefesselt war. Immer wieder sagte ich mir, dass nur noch dieser eine Tag oder diese eine Aufgabe erledigt werden muss, bevor ich die Konsole zur Seite lege. Dazu kam es jedoch fast nie, weshalb ich bereits jetzt viele Kontakte auf Azoria geknüpft habe und mein Eigenheim langsam die Form annimmt, wie ich es gerne hätte. Habt ihr Spaß an solchen Spielen, werdet ihr um Fae Farm nicht herum kommen, denn das Gesamtpaket ist bis auf kleinere Ausnahmen nahezu perfekt.