Donkey Kong Bananza

Donkey Kong Bananza Titelbild

Ich geb’s direkt zu: Donkey Kong Bananza hat bei mir nach seinem Ankündigungstrailer keinen leichten Stand gehabt. Das neue Design und die krass überzogene, Cartoon-artige Mimik des Nintendo-Gorillas waren mir einfach zu sehr „drüber“. Das hat sich auch bis heute nicht geändert! Zumindest Gameplay-technisch konnte der Anspieltermin auf der Nintendo-Experience einige Sorgen bei mir auflösen. Die Frage nach der Qualität und vor allem Langzeitmotivation blieb jedoch bestehen. Nachdem der Abspann über den Bildschirm geflimmert ist, kann ich sagen: Donkey Kong Bananza ist ein Meisterwerk und DER aktuelle Systemseller für die Switch 2, noch vor Mario Kart World!

Donkey Kong macht Daumen hoch© Nintendo
Da hat Donkey gut grinsen: Sein neuestes Abenteuer schlägt ein, wie seine Fäuste!

Runter, damit es aufwärts geht!

Die Handlung von Donkey Kong Bananza ist Nintendo typisch schnell erklärt. Donkey Kong tritt einem Bergbauunternehmen bei, um den Gerüchten nach Gold und unterirdischen Kristallbananen (Banandium) nachzugehen. Nach ersten Erfolgen tritt jedoch der rücksichtslose Void Kong auf den Plan, der ein noch größeres Ziel verfolgt. Tief unten am Planetenkern soll sich eine „Banandium-Ader“ befinden, die jeden Wunsch erfüllen kann. Durch Zufall wird Donkey in ein Wurmloch gezogen, dass ihn in eine tiefere Schicht des Planeten befördert. Von hier aus gibt es also nur noch einen Weg nach oben: Weiter nach unten zur Banandium-Ader und sich mit einem Haufen Bananen nach Hause wünschen!

Dabei wird Donkey von einem mysteriösen Kiesel begleitet, der sich schon bald als die junge Pauline entpuppt. Mario Fans kennen sie bereits in ihrer erwachsenen Version aus Mario Odyssey und Mario Kart World. Die beiden entwickeln rasch eine herzerwärmende Dynamik, die das junge Mädchen über sich hinauswachsen lässt. Auch wenn die Handlung keinen Oscar gewinnt, ist sie doch für Donkey Kong -Verhältnisse überraschend pompös inszeniert und feuert gerade zum Finale hin nochmal aus allen Rohren. Am Ende erhalten wir zwischen den Zeilen sogar einige interessante Hintergrundinfos zum Mario/DK-Universum und können uns denken, woher New Donk City aus Odyssey ihren Namen hat oder sehen den alten Donkey Kong Jr. Klassiker im neuen Licht.

DK und Pauline mit Krafton Tafel© Nintendo
DK und Pauline erfahren über Chronik-Einträge des Volkes der Kraftons mehr über die Geschichte der Schichten.

Hau‘ rein, Donkey Kong!

Das wahre Meisterstück von Bananza ist jedoch das Gameplay. Wir arbeiten uns Stück für Stück durch verschiedene „Schichten“ des Planeten zum Kern vor, die jeweils ein – mal großes, mal kompaktes – Level darstellen. Die sind gewohnt abwechslungsreich gestaltet und vom Wald über Strand und Eiswelt bis zur gigantischen „Bananenburger“-Fabrik ist alles mögliche dabei.

Die Kernmechanik ist dabei so stumpf wie genial: Mit kräftigen Schlägen nach vorn, oben oder unten kann Donkey Kong zu ziemlich alles zerschmettern, woraus das Level besteht und sich so seine Wege bahnen. Auch große Stücke rausreißen und werfen ist möglich. Auf diese Weise finden wir sehr hochfrequent Ressourcen wie Gold, Fossilien, Schatztruhen oder eben die bereits beschriebenen Bananen.

Erstaunlich gelungen ist dabei die Spielerführung. Sobald wir auf eine Truhe, Banane oder Goldader stoßen, ist das nächste Geheimnis schon wieder in Sichtweite, oder kann zumindest durch unser „Klatschsonar“ aufgespürt werden. Somit hängt uns wirklich durchgängig eine Banane – pardon‘ – Karotte vor der Nase, der wir nachjagen können. Der Spielfluss flutscht einfach so gut, wie bei kaum einem anderen Spiel zuvor. Das ist bei der Offenheit der Levels absolut keine Selbstverständlichkeit.

Donkey Kong Goldsammler© Nintendo
Gold sammeln wir schon fast beiläufig ein. Trotzdem wird`s nicht langweilig und Gold leitet uns geradezu durchs Level.

Macht Donkey Kong Bananza lange genug Spaß?

Aus etwas anderem besteht Donkey Kong Bananza im Grunde nicht. Kann das also lange genug Spaß machen? Überraschenderweise: TOTAL! Denn es kommen mit der Zeit immer mehr verschiedene Materialien unterschiedlicher Härte – teils auch mit besonderen Eigenschaften – ins Spiel. Diese Materialien sorgen auf clevere Weise dafür, dass sich die launige Zerstörungsorgie immer ein Stückchen anders anfühlt und auch die kreativen Zellen fördert.

Denn die Stoffe reagieren auch untereinander nach nach einer festgelegten Logik aufeinander. Das kann dann sowohl bei der Interaktion mit der Spielwelt als auch beim Kampf gegen Gegner wichtig sein. Das Sandbox-Konzept aus Zelda BotW und Mario Odyssey wird hier quasi wörtlich genommen. Wir können die Welt fast schon nach unserem Gusto formen, um eine Lösung zu finden. Das macht ungebrochen Spaß bis zum Schluss.

Donkey Kong zerstört Dornen© Nintendo
Mit Gestein können wir Dornen zerkloppen. Umgekehrt wäre das keine gute Idee.

Ganz neu und doch ein bisschen wie früher

Die Mainquest weicht dabei so gut wie nie von diesem Konzept ab und bleibt dabei recht kompakt. Wer sich nur auf den Weg zum Planetenkern konzentriert, dürfte nach etwa zehn bis zwölf Stunden den Abspann sehen. Wenn Ihr jetzt aufschreit und Euch denkt: „Aber Donkey Kong ist doch eine Jump ´n Run Serie!“, dann keine Sorge. Auch an Euch wird bei Donkey Kong Bananza gedacht. Denn in den verschiedenen Schichten sind zahlreiche Bonuslevel mehr oder weniger gut versteckt und die sind für mich der spaßigste Teil des Spiels.

Die teilen sich auf in schnelle Kämpfe mit Zeit-Limit, für die wir jeweils eine Banane bekommen sowie „klassische“, lineare Geschicklichkeitspassagen, für die es bis zu drei Bananen gibt. Um die zwei Extrabananen zu bekommen, müssen wir manchmal ein bisschen um die Ecke denken oder dem Entdeckertrieb nachgeben. Hier werden die Spielmechaniken zu angenehm vielfältigen Rätseln oder eben Geschicklichkeitstests verwurstelt, die zumindest einen Hauch des klassischen DK-Gefühls aufkommen lassen. Wollt Ihr davon möglichst alle auf Eurem Weg zum Kern mitnehmen, dann könnt Ihr locker das Vierfache an Zeit für Euer Abenteuer einplanen.

Donkey Kong Bonuslevel im Dschungel© Nintendo
Die Bonuslevel sind ein großes Highlight von Donkey Kong Bananza.

Für Nostalgie sorgen auch zahlreiche Gastauftritte bekannter Charaktere aus dem DK-Universum oder Anspielungen auf frühere Teile. Cranky gibt seine Schimpftiraden zum Besten, Diddy und Dixie sagen hallo und auch ein Ritt auf Rambi darf natürlich nicht fehlen. So neu alles auch aussieht: Da läuft doch der ein oder andere wohlige Schauer den Rücken hinab.

Wie das hier aussieht!

Apropos Aussehen: Donkey Kong Bananza kommt ungewohnt knallig daher. Die Level sind kunterbunt, mit stark gesättigten Farben und sehr klaren Kanten. Texturen sind selten wirklich komplex oder aufwendig gestaltet. Das ist zunächst ungewohnt und muss auch nicht jedem gefallen. Doch schnell wird klar, das es der Spielbarkeit absolut dienlich ist. Materialien sind zu jeder Zeit gut erkennbar und die Levelstruktur dadurch schön lesbar. Diesem Prinzip ordnet sich die Präsentation voll unter, einen grafischen Meilenstein braucht niemand zu erwarten. Trotzdem kann man nicht umhin, Bananza als hübsches Spiel zu bezeichnen. Lediglich das – in seltenen Fällen – krass überstrahlende Licht wirkt schlicht und einfach wie ein Grafikfehler.

Donkey Kong Canyon Level© Nintendo
Klare Formen und Farben lassen uns den Levelaufbau fast immer sofort erkennen.

Beeindruckt hat mich persönlich vor allem die Kameraführung. Bei einem Spielsystem mit so vielen Variablen und Möglichkeiten kann einfach eine Menge in dieser Richtung schiefgehen und dennoch passiert es nur ganz selten, das die Übersicht flöten geht. Auch wenn sich DK wie ein Wurm durch einen riesigen Hügel gräbt, haben wir ihn stets gut im Blick und nichts störendes kommt dazwischen, geschweige denn, dass unkontrollierte Schwenks das Bild trübten. Das ist schon eine technische Meisterleistung! Da kann man auch mal kleinere Ruckler verzeihen, die das Spielgefühl zum Glück nie wirklich stören.

Abenteuer tief unter der Erde – doch die Steuerung hat der Himmel geschickt!

Größtenteils läuft das Spiel nämlich super flüssig, sowohl auf dem Fernseher als auch auf dem Handheld. Wenn es überall blinkt, kracht und Brocken durch die Gegend fliegen, dann gerät alles andere in den Hintergrund.

Donkey Kong gräbt sich ein© Nintendo
Auch wenn wir noch so tief graben: Es bleibt so gut wie immer übersichtlich!

Ohnehin ist die größte Stärke des Titels seine tadellose Spielbarkeit. Nach kurzer Eingewöhnung fühlt es sich so an, als würden sich unsere Gedanken direkt aufs Spiel übertragen. Tastenbelegung und Aktionen sind super logisch verbunden und jede Aktion ist eigentlich in jeder nur erdenklichen Situation ausführbar und wird auf im Kontext sinnvolle Art durchgeführt. Dazu kommt, dass sich Donkeys Schläge oder der Einschlag geworfener Objekte sowie das Sammeln von Bananen und anderen Ressourcen einfach unheimlich befriedigend anfühlen.

Bananza!!!

Ein wichtiges Element sind auch die namensgebenden Bananzas. Das sind verschiedene Verwandlungsformen, die Donkey Kong mithilfe von Paulines Gesang annehmen kann und sein Fähigkeiten-Repertoire erweitern. Die Kong Bananza macht Ihn quasi zum Super-Sayajin-Gorilla und seine Kraft nahezu unaufhaltbar. Der Elefant saugt Material ein und wirft es als Kugeln, während das Zebra super Schnell rennt, die Schlange hoch springt und der Strauß kurz fliegt.

Donkey Kong Kong Bananza mit Gegner© Nintendo
Mit der brachialen Kong Bananza können wir diesen Gegner mit nur einem Punch durch die Felswand feuern und seine Felsschicht bis zum Kern zerbröseln.

Die Verwandlungen halten nur eine gewisse Zeit und sind für manche Rätsel oder auch Bosskämpfe notwendig. Vor allem im späteren Spielverlauf müssen wir auch blitzschnell zwischen den Formen wechseln und ihre Stärken kombinieren, um Erfolg zu haben. In diesen Momenten spielt das System seine Stärken voll aus. Leider sind mir die Formen etwas zu unausgeglichen. Eigentlich lässt sich fast alles mit der Kong-, Straußen- und manchmal auch Schlangen-Bananza regeln.

Den Elefanten (obwohl der wirklich cool ist!) und vor allem das Zebra braucht man eigentlich so gut wie gar nicht, abseits ihrer designierten Momente in der Hauptquest. Da wurde doch einiges an Potential liegen gelassen. Dafür dreht der Soundtrack beim Zebra richtig auf, weshalb die Form trotzdem irgendwie auf ihre Weise Spaß macht.

(Nicht) alles Gold was glänzt?

Bei allem Spaß den DKs neues Abenteuer unter Tage macht, bleiben auch ein paar Kritikpunkte. Die „Beliebigkeit“ bei den Verwandlungen findet sich leider noch an anderen Baustellen von Donkey Kong Bananza. Die vielen gesammelten Bananen können wir zum Beispiel in einen Skilltree investieren, um Donkey Kong und seine freigeschalteten Formen zu verbessern. Alle fünf Bananen gibt es einen Punkt, die Fähigkeiten werden mit der zeit immer teurer.

Donkey Kong Skilltree© Nintendo

Während einige Skills durchaus merklichen Einfluss haben, bringt ein Großteil der Boni nicht so wirklich etwas. Manche machen sich geradezu gegenseitig obsolet. Warum soll ich mir etwa ein zusätzliches Herz kaufen, wenn ich für ein-zwei Punkte mehr gleich einen kompletten Satz neuer Herzen in Form einer weiteren Apfelsaftdose kaufen kann?

Dasselbe Spiel setzt sich bei den Bananza-Formen fort, genauso wie bei der Kleidung, die wir mit Fossilien beim Händler kaufen können, um Donkeys Werte weiter anzupassen. Bei den Krawatten ist nur die Goldkrawatte für mehr Truhen wirklich nützlich (auch im Hinblick auf das Finale), alle anderen können getrost im Schrank bleiben. Wer also nicht gerade als Fashionist(a) durchs Spiel rennt, hat nicht viel vom Kleidungssystem.

Donkey Kong Kleidung© Nintendo
Die Schatzkrawatte blieb bei mir (aufgelevelt auf 30%) bis zum Schluss um DKs Hals gebunden.

Weiterhin war das Spiel zumindest mir persönlich viel zu leicht. Ich habe genau einmal mein Leben gelassen und das, weil ich aus purem Übermut ein sehr wahnwitziges Experiment gestartet habe, das gründlich in die Hose ging. Auch Bosse sind selten anspruchsvoll. Hier kann ich aber zumindest akzeptieren, das Nintendo nun mal seine Einstiegshürde so gering wie möglich halten will, was auch vollkommen okay ist. Spaß hat es schließlich trotzdem gemacht.

Was von der Bananza übrig blieb

Noch leichter wird das Spiel übrigens im jederzeit einschaltbaren Koop-Modus, wenn ein Spieler zwei Pauline kontrolliert und per Fadenkreuz Material verschießen kann. Absolut nicht fordernd, aber eine superschöne, launige Möglichkeit für gemeinsame Stunden vor dem Bildschirm ist das trotzdem.

Donkey Kong Fotomodus© Nintendo
Der Fotomodus ermöglicht durchaus kreative Spielereien.

Ein bisschen witzlos ist dann wiederum der DK-Artist Modus, der ganz offensichtlich nur als sehr bemüht wirkende Not-Demo für das Maus-Feature der Switch 2 dient. Hier können wir verschiedene Modelle mit Farbe besprühen oder gar selbst zu Bildhauer:innen werden. Das ist einmal lustig und dann ist der Zauber verflogen. Da macht der klassische Fotomodus im Spiel doch etwas mehr Spaß. Letztlich sind alle diese Punkte aber nur Kleinigkeiten, die auf der Haben-Seite auch wieder etwas dazu beitragen, dass das Spiel so gespielt werden kann, wie Ihr es gerne möchtet und am Ende eigentlich nichts schiefgehen kann.

Donkey Kong Artist Modus© Nintendo
Der Artist-Modus funktioniert technisch wirklich gut, bleibt aber letztlich eine sinnfreie Spielerei.

Fazit: 9/10

Donkey Kong Bananza ist purer Flow, gegossen in Code. Die Frequenz, mit der das Spiel mit Entdeckungen und kleinen oder großen Erfolgen um sich wirft, spielt einfach noch wilderen Free-Jazz auf der Klaviatur des Belohnungszentrums als TikTok und Instagram. Mir persönlich gefiel diese Ausrichtung schon bei Mario Odyssey nicht ganz so gut, weil sie die einzelnen Aufgaben ein wenig ihrer Bedeutung beraubt und fast schon zur Fließbandarbeit verkommen lässt, aber eines ist unbestreitbar: Dass sie funktioniert – von Anfang bis Ende.

Dazu kommen eine Spielbarkeit und eine Sauberkeit in der Umsetzung, die gerade heutzutage Ihresgleichen suchen. Das ganze wird verbunden durch eine knallige Präsentation und eine schöne Portion Nostalgie an den richtigen Stellen, während das eigentlich Konzept angenehm frisch ist. Unendlich viele Kleinigkeiten zeigen, wie viel Liebe und Qualität in dieses Spiel geflossen sind.

Und auch wenn ich Donkeys neuem Abenteuer rein objektiv doch einiges vorwerfen kann, allem voran das verschenkte Potential bei Skilltree, Verwandlungen und dem Kleiderfeature, so bleiben diese Punkte doch am Ende erstaunlich belanglos, wenn ich mir die Frage stelle, wie viel Spaß ich mit dem Affen und Pauline hatte. Denn nach dem furiosen Finale kann ich, ein Bananza-Skeptiker der ersten Stunde, ohne Reue behaupten, dass Donkey Kong Bananza der Systemseller für die Switch 2 ist, der Mario Kart World für viele nicht sein konnte. Wenn die ungenutzten Potentiale bei einem eventuellen Teil zwei angegangen werden, dann steht hier eine 10 mit Sternchen!

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