Es war das Jahr 2002, als Square Enix (damals noch Squaresoft) mit Kingdom Hearts auf der PlayStation 2 für ungläubige Gesichter sorgte. Ein Action-RPG, in dem Final Fantasy Figuren auf Disney Charaktere treffen – ob das wohl funktionieren konnte? 22 Jahre und viele weitere Ableger später dürfte zweifelsohne bewiesen sein: Es kann! Das Kingdom Hearts Franchise hat nach wie vor eine treue Fangemeinde und ist über die Jahre nur noch gewachsen.

Final Fantasy und Disney-Charaktere gemeinsam auf dem Schirm, gepaart mit flotter Action, sind das Erfolgsrezept der Kingdom Hearts Reihe.

Es gibt viel nachzuholen

Vor gut zwei Monaten, am 13. Juni 2024 ist die komplette Reihe nun auch auf Steam für den PC erschienen. Wer mit der Kingdom Hearts All-in-One Sammlung gleich alle Teile auf einmal kaufte, sicherte sich das ganze Paket im ersten Monat nach Veröffentlichung sogar vergünstigt. Da es der ungewöhnliche Marken-Mix aber mittlerweile auf 8 Spiele bringt und die Story um Sora, Donald, Goofy und Ihre Freunde eine einschüchternde Komplexität entwickelt hat, ist diese Anschaffung (vor allem für Neueinsteiger ins Kingdom Hearts Universum) eine menge Holz. Quasi das Videospiel-Äquivalent zu Anime Fans, die jetzt noch in die One Piece Serie einsteigen wollen.

Das flotte Gameplay ist immer spaßig, aber wer sich mit der aufdringlichen Story nicht anfreunden kann, wird langfristig nur wenig Freude mit Kingdom Hearts haben.

SPOILER WARNUNG: Da die Geschichte um Kingdom Hearts und die Schlüsselschwerter dennoch einen Großteil der Faszination hinter der Reihe ausmacht, bekommt Ihr am Ende dieses Beitrags eine kleine Zusammenfassung der einzelnen Teile in einer Galerie. Wollt Ihr nichts von der Story wissen: nicht über die Bilder hovern und scrollen.

Folgende Inhalte der Reihe sind auf Steam verfügbar:

Die meisten Inhalte sind „schlichte“ Portierungen und sind im Grunde identisch mit der „The Story So Far“ Collection der PS4. Das heißt auch, dass die Spiele „Coded“ vom Handy und „365/2 Days“ vom Nintendo DS es nicht in der spielbaren Version auf den PC geschafft haben. Sie sind lediglich in Filmform als Zusammenfassung aller Storysequenzen dabei.

Gute Rezepte schmecken auch Jahre später

Dafür ist aber auch die aufgebohrte Version von Chain of Memories dabei. Das Gameboy Advance Spiel mit der eigensinnigen Kartendeck-Mechanik wurde schon auf der PS3 mit der 3D-Grafik des ersten Kingdom Hearts ausgestattet. Die Titel Kingdom Hearts, Kingdom Hearts II und Dream Drop Distance haben zudem auf dem PC nochmal hübschere Texturen vorzuweisen. Dank ihres Cartoon-Charakters ist die Serie grafisch grundsätzlich nicht schlecht gealtert und auch die alten Teile spielen sich, mit etwas Wohlwollen, immer noch gut runter. Schade ist jedoch, dass die (meiner Meinung nach tadellose) Deutsche Synchro der Schere zum Opfer gefallen ist.

In Dream Drop Distance binden wir, dank des Free-Flow-Systems, waghalsige Manöver in die Kämpfe ein. Dazu unterstützen uns die Pokémon ähnlichen „Geister“.

Auch das Gameplay ist immer noch tadellos, vor allem ab Kingdom Hearts II. Flotte Combos, die im späteren Spielverlauf nahezu endlos lang werden und ein absolutes Effektfeuerwerk während der Kämpfe, werden einfach nicht alt. Generell versprüht Kingdom Hearts diesen unnachahmlichen Anime-Charme, wenn wir Sora dabei begleiten, wie er vom ahnungslosen Kind mit Fernweh zum absolut übermächtigen Schlüsselschwert-Kämpfer gedeiht und sich dabei mit dem nahezu kompletten Disney-Universum anfreundet. Wo Kingdom Hearts noch recht geerdet wirkt, rennt Sora in Teil zwei an Häuserwänden entlang und springt zehnfache Weltrekorde.

Spätestens ab Kingdom Hearts III reden wir quasi vom Disneyfilm zum selber spielen. Der jüngste Spross der Reihe ist grafisch top und führt die Gameplay-Formel erfolgreich fort. Dank des gewachsenen Disney-Universums werden auch die Level und Geschichten von Sora und seinen Freunden immer abwechslungsreicher.

Kingdom Hearts III Olaf
Natürlich darf auch „Die Eiskönigin“ nicht fehlen. Besonders Kinder werden sich über die Begegnung mit Olaf dem Schneemann freuen.

Fazit 8/10

Ich liebe die Kingdom Hearts Reihe seit Teil eins und daran hat sich auch bis heute nichts geändert. Mit der Portierung erweitert Square Enix nun noch einmal die Zielgruppe für Soras Abenteuer. Und, was soll ich sagen – mich hat das Fieber direkt wieder gepackt. Macht man zumindest Teil eins und der fummeligen Kartenklopperei von Chain of Memories ein paar Zugeständnisse bei der Steuerung, gibt es eigentlich nach wie vor nicht viel zu Meckern. Denn grafisch funktionieren die Spiele noch immer erstaunlich gut.

Wichtig ist vor allem, sich auf die Charaktere und wie zunehmend verworrene Geschichte einzulassen, für die man leider irgendwann einen Doktortitel braucht, um ihr noch vollends zu folgen. Denn Zwischensequenzen serviert man euch hier im Minutentakt. Doch auch wer Lust hat, seine liebsten Disney-Geschichten noch einmal aus einem ganz neuen Winkel zu betrachten, wird mit der Kingdom Hearts Reihe seinen Spaß haben. Perfekt auch für Familien-Sessions am Wochenende.

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