Monster Hunter Wilds

Monster Hunter Wilds Titelbild mit Arkveld

Die Monster Hunter Reihe hat etwas geschafft, was nur sehr wenigen gelingt: Sie hat sich komplett organisch vom Nischenprodukt zum vermutlich größten Hype des noch jungen Jahres entwickelt und das ohne seine Wurzeln anzutasten. Seit 28. Februar dürfen wir im neusten Teil, Monster Hunter Wilds, auf die Jagd gehen, der auch gleich den erfolgreichsten Start der Serie überhaupt verbuchen durfte.

Da ich gerne gleich zum Punkt kommen möchte, woran das völlig zu Recht liegt, empfehle ich allen, die nicht mit der Reihe vertraut sind, unsere Vorschau zur Beta. Dort gebe ich einen Überblick über die Grundmechaniken und Änderungen in Wilds und schildere meine Befürchtungen nach der Beta. Welche davon sich nach gut 50 Stunden mit der Vollversion bewahrheitet haben und welche nicht, erfahrt Ihr jetzt.

Monster Hunter Wilds schreibt Geschichte

Ich hatte es bereits angerissen: Monster Hunter Wilds legt mehr denn je Wert auf seine Inszenierung. Zwar kommen die wenigstens Sequenzen des späteren Spielverlaufs an die imposante Intro-Sequenz heran; doch noch nie in der Serie wurden die einzelnen Jagden und Quests so sinnvoll in eine Rahmenhandlung eingebettet. Die ist sogar wirklich unterhaltsam, vor allem dank der sympathischen Hauptcharaktere und der schönen Vertonung (auch auf deutsch gelungen!). Ein Meisterwerk des Storytellings sollte trotzdem niemand erwarten. Dennoch ist die neue Erzählstruktur ein großer Schritt, um Monster Hunter dem Mainstream zugänglicher zu machen.

Monster Hunter Wilds Charaktere© Capcom
Wir bestreiten das Abenteuer unter anderem mit der Schmiedin Gemma, der Jägerin Olivia und jederzeit mit unserer Wildexpertin Alma.

Die Kämpfe: Monster Hunter auf Energy-Drink

Was mich tatsächlich etwas überrascht hat, war das Gameplay in den Kämpfen. So gut wie jede Waffe hat seit der Beta nochmal etwas mehr Wumms spendiert bekommen. Alles fühlt sich wuchtiger an und das Trefferfeedback ist dadurch sowohl so präzise als auch so befriedigend, wie man es von der Serie gewohnt ist. Zudem sind etwas mehr Geschwindigkeit und vereinzelt neue Angriffs-Animationen dazugekommen, manche der vielen verschiedenen Waffentypen haben gar neue Mechaniken bekommen. Selbst erfahrene Jäger sollten sich also ggf. nochmal an den Trainingsdummy begeben und die neuen Möglichkeiten verinnerlichen.

Monster Hunter Wilds Block© Capcom
Waffen mit Schilden können bei einem perfekten Block jetzt auch einen coolen Clinch mit dem Monster auslösen.

Viele Waffen profitieren in Wilds auch direkt vom neuen Wundensystem, indem sie Wunden gezielt angreifen können (z.B. Bogen) oder nach einem Wundenangriff einen neuen Modus freischalten (Energieklinge). Zudem haben die Monster ebenfalls gefühlt mehr und nachvollziehbarere Animationen, was sie etwas lesbarer macht, als etwas noch in Monster Hunter Worlds. Durch den Fokusmodus können wir außerdem besser zielen als je zuvor und bestimmte Körperteile endlich wirklich verlässlich angreifen.

Außerdem wichtig: Wir können erstmals eine zweite Waffe mit uns nehmen! Das eröffnet ganz neue taktische Möglichkeiten, führt aber auch zu wesentlich mehr Komfort, wenn wir auf neue Situationen reagieren möchten.

Monster Hunter Wilds Gemma & Saikrii© Capcom
Unser Saikrii ist nicht nur Taxi, sondern auch Rümpelkammer für Items und Zweitwaffe.

Für mich persönlich fühlen sich die Kämpfe besser an, als je zuvor. Trotzdem scheint mir das Wundenfeature, vor allem in der Gruppe, oft noch etwas zu mächtig. Fähige Jäger können Monster dadurch quasi dauerhaft bewegungsunfähig machen und nahezu ohne Gegenwehr erlegen. Unheimlich Spaß machen die Kämpfe aber trotzdem, das Spielgefühl verlagert sich einfach etwas in Richtung Power-Fantasy. Das ist am Ende Geschmackssache.

Wie viel Online-Multiplayerzwang steckt drin?

Ich hatte nach dem Betatest die Befürchtung, Monster Hunter Worlds könnte etwas zu sehr in MMO-Richtung gehen und kann erleichtert Entwarnung geben. Tatsächlich bleiben Spieler*innen in einer Lobby immer nur in den Hubs Sichtbar und können bei Bedarf einer Quest beitreten. Ansonsten sind wir allein oder in unserer Gruppe unterwegs.

Leider ist das gezielte Zusammenspiel mit Freunden so kompliziert wie nie zuvor. Nach wie vor können Freunde etwa erst einer Hauptquest beitreten, sobald alle Filmsequenzen abgespult wurden. Das ist vor allem mit der neuen Quest-Struktur absoluter Blödsinn. Da ist ein Monster gerade zu Beginn meist schon halb erlegt, bis die restliche Crew überhaupt ankommt. Das ist schade, da die Kämpfe gerade in der Gruppe immer eine absolute Gaudi sind. Viele neue Waffenfunktionen belohnen Teamplay besser als zuvor und man kommt sich dank besserer Mobilität seltener gegenseitig in die Quere.

Monster Hunter Wilds Doshaguma© Capcom
Gerade die Storyquests macht Ihr besser allein, wenn Ihr keine Hilfe braucht. Der wahre Spaß geht sowieso im Endgame los.

Die Open World in Monster Hunter Wilds

Am besten erkundet man also auf so genannten Untersuchungen die Open World und spürt Monster direkt gemeinsam auf. Es gibt bis zu 5 verschiedene Gebiete, die größtenteils sehr unterschiedlich designt sind. Zwar sind die Windebene (Wüste) und der Karmesinwald mit Abstand am abwechslungsreichsten und imposantesten, doch auch die anderen Gebiete machen Spaß und bringen verschiedene Klimavoraussetzungen mit.

Dabei fällt vor allem auf, wie detailverliebt die Ökosysteme umgesetzt sind. Je nach Jahreszeit finden wir Beispiel im Nest eines Monsters Kokons oder Eier und später die frisch geschlüpften Jungen vor. Monster reagieren auch ohne unser Zutun dynamisch im Sinne der Nahrungskette aufeinander oder haben bestimmte Symbiosen entwickelt. Je nach Wetterlage sind andere Wesen zu finden oder bekommen im Kampf gegen uns Vorteile. Meine Faszination aus der Beta für diese Welt hat sich auch nach 50 Stunden noch nicht abgenutzt.

Monster Hunter Wilds Ökosystem© Capcom
Die Lala Barina (links) hat sich beim Kampf in Lianen verfangen. Das Saurier-Rudel (rechts) sieht seine Chance gekommen.

Schade ist aber, dass sie dann irgendwann trotzdem zu einer wunderschönen Kulisse verkommt, sobald Ihre Mechaniken durchschaut sind. Dann passiert nichts unvorhergesehenes mehr. Bis dahin vergeht aber sehr viel Zeit voller Wunder. Außerdem muss man die Monster wirklich gar nicht mehr suchen, unser Saikrii bringt uns immer direkt hin. Der Spurensuche-Aspekt wurde ob der schieren Größe der Welt gnadenlos gestrichen.

Apropo wunderschön: Zwar sind die Texturen auch im Qualitätsmodus mit 30fps immer noch kein Meisterwerk, aber 40fps oder auch 60 im Performance-Modus werden zumindest auf der Playstation 5 durchaus gut gehalten. Da hat Capcom seit der Beta nochmal gut nachjustiert und einen meiner größten Kritikpunkte quasi ausgemerzt. Dafür kommen woanders wieder welche dazu.

Monster Hunter Wilds Open World unter Wasser© Capcom
Auch wenn man die Welt meist im Autopilot bereist, bietet sie doch einen spektakulären Anblick.

Die Menüs sind die wildesten Monster

Generell ist die Menüstruktur von Monster Hunter Wilds per Express aus der Hölle geliefert worden. Monster Hunter hat traditionell ein Problem damit, seine Funktionen und Menüs zu erklären. Wilds bemüht sich zwar, mehr Zugang herzustellen, etwa durch die gestaffelte Einführung von neuen Mechaniken. Leider versäumt es aber immer noch, sie entsprechend Ihres Tiefgangs zu erklären. Die Menüs sind derweil verschachtelter als je zuvor und wurden meist verschlimmbessert. Ironischerweise macht aber auch das Entschlüsseln dieser Aspekte, dank einer fantastischen und hilfreichen Community, seit jeher einen Reiz der Serie aus, auch wenn das nicht so sein sollte.

Monster Hunter Wilds Schmiede© Capcom
Gemmas schmiede bietet neue Komfortfunktionen, büßt aber auch massiv an Übersicht ein.

Auch das Spiel in der Gruppe ist ein organisatorischer Krampf. Von den bereits geschilderten Hindernissen abgesehen, ist auch hier die Menüführung absolut wild und wird nie erklärt. Das ist vor allem auf deutsch problematisch, da hier ein und dieselbe Funktion teilweise verschieden benannt ist! Selbst als Veteran dauert es eine Weile, bis man seine Gruppe zusammen hat, geschweige denn eine eigene Jagdgruppe (aka. persönliche Lobby) erstellt hat. Ab dann geht es aber eigentlich immer ohne Probleme.

Dafür werden aber zum Beispiel beim Schmieden neuer Rüstungen und Waffen neue Optionen oft einfach verdeckt! Die habe ich nur gefunden, weil ich durch Zufall einmal „zu oft“ nach rechts gedrückt habe. Da kann man nur mit dem Kopf schütteln.

Monster Hunter Wilds Arkveld© Capcom
Selbst der Arkveld, das neue Flagship Monster in Wilds hat einen vergleichsweise tiefen Hintergrund bekommen.

Fazit 9/10

Ich habe mich beim Beta-Fazit geirrt: Monster Hunter Wilds ist mein liebster Teil der Reihe geworden. Das liegt vor allem an den noch flotteren, präziseren Kämpfen und neuen Waffenmöglichkeiten, aber auch an der wunderschönen, detailverliebten Spielwelt. Wenn es sogar Spaß machen kann, Monster einfach nur zu beobachten, dann läuft hier einiges richtig. Zwar vermisse ich tatsächlich den Aspekt der Spurensuche ein bisschen, aber seien wir ehrlich: Die Viecher haben sich sowieso immer an denselben Orten aufgehalten. Dafür bietet Wilds nochmal mehr kleine, aber feine Quality-of-Life-Verbesserungen als Worlds.

Das neue Wundensystem macht die Kämpfe spektakulärer und vor allem im Team auch für Neulinge etwas einfacher und bietet Profis die ultimative Power-Fantasy, ohne auf die nötige Herausforderung zu verzichten. Sofort ist man drin, in dieser einmaligen Loot-Spirale aus jagen, schmieden, mit neuen Waffen andere Monster jagen, schmieden… Alles endlich eingebettet in eine stringente Geschichte.

Monster Hunter Wilds Essen
Monster Hunter Wilds ist ein echter Leckerbissen geworden.

Der einzige echte Vorwurf, den ich Wilds machen kann, ist die immer noch sehr mangelhafte Zugänglichkeit. Neulinge werden mit erfahrenen Jägern an ihrer Seite wie immer den meisten Spaß haben. Außerdem würde ich mir persönlich noch ein paar Monster mehr wünschen. Aber da schon bereits einen Monat nach Release das erste Bonusmonster veröffentlicht wurde, mache ich mir da für die Zukunft keine Sorgen.

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