Madden NFL 25
Die Sportspielmühlen im Hause EA Sports mahlen wie eh und je, weshalb uns auch dieses Jahr Madden NFL 25, kurz nach Saisonstart im echten Leben, begrüßt hat. Ich bin zugegebenermaßen kein Fan davon, mir jedes Jahr einfach nur aus Prinzip die neusten Ableger von FIFA (jetzt EA FC), NHL, Madden NFL und Konsorten anzuschaffen, da die Fortschritte im Gameplay bekanntlich fast immer marginal sind. Da mein letztes Madden aus dem Jahr 2020 stammt, wurde es aber mal wieder höchste Zeit. Wenn dann noch mein Fantasy Football First-Round Pick Christian McCaffrey das Cover ziert, gibt’s eigentlich nicht mehr viel zu überlegen. Was der 25er Ableger zu bieten hat, erfahrt Ihr jetzt.
Für jeden der passende Modus in Madden NFL 25
Madden NFL 25 bietet mehr Spielmodi denn je. Einsteigern wird ein sehr umfangreiches und kleinteiliges Tutorial geboten, das, neben der Steuerung, auch ein kleines bisschen ins Einmaleins des Playcallings einführt. Neben Quickmatches oder Onlinepartien gegen menschliche Gegner ist auch der bekannte Franchise-Modus wieder dabei, der uns in die Rolle eines Trainers, Managers oder auch Teambesitzers schlüpfen lässt. Im ikonischen Ultimate Team können wir wie gewohnt wieder eifrig Spielerkarten sammeln und versuchen, das bestmögliche Team aufzustellen – Ingame-Shop (mit ebenfalls gewohnt frechen Preisen) inklusive.
Auch der Showdown ist wieder mit dabei; quasi das Gegenstück zum Rush-Modus aus EA FC. Hier wird 3vs3 auf einem wesentlich kleineren Feld gespielt und wer zuerst eine gewisse Punktzahl erreicht, gewinnt. Extrapunkte werden nicht gekickt, sondern immer als Conversion ausgespielt und wir dürfen uns aussuchen, ob für 1,2 oder gar drei Punkte. Je nachdem, stehen wir dann weiter von der Endzone entfernt.
Besonders angetan hat es mir aber der Superstar-Modus. Hier erstellen wir uns einen eigenen Spieler mit fester Position, die wir dann auf dem Feld entsprechend ausfüllen müssen. Sind wir kein Quarterback, dürfen wir zwar nach wie vor die Spielzüge bestimmen, den Ball verteilt der Spielmacher aber dann nach eigenem Ermessen. Das kann genauso frustrieren, wie zu euphorischen „HAT ER NICHT WIRKLICH GEMACHT?!“-Momenten zu führen. Als ehemaliger Runningback kann ich hier meine ultimative „Was wäre gewesen wenn…“-Fantasie ausspielen.
Mittendrin statt nur dabei
Nach einiger Zeit im (durchaus soliden) Charaktereditor, stehen einige Minispiele beim sogenannten Combine an, bei dem die Rookies ihre Fitness und Geschicklichkeit beweisen dürfen. Je besser wir Abschneiden, desto eher werden wir beim Draft ausgewählt – was natürlich ein zweischneidiges Schwert ist. Da ich früh gedraftet werde, lande ich natürlich bei den (aktuell grottigen) Carolina Panthers. Ein bisschen Schwund ist immer.
Während der Saison bekommen wir verschiedene Ziele als Quests, die es zu erfüllen gilt. Dadurch sammeln wir Erfahrungspunkte, mit denen wir im Level aufsteigen und unsere Fähigkeiten verbessern können. Nach und nach schalten wir so auch Zusatzfähigkeiten und eine Superfähigkeit, den X-Faktor, frei. Die Quests führen zu interessanten Konflikten, da wir, je nach Position, oft vor der Wahl stehen, auf Sieg oder persönlichen Erfolg zu spielen.
Neu sind dabei die Zwischensequenzen und Interaktionen mit Presse, Coach und Teamkollegen. Da werden wir vom Headcoach nach unserer Meinung und unserem Befinden gefragt, haben eine Pressekonferenz nach einem Spiel oder motivieren uns im Austausch mit unserem Quarterback. Je nachdem, wie wir reagieren, haben wir im nächsten Spiel Boni, Nachteile, oder auch beides zugleich. Das ist zwar grundsätzlich spannend, die Sequenzen sind aber weder vertont, noch sonderlich dynamisch und deswegen irgendwie eher mittel zum Zweck. Dafür rufen zwischendurch auch mal real abgefilmte Stars wie Tyreek Hill an und fordern uns zu einem Showdown-Match heraus.
Wie siehts bei Madden NFL 25 auf dem Feld aus?
Betreten wir das Spielfeld, versprüht auch Madden NFL 25 gewohnt gute TV-Atmosphäre. Auf dem Feld selbst bleibt die Präsentation allerdings nach wie vor etwas steril. Das hat College Football 25 dann doch etwas besser hingekriegt. Dafür sind zwei neue Kommentatoren-Duos hinzugekommen. Eine deutsche Lokalisation bleibt aber auch dieses Jahr ohne Haken auf der Wunschliste. Für Fans sicher verschmerzbar bis gewollt, für American Football Einsteiger aber dennoch eine weitere Einstiegshürde in den komplexen Sport.
Grafisch gibt sich Madden NFL 25 wie immer stark. Verbessert haben sich vor allem die Animationen beim Laufen und beim Fangen des Balls. Wo das Ei früher noch regelmäßig wie von Zauberhand einen halben Yard weit in die Hände der Receiver geflutscht ist, sieht das ganze nun wesentlich realistischer aus. Auch Tackles wirken ein ganzes Stück natürlicher und steuern sich zudem auch nachvollziehbarer.
Schrödingers Spielphysik
Generell steuert sich Madden NFL 25 sehr direkt, bietet viele Handlungsmöglichkeiten und die meisten Spielverläufe sind realistischer als vergangenes Jahr. So wurden zum Beispiel die übermenschlich starken O-Liner etwas abgeschwächt, die in Madden 24 die meisten Laufzüge zum Kinderspiel machten. Dieses Jahr kann es durchaus passieren, dass unsere großen Jungs die Defensive Line in einem Match einfach nicht auseinanderbekommt und wir auf Passspiel setzen müssen. Umso befriedigender ist das Gefühl, wenn wir haargenau eine Lücke treffen, anschließend einen Tackle brechen und uns beim dritten Versuch das lebenswichtige First-Down holen.
Zumindest in der Theorie. Denn leider ist die Spielphysik (fast schon serientypisch) bei jedem neuen Zug ein Coinflip. In ihren besten Momenten beschert sie uns ein traumhaft spielbares und realistisch anzuschauendes Erlebnis. Dann wiederum gibt es oft Momente, in denen wir nur ein bisschen die Schulter unseres Guards oder Centers touchieren und im nächsten Moment übers Feld fliegen, wie ein Flummi. Einmal ist ein Spieler anschließend sogar wild zuckend über den Rasen geglitcht. Ebenso sieht es als Verteidiger aus, wenn auch etwas seltener. Manchmal reicht schon ein kleiner Schubser und der Ballträger futtert den Rasen, während wir an anderer Stelle mit unserem knallharten Cut auf Kniehöhe abtropfen, wie eine Taube, die gegen eine Fensterscheibe klatscht. Das ist manchmal unfreiwillig lustig, oft aber auch einfach nur frustrierend.
Fazit 8/10
Ich sag’s gleich vorweg: Ich bin mit Madden NFL 25 wirklich glücklich. Es steuert sich grundsätzlich wunderbar, bietet viele Modi und schafft vor allem im Superstar-Modus ein tolles „mittendrin“ Gefühl, mit allen Höhen und Tiefen. All die wunderbaren Feinheiten, die diesen vielseitigen Sport ausmachen, bekommen ihren Raum.
Auch Grafik und Präsentation sind solide bis sehr gut, mit einzelnen Abstrichen bei den steifen Zwischensequenzen oder der leicht sterilen Feldatmosphäre. Dafür sind die meisten Animationen ordentlich verbessert worden, vor allem beim Passspiel.
Größtes Sorgenkind bleibt nach wie vor die Physik. Grundsätzlich ebenfalls verbessert, sorgen (leider doch etwas zu häufig) Totalausfälle in der Kollisionsabfrage gelegentlich für ungläubiges Lachen im besten und puren Frust im schlimmsten Fall. Auch das Verhalten des Quarterbacks, sofern er von der KI gesteuert wird, ist manchmal absolut Banane. Wenn ich komplett frei vor dir rumlaufe und freies Feld habe, dann pass gefälligst zu mir, verdammte Axt!!
Trotzdem macht der 25 Ableger eine Menge Spaß und bietet auch im Multiplayer viel Potential. Obwohl die deutsche Fangemeinde endlich eine lokalisierte Fassung verdient hätte (gerne mit Patrick „Coach“ Esume und Björn Werner als Kommentatoren-Duo) und Einsteiger*innen das Tutorial wohl immer noch dreimal spielen müssen, bis sie hier Erfolge feiern können. Unterm Strich aber das wohl beste Madden bisher. Ach, bevor ich’s vergesse: GO PACK, GO! 😉
Spielte Videospiele, noch bevor er Fahrrad fahren konnte. Hat als einer der letzten Zivis den Gedanken an ein Medizinstudium verworfen und stattdessen „irgendwas mit Medien“ in der Weltmetropole Ilmenau im beschaulichen Thüringer Wald studiert. Über das Campus-TV schließlich den Weg eines (Video-) Redakteurs eingeschlagen und 4 Jahre lang im Esports-Bereich gearbeitet. Danach gings ins lineare Fernsehen und dann auf die andere Seite des Spektrums in die PR. Weil es ihm aber beim Thema Gaming und anderer medialer Unterhaltungskunst immer noch 24/7 in den Fingern juckt, gibt es jetzt, wann immer es die Freizeit zulässt, Reviews und Previews von ihm.