Days Gone Remastered

Sony Interactive Entertainment Europe, Bend Studio

Remaster? Wirklich?

Manchmal gibt es Spiele, bei denen man sich fragt, ob sie zu früh kamen – oder eben zu spät. Days Gone war für mich schon 2019 ein Titel mit reichlich Potenzial, der jedoch unter technischen Unzulänglichkeiten und repetitiven Momenten litt. Dennoch: Das Setting, die Figuren, das melancholische Gefühl, das einsame fahren mit dem Motorrad in den verlassenen Wäldern von Oregon – all das hatte schon damals eine ganz eigene Atmosphäre. Und jetzt, sechs Jahre später, steht da Days Gone Remastered im Playstation Store – mit frischem Anstrich für die aktuelle Konsolengeneration – Aber warum? Ich muss gestehen: Ich bin ein wenig überrascht. Denn warum genau ein Spiel aus dem Jahr 2019, das ursprünglich ohnehin schon für die PS4 erschien und auch auf der PS5 via Abwärtskompatibilität spielbar war, nun eine eigene Remastered Version bekommt. Days Gone ist nun wahrlich kein verstaubter Klassiker aus der PS3-Ära, der nach einer Frischzellenkur geschrien hätte.

© Sony Interactive Entertainment
Die verschönerte Optik ist definitiv ein Hingucker!

Wenn das Altbekannte Plötzlich rund läuft

Aber wie spielt sich das Remastered? – und da punktet Days Gone Remastered auf ganzer Linie. Ich war ehrlich überrascht, wie spürbar flüssiger das Spiel läuft. Die Bildrate bleibt stabil, Ladezeiten sind minimal, die Steuerung fühlt sich auf der PS5 straffer und direkter an als noch auf der PS4. Die Kämpfe profitieren davon jedenfalls enorm – besonders, wenn mal wieder eine Horde Freaker hinter mir her ist und ich panisch versuche, irgendwo ein Motorrad aufzutreiben oder Munition zusammenzukratzen.

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Auch im Horde-Modus läuft es flüssig.

Alte Speicherstände?

Positiv überrascht hat mich definitiv, wie unkompliziert sich meine alten Speicherstände importieren ließen. Kein Umweg und keine Probleme – einfach laden und los. Wer wie ich Days Gone damals angefangen und nie beendet hat, kann hier problemlos den Faden wieder aufnehmen. Für mich war das wie das Aufschlagen eines halbgelesenen Buchs, bei dem man sofort weiß, warum man es einst spannend fand.

Bekannte Stärken – weniger Schwächen

Inhaltlich hat sich bei Days Gone Remastered nichts verändert – und das ist gar nicht schlimm. Denn was das Spiel schon damals gut gemacht hat, funktioniert auch heute noch erstaunlich gut. Es ist und bleibt eine Open-World-Erfahrung, die nicht auf spektakuläre Open World oder Daueraction setzt, sondern auf Atmosphäre, Einsamkeit und den leisen Kampf ums Überleben. Die Welt ist rau, bedrohlich und gleichzeitig wunderschön. Oregon, mit seinen dichten Wäldern, verlassenen Siedlungen und nebelverhangenen Straßen, fühlt sich nach wie vor gut und glaubwürdig an. Die Geschichte rund um Deacon, seiner Trauer, seine Wut, sein nicht ganz greifbarer Idealismus – das alles wirkt in der Remastered Version teils sogar noch etwas intensiver, vielleicht gerade weil uns die Technik jetzt nicht mehr ablenkt. Besonders stark bleibt auch die Beziehung zu Boozer, Deacons bestem Freund. Die beiden sind kein typisches Videospiel Duo, sondern eher wie zwei gebrochene Kumpel, die trotz allem leid weiterkämpfen. Diese stillen Momente zwischen den beiden gehören für mich nach wie vor zu den stärksten im Spiel. Natürlich: Auch Days Gone Remastered schleppt ein paar der alten Schwächen mit sich herum. Manche Missionen wiederholen sich, die Story zieht sich an einigen Stellen spürbar in die Länge, und nicht jeder Dialog zündet immer. Aber all das fällt definitiv weniger auf, weil das Spielerlebnis im ganzen nun runder wirkt.

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So macht das Gemetzel Spaß.

Fazit: 7/10

Ob man das Remaster wirklich braucht, ist Geschmackssache. Für alle, die Days Gone noch nie gespielt haben, ist diese Version definitiv die bessere Wahl: Technisch verbessert, flüssiger und stabiler läuft das Spiel einfach angenehmer. Für Fans, die Deacons Geschichte schon kennen, ist es kein Pflichtkauf, aber eine nette Gelegenheit, zurückzukehren. Trotz aller Schwächen hat das Spiel seinen besonderen Reiz behalten – die Atmosphäre, die Einsamkeit und der Überlebenskampf fühlen sich auch jetzt noch intensiv an. Wer also Lust auf ein stimmungsvolles Abenteuer hat, findet hier eine rundere, modernere Version.

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