Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii

Like a Dragon, wie sich die beliebte Yakuza-Reihe seit ein paar Teilen nennt, ist zurück mit einem neuen abgedrehten Action-Adventure und vereint dabei zwei meiner liebsten Dinge: Piraten und absolut weirden Japano-Humor. Auch wenn ich daher vielleicht ein bisschen voreingenommen bin, glaubt mir, wenn ich euch sage: Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii klingt nicht nur, wie eine Wundertüte voll Spaß, sondern spielt sich auch so. Warum dem so ist und wie gut das Spiel auf dem Steam Deck funktioniert, erfahrt ihr im Test.

Die Äußerlichkeiten
Ein kleiner Disclaimer vorweg: Ich habe das Spiel hauptsächlich auf dem Steam Deck getestet. Daher stammen auch die meisten Screenshots.
Und obwohl ich ursprünglich etwas Sorge hatte, packt mein Steam Deck das Spiel ohne größere Probleme. Denn auch wenn es gerade erst erschienen ist, basiert es auf der gleichen Dragon Engine, die schon 2016 für Yakuza 6 entwickelt wurde. Dementsprechend hatten die Entwickler der Engine wohl viel Zeit, sie immer weiter zu optimieren, sodass das Spiel auch auf weniger performanten Systemen gut läuft. Leider sieht man der Engine aber auch ihr Alter an. Raytracing gibt es zum Beispiel nicht und mit Grafik-Brechern, wie etwa Final Fantasy 16, braucht man das Spiel auch nicht zu vergleichen. Selbst als ich das Spiel auf meinem PC auf höchste Settings gestellt habe, wirkte das Spiel leider nicht, als wäre es dieses Jahr erschienen. Doch lasst euch gesagt sein, was man an Details in der Grafik vermisst, findet man dafür in anderen Teilen des Spieles wieder.

Der Beginn einer Reise
Zu Beginn des Spiels wacht ihr als Majima am Strand von Rich Island innerhalb der Inselgruppe von Hawaii auf und habt leider euer Gedächtnis verloren. Das einzige woran ihr euch erinnern könnt, ist dass ihr ein Yakuza seid. Nachdem ihr die kleine Insel von Piraten gerettet habt, gibt es für euch nur einen Entschluss: Das Schiff der Piraten stehlen und selbst eine Crew auf die Beine stellen, um zu euren Yakuza-Kumpels zurückzukehren und mehr über euch herauszufinden. Doch immer mehr verliebt sich Majima in die Rolle des Piratenkapitäns, das Suchen nach verborgenen Schätzen und dem Traum der größte Pirat im Piratenkolosseum des Piratenparadieses Madlantis zu werden. Spätestens jetzt sollte klar sein, dass sich das Spiel zu kaum einer Sekunde wirklich ernst nimmt.

Dadurch entsteht zwar keine wirklich dramatische Geschichte mit unvorhersehbaren Wendungen, dennoch hat mich das Spiel extrem gefesselt, weil ich einfach immer wissen wollte, welchen Seemannsgarn sich die Autoren als nächstes ausgedacht haben.
Die Crew
Zudem sind die Begleiter von Majima sehr sympathisch. Allen voran der kleine Junge Noah zusammen mit seinem Haustigerchen Goro. Beide sind Majima und mir aufgrund ihrer kindlichen Naivität und ihres Abenteuerdrangs stark ans Herz gewachsen. Es ist einfach jedes Mal wieder schön zu sehen, wenn sich Majima einen hanebüchenen Plan ausheckt und Noah ihn dafür in den Himmel lobt. Die Dynamik zwischen ihnen hat mich dadurch stark an die Beziehung von Mighty Guy und Rock Lee aus Naruto erinnert.

Auch die zahlreichen Nebencharaktere haben alle kleine charmante Storylines erhalten, bei denen ich eigentlich durchgängig ein Schmunzeln im Gesicht hatte. Die meisten Charaktere lernt ihr dadurch kennen, dass ihr unterschiedlichste Aufgaben für sie erledigt. Da der Hauptspaß des Spiels unter anderem genau aus diesen kleinen Geschichten besteht, gebe ich euch nur ein kurzes Beispiel:
Ein Professor kommt auf euch zu und bittet euch darum seine „Erfindung“ zu testen, die es euch ermöglichen soll, mit eurem Haustiger Goro zu sprechen. Doch das zunächst unschuldige Gespräch nimmt eine ganz seltsame Wendung, als euch euer Tiger seine Liebe gesteht und Majima immer wieder neues Geld überweisen muss, um weiter mit ihm sprechen zu können. Das erinnert schon fast an zwielichtige Webcam-Internetseiten, nur eben mit einem Tiger. Wie die Geschichte ausgeht, lasse ich jetzt einfach mal offen. Aber ihr merkt schon: Standardkost sind die Aufgaben hier nicht.
Genauso ungewöhlich wie die Aufgaben, die ihr erledigen müsst, sind auch die Charaktere, die Majima als geeignet für seine Piratencrew hält. Egal ob Hausmeister, Barkeeper, Perversling oder Affe, teilweise kommt es einem so vor, dass Majima am liebsten alles und jeden für seine Piratencrew rekrutieren möchte.
Die Charaktere und der abgedrehte Humor bilden auf jeden Fall das Highlight des Spiels.

Das Piratenleben
Das Spiel ist ein Action-Adventure-Game, in dem ihr zwischen verschiedenen Inseln hin und hersegeln und diese anschließend erkunden könnt. Wer jetzt aber eine große zusammenhängende Open World, wie z. B. in Assassins Creed Black Flag erwartet, wird vermutlich enttäuscht sein. Mit eurem Schiff sucht ihr euch immer eine kleine Inselgruppe aus, zwischen denen ihr segeln wollt, teleportiert euch auf diese Karte und könnt dann mit eurem Schiff zu einer kleinen Auswahl an fest definierten Anlegepunkten fahren. Das Segeln selbst ist dabei leider nicht besonders spannend. Zum Glück wissen das auch die Entwickler und haben euch deshalb immer zwischen den verschiedenen Orten auf der Karte Tore aufgestellt, die euch einen kräftigen Geschwindigkeitsboost geben und das Schiff für euch zum nächsten relevanten Punkt lenken. Zwischendurch werdet ihr immer wieder von anderen Piraten angegriffen, welche ihr in kurzweiligen Seeschlachten versenkt.
Neben „größeren“ Inseln auf denen ihr euch frei bewegen könnt, gibt es auch kleinere Orte, an denen ihr eine Schatzjagd starten könnt. Dabei bewegt ihr euch meist durch ein kurzes schlauchartiges Level und verkloppt Wellen an gegnerischen Piraten, bis ihr zum Boss der Insel kommt, um von ihm den Schatz zu stehlen.
Auch die frei erkundbaren Inseln sind meist eher überschaubar groß gehalten. Was erst wie ein Nachteil klingt, empfand ich aber sogar als Vorteil. So hatte man nie lange unnötige Wege von einer Mission zur anderen, sondern war schnell wieder bei der nächsten Mission angelangt und konnte sich über den nächsten Quatsch freuen, den sich die Entwickler ausgedacht haben.
Zudem gibt es trotz der kleineren Größe der Karten viele kleine Minispiele zu entdecken, mit denen ihr euch die Zeit vertreiben könnt. Hier ein paar Beispiele:



Auf’s Maul
Wie gerade schon erwähnt, verkloppt Majima ganz gerne den ein oder anderen gegnerischen Piraten, um an seine Ziele zu kommen. Das Kampfsystem spielt sich dabei sehr klassisch mit einem schweren und leichten Angriff, Block, Konter und was man heutzutage sonst noch alles gewohnt ist. Die Kämpfe spielen sich dabei recht schnell und sind meist eher milde fordernd.

Großer Pluspunkt sind die Umgebungsgegenstände, mit denen man interagieren kann. Irgendwie ist es seltsam befriedigend, einen Gegner mit einem herumstehenden Fahrrad oder Mülleimer zu verkloppen.
Zudem kann Majima auch zwischen einem schnellen Faust- und Dolchstil und einem Piratenstil mit zwei Krummsäbeln und einem Enterhaken wechseln, verschiedene neue Moves lernen und seine Statuswerte verbessern. Dadurch bleibt das Kampfsystem immer Abwechslungsreich, auch wenn es allein damit auch kein Spiel des Jahres gewinnen wird.
Fazit: 8/10
Definitiv wird Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii kein Game of the Year gewinnen. Dennoch wer Spaß an einem abgedrehtem Piratenabenteuer hat und wer einfach nur ein paar Abende lang gute Unterhaltung sucht, die einen den Alltagsstress vergessen lässt, der wird hier definitiv seinen Spaß finden. Zudem ist das Spiel auch ein guter Begleiter auf meinem Steam Deck geworden. Durch die kurzweiligen Missionen eignet es sich hervorragend, um sich die ein oder andere Bahnfahrt zu versüßen.

Kai hat dank André den Weg in unser Team gefunden und bereichert dieses vor allem im Genre der Roguelikes. Mit diesen hat er sich bereits so manche Nacht um die Ohren geschlagen, weshalb wir auf seine geballte Expertise zurückgreifen dürfen. Allgemein schlägt Kais Herz für Indie-Games, da diese so manche Überraschung bereithalten. Hochkaräter wie die Monster Hunter-Reihe kennt Kai aber ebenso wie seine Westentasche.