Elden Ring: Neightreign

Es beginnt mit Regen, keinem dramatischen Intro – nur Regen. Der Himmel wirkt krank, der Boden lebt, die Finsternis hat mehr Tiefe als jede Lore-Zeile. Ich betrete Nightreign mit einem vertrauten Gefühl von Nervosität und Ehrfurcht. FromSoftware weiß, wie man mit minimalistischer Erzählung maximale Wirkung erzielt – und auch hier werde ich wortlos in eine zerfallene Welt geworfen. Aber diesmal bin ich nicht allein.
Ein neues Abenteuer beginnt!
Was sofort auffällt: Trotz des bekannten Leveldesigns – große Hub-Areale, verzweigte Dungeons, optionale Bosse – wirkt Nightreign erstaunlich abwechslungsreich. Die Karte spielt mit Wiederholungen, doch es sind die kleinen Details, die für Frische sorgen: Lichtwechsel, Wettereffekte, Gegnerplatzierungen, ja sogar die Soundkulisse lässt sich Zeit, Atmosphäre aufzubauen. Und sie schlägt zu – hart und unbarmherzig. Ein entscheidender Punkt ist der ständige Waffenwechsel, der fast zur Pflicht wird. In anderen Spielen würde das nerven – hier sorgt es für echte Spannung. Jede Waffe fühlt sich wie schon in Elden Ring einzigartig an. Ein Dolchspiel ist ein Tanz, ein Großschwertkampf ein Kraftakt. Ich ertappe mich ständig dabei, neue Kombinationen auszuprobieren, nicht, weil ich muss, sondern weil es einfach Spaß macht neues Auszuprobieren.

Zusammen ist man stark – nur nicht mit Randoms
Ein zentraler Bestandteil von Nightreign ist der Koop, der diesmal extrem Gewicht bekommt. Viele Bosskämpfe sind schlichtweg nicht für Einzelspieler gemacht – und das ist grundsätzlich großartig. Denn hier entstehen die besten Momente: drei Spieler, jeder kennt seine Rolle für ein perfektes Zusammenspiel. Das Gefühl, gemeinsam etwas Unmögliches geschafft zu haben, ist das, was Soulsborn/Soulslike-Spiele seit jeher auszeichnet. Aber: Sobald man auf Randoms angewiesen ist, zerbricht die Fassade. Viele Mitspieler rennen planlos durch die Gegend, ignorieren Mechaniken oder verlassen das Spiel bei der kleinsten Unstimmigkeit. Im schlimmsten Fall gehen sie beim Boss einfach AFK. Der 2-Spieler-Modus – oder zumindest eine Filter-Funktion – wäre ein echter Segen. In der jetzigen Form ist das System einfach zu unzuverlässig, um dauerhaft Spaß zu machen.

Bosskämpfe wie aus dem Bilderbuch
Die Bosskämpfe verdienen ein eigenes Kapitel. From Software bleibt sich treu: Jeder Boss ist ein Event. Sie sind kreativ, taktisch und beeindruckend. Egal ob eine Motte oder ein gefallener Lichtfürst. Es braucht Präzision, Teamwork und Geduld, um diese Hürden zu meistern. Und gerade, wenn man denkt, man hätte das Moveset durchschaut – kommt die zweite Phase. Natürlich. Doch hier schlägt auch der meiner Meinung nach größte Schwachpunkt von Nightreign zu: die Performance. Es ist fast schon ironisch – in einem Spiel, das auf Millisekunden-Reaktionen baut, fühlt sich vieles ruckelig an. Auf der PS5 kommt die Engine erstaunlich schnell an ihre Grenzen: Frame-Einbrüche, Input-Lag, kurze Hänger in brenzligen Momenten. Im normalen Spiel störend – im Bosskampf fatal. Ich habe mehrere Kämpfe verloren, weil das Spiel in der entscheidenden Sekunde einfach nicht sauber lief. Und das darf nicht passieren. Im Vergleich zum Hauptspiel, das technisch überragend lief, wirkt Nightreign unfertig. Ein halbes Jahr mehr Feinschliff hätte hier wahrscheinlich wahre Wunder bewirkt. Ich hoffe sehr, dass zukünftige Patches die gröbsten Probleme beheben und das Spiel noch sein Wahres können zeigt.

Waffenvielfalt & Wiederspielwert
Trotz der Probleme zeigt Nightreign, wie viel kreative Energie noch in diesem Universum steckt. Die Anzahl an Waffen, Builds und Spielstilen ist gigantisch – vom klassischen Krieger über flammenwerfende Ritualisten bis hin zum Dolch Assassinen ist alles möglich. Besonders cool: Einige Waffen verändern das Verhalten von Gegnern oder öffnen alternative Pfade. Wer gerne experimentiert, wird hier stundenlang tüfteln. Und ja: Ich will zurückkehren. Nicht, weil das Spiel alles perfekt präsentiert – sondern weil es mich herausfordert. Es zwingt mich, besser zu werden, tiefer einzutauchen und die Mechaniken zu verstehen. Das ist ein Gefühl, das nur wenige Spiele auslösen.

Fazit 7/10
Elden Ring: Nightreign erweitert das gefeierte Souls-Universum um ein düsteres Kapitel, das besonders auf Koop-Gameplay und Waffenvielfalt setzt. Die Bosskämpfe sind herausfordernd und setzen auf exakte Zusammenarbeit. Dank des ständigen Waffenwechsels bleibt das Gameplay trotz ähnlicher Arealstrukturen überraschend abwechslungsreich. Technisch zeigt Nightreign jedoch Schwächen: Ruckler und instabile Performance auf der PS5 trüben das Erlebnis – gerade in brenzligen Bossfights. Zudem fehlt ein stabiler 2 Spieler Modus, was das Zusammenspiel mit Randoms oft zum Frustfaktor macht. Trotz dieser Mängel bleibt Nightreign ein atmosphärisch dichtes, forderndes Abenteuer mit hohem Wiederspielwert. Wer mit den Schwächen leben kann, findet hier ein solides Soulsborn mit Charakter.

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Chris‘ Leidenschaft für Videospiele hat bereits mit dem Gameboy und der PlayStation 2 begonnen. So richtig Fuß gefasst hat er aber erst richtig, als er seine Liebe für Dark Souls entdeckt hat. Seitdem ist er den Soulslike-Titeln verfallen, wobei auch Shooter wie Call of Duty oder Counterstrike zu seinen favorisierten Spielen gehören.
Fernab der Videospielwelt geht Chris aber auch auf Pen and Paper-Abenteuer oder genießt die Abende mit allerlei Brettspielen.