Microsoft Flight Simulator 2024
Am 19. November 2024 hob der neue „Microsoft Flight Simulator“ auf der Xbox Series X zum ersten Mal ab – zumindest auf dem Papier. In der Praxis sorgten unzählige Bugs und technische Probleme dafür, dass der große Traum vom virtuellen Fliegen oft eher einer Bruchlandung glich. Dennoch ist das Grundgerüst beeindruckend: eine riesige, (KI-)generierte Welt, dazu realistische Flugphysik und unzählige Flugzeuge, die man sich nach und nach erarbeiten kann. Doch genau dieser Mix aus Potenzial und Bugs sorgt für ein sehr zwiegespaltenes Spielerlebnis.
Erster Eindruck: Eine steile Lernkurve und ethische Zweifel
Die ersten Schritte im Flugsimulator sind durchaus vielversprechend: Eine grundlegende Einführung und die ersten Missionen helfen dabei, ins Geschehen hineinzufinden. Trotzdem wird schnell klar, dass hier keine leichte Arcade-Fliegerei auf einen wartet. Die Lernkurve ist hoch, und wer ernsthaft weiterkommen will, muss einiges an Zeit investieren, um die Flugmodelle, Instrumente und Systeme wirklich zu beherrschen. Gerade Einsteiger könnten sich davon leicht erschlagen fühlen, auch wenn das Tutorial grundsätzlich solide konzipiert ist.
Nach den ersten Flugstunden fällt auf, dass die Dialoge erstaunlich monoton klingen. Anfangs dachte ich noch, man habe es einfach mit mäßigen Synchronsprechern zu tun, doch eine kurze Recherche offenbarte den wahren Grund: Die Stimmen sind von einer generativen KI erzeugt. Damit nicht genug – selbst die Erde im Spiel wird mithilfe von Satellitenbildern live durch KI „rekonstruiert“.
So beeindruckend diese Technik auf den ersten Blick auch sein mag, wirft sie doch einige Fragen und Bedenken auf. Denn Generative AI verbraucht nicht nur enorm viel Energie, sondern basiert oft auf Daten, die ohne ausdrückliche Zustimmung der ursprünglichen Künstler oder Autoren genutzt wurden. Außerdem werden durch den Einsatz dieser Technologie vermehrt Aufgaben ersetzt, die zuvor von menschlichen Kreativen ausgeführt wurden – in diesem Fall Synchronsprecher. Zwar soll das Team hinter Microsoft Flight Simulator 2024 gewachsen sein, aber der bittere Beigeschmack bleibt: KI statt menschlicher Stimmen.
Positiv ist, dass MFS24 seit Tag 1 im Game Pass enthalten ist. Wer also das Abo besitzt, kann direkt loslegen. Allerdings sind die Ladezeiten – trotz einiger Verbesserungen – immer noch lang. Teilweise musste ich bis zu zehn Minuten warten, bis ich endlich im Hauptmenü war.
Besonders nervig wird es, wenn man nach jeder Karrieremission das Spiel neustarten muss, weil es sich beim Bewertungsbildschirm in neun von zehn Fällen einfach aufhängt. Wenn ein Spiel schon zeitintensiv ist, aber zusätzlich noch durch lange Ladezeiten und Abstürze gestreckt wird, ist das frustrierend und nimmt viel vom eigentlich tollen Fliegerlebnis weg.
Karriere, Wirtschaftssystem & Bug-Desaster
Ein wichtiger Teil des Spiels ist die Karriere: Hier arbeitet man sich vom kleinen Auftragsflieger hoch, sammelt Credits und kann irgendwann seine eigene Firma gründen oder sich neue Flugzeuge leisten. Das klingt motivierend, ist in der Praxis aber eine zähe Angelegenheit.
Selbst nach stundenlanger Arbeit hatte ich endlich genug Credits für ein eigenes Flugzeug – nur um durch einen Bug alles wieder zu verlieren. Mein frisch erworbener Flieger wollte beim Start einfach nicht abheben, sondern rollte stur geradeaus in die Büsche. Die Investition war futsch, und die Versicherungspolice deckte nur einen Bruchteil des Schadens ab.
Die Preisschraube für ein neues Flugzeug ist dagegen absurd hoch: Schon das günstigste gebrauchte Modell kostet über 200.000 Credits, während man selbst mit den besseren Cargo-Missionen nur maximal 4.000 Credits pro Einsatz verdient. Um wieder flugtauglich zu werden, müsste ich also Dutzende Missionen erneut abarbeiten. Das kostet Zeit und Nerven, und da reicht irgendwann auch die Motivation nicht mehr aus – vor allem, wenn man sich die ganze Zeit fragt, ob der nächste Bug wieder alles zunichtemacht.
Wer nun denkt, dass man vielleicht den Schwierigkeitsgrad senken könnte, um solche Frustmomente zu vermeiden, wird enttäuscht: Eine solche Option existiert aktuell nicht. Stattdessen ist zu befürchten, dass – wie schon beim Flight Simulator 2020 – demnächst Echtgeldtransaktionen ins Spiel kommen. So kann man zwar schnell an neue Flugzeuge und Credits kommen, aber die Frage bleibt, was passiert, wenn der nächste Absturz oder Bug dein neues, teuer erworbenes Gerät wieder in die ewigen Jagdgründe schickt.
Dass man für ein Vollpreisspiel, das mit 69,99 € nicht gerade günstig ist, womöglich erneut tief in die Tasche greifen muss, ist eine bittere Pille. Viele Spieler werden sich zweimal überlegen, ob sie sich auf diesen Grind einlassen oder lieber gleich aussteigen.
Kein vollumfänglicher Test möglich
All diese Kritikpunkte sind natürlich schade, denn an sich macht das Spiel Spaß: Die Grafik ist beeindruckend, das Fliegen fühlt sich realistisch an und wer gerne viel Zeit in eine detailverliebte Simulation steckt, wird zumindest für eine Weile gut unterhalten.
Doch durch die Bugs, die KI-Monotonie und das teils unfair wirkende Wirtschaftssystem wird der Spielspaß stark ausgebremst. Auch den zusätzlichen Content aus der Premium Deluxe Version konnte ich nicht ausführlich testen, da er erst zu einem sehr späten Zeitpunkt im Karrieremodus freigeschaltet wird – falls man ihn überhaupt jemals erreicht. Für Neulinge ist das wie eine Trophäe am Ende eines endlosen Tunnels, der von Bugs und Frust gepflastert ist.
Fazit: 3/10
Der Microsoft Flight Simulator 2024 für die Xbox Series X hätte das Potenzial, eine der besten Flugsimulationen aller Zeiten zu sein. Visuell beeindruckend, konzeptionell ambitioniert und enorm facettenreich bietet das Spiel gerade für Fans viel Faszination. Doch all das verpufft, wenn Bugs das Spielerlebnis regelmäßig torpedieren, wenn die KI-Stimmen generisch und unpersönlich klingen und wenn man im Karrieremodus immer wieder von vorne anfangen muss, weil teure Flugzeuge durch Abstürze oder Softwarefehler verloren gehen.
Wer mit Flight Simulator 2024 liebäugelt, sollte sich bewusst sein, dass er eine Menge Zeit, Geduld und starke Nerven braucht – oder aber bereit sein muss, (eventuell) weiter in die eigene Brieftasche zu greifen.
Trotz aller Stärken kann ich aufgrund der vielen technischen und spielerischen Mängel keine Kaufempfehlung aussprechen. Das Potenzial ist da, aber im aktuellen Zustand überwiegt der Frust. Ob zukünftige Updates und Patches hier die Kurve kriegen, bleibt abzuwarten.
Als typisches Kind der 90er begann Viktors Gamingleidenschaft mit der PS1 und dem N64 – die erste eigene „Konsole“ war ein lila-transparenter Gamebody Colour mit Pokémon in der gelben Edition. Von Playstation 1-4 wanderten relativ regelmäßig neue Konsolen und Spiele ins Haus, am Liebsten Titel wie Silent Hill, Haunting Ground, Final Fantasy und Kingdom Hearts, aber auch Gamecube, Wii und Switch zogen über die Jahre ein.
Erst mit dem Release der Xbox Series X wanderte er aus dem Camp Sony ab.
In den 2010ern entdecke er seine Liebe für RPG Maker-Klassiker wie Ib und The Witch’s House – denn dafür reichte der schwache Laptop noch aus. 😉 Vom ersten „großen“ Gehalt gab’s dann den ersten Gaming PC, auch wenn er heute einen entspannten Abend auf der Couch mit dem Controller in der Hand bevorzugt.
Heute faszinieren ihn die verschiedensten Titel, von „Baldur’s Gate 3“ über „Stardew Valley“, „Red Dead Redemption 2“ oder auch „Stray“. Ob Adventure, Horror, Fantasy oder Farming Sim – das Genre ist nicht wichtig, hauptsache der Spielspaß stimmt!
Wenn’s mal ein Gaming-Abend ohne PC sein soll, greift Viktor sowohl auf Pen&Paper Klassiker wie Shadowrun und DSA zurück, aber er probiert auch gerne Systeme aus, die weniger bekannt sind („One in a Million / Discworld“ oder „Wanderhome“).
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