Drova – Forsaken Kin
Als die Worte Gothic und 2D-Adventure in einem Satz fielen, spitzte ich die Ohren. Ich selbst erinnere mich sehr gut an meine ersten Schritte in der Welt von Gothic, weshalb ich sehr gespannt auf neue Abenteuer in der Welt von Drova war. Was der Titel des deutschen Entwicklerstudios zu bieten hat und warum ich ihm trotz mancher Schwäche vollkommen verfallen bin, verrate ich im Test.
Das Abenteuer beginnt
Die Story des Spiels beginnt damit, dass wir uns zuerst einen eigenen Helden erstellen dürfen. Der dazugehörige Baukasten ist zwar überschaubar, bietet für einen 2D-Titel im Retro-Look aber genug Auswahl, um einen favorisierten Charakter zu erstellen. Sobald dieser Form angenommen hat, erleben wir hautnah mit, wie wir in die namensgebende Welt Drova gelangen. Dort gilt es, sich zu behaupten und eine Gruppe von Druiden zu treffen, die euch mehr darüber verraten können, was für Geschehnisse vor sich gehen. Bis dahin ist es jedoch ein langer und steiniger Weg.
Drova bietet euch nämlich eine vollkommen offene Spielwelt, die ihr theoretisch nach Lust und Laune erkunden könnt. Einziges Hindernis sind die etlichen Feinde und Fallen, die an jeder Ecke auf euch warten. Gerade zu Spielbeginn ist Vorsicht geboten, denn bereits einfache Feinde wie mutierte Hundewesen oder Harpyien lassen eure Energie in den Keller sinken und der Bildschirmtod naht. Daher solltet ihr euch an die anfängliche Questreihe halten und bestenfalls die Straßen und Wege nicht verlassen, um euer Überleben zu sichern.
Nach und nach steigt ihr dann im Level auf, erhaltet bessere Ausrüstung wie Kleidung oder Waffen und eure Attribute steigen an. Dadurch öffnen sich euch dann auch gänzlich neue Möglichkeiten, denn ihr seid nicht mehr so hilflos wie zuvor, sodass ihr es auch mit größeren Gegnermengen aufnehmen könnt. Weitere Quests warten dann zudem darauf, von euch erledigt zu werden, um euch einen Namen in der Welt von Drova zu machen.
Die Qual der Wahl
Genau hierin liegt dann auch eines der großen Ziele des Spiels. Ihr könnt euch nämlich einem von zwei großen Lagern anschließen, um deren jeweilige Ideologie mitzuverfolgen, was Einfluss auf die gesamte Storyline hat. Definitiv Gothic-typisch und für das 2D-Erlebnis eine willkommene Möglichkeit. Die Quests bis dorthin sind zudem ebenso interessant geschrieben, sodass Langeweile nie aufkommt, vor allem da euch immer wieder unterschiedliche Handlungsoptionen angeboten werden.
So dürft ihr beispielsweise einen Arenakampf beeinflussen, indem ihr die Waffen der Kämpfer verschwindet lasst, Affären aufdeckt oder die Kämpfer mittels Alkohol manipuliert. An einer andere Stelle musste ich mich einer Truppe von Minenarbeitern anschließen und hatte die Wahl, ob ich hierzu die Fäuste sprechen lasse oder mein hart erarbeitetes Silber investiere. Diese kleinen Freiheiten in der Story machen Laune und Drova definitiv zu einem Spiel mit Wiederspielwert.
Eine Frage der Ausbildung
Viele der Quests und Möglichkeiten sind aber an eure Ausrüstung, Attribute und Fähigkeiten geknüpft. Typisch für das Genre erhaltet ihr erstere durch erledigte Quests oder wenn ihr das nötige Kleingeld in den Läden Drovas investiert. Eure Stärke und eure Geschicklichkeit (diese steht in Drova für eure kritische Trefferrate) müsst ihr hingegen bei Lehrern verbessern. Immer wieder trefft ihr auf diese und ihr könnt die pro Level erhaltenen Punkte bei diesen investieren. Dies ist auch dringend notwendig, denn manche Waffen können nur angelegt werden, wenn ihr bereits um eine bestimmte Stärke verfügt.
Gleichzeitig dienen euch die Lehrer aber auch dazu, neue Fähigkeiten für den Kampf oder manch eine Quest zu erwerben. Jeder von ihnen ist nämlich auf ein spezielles Gebiet spezialisiert. So findet ihr Experten für Dolche, Zweihandwaffen, Einhandwaffen oder auch für das Öffnen von Schlössern oder das Craften von Gegenständen. Hierzu müsst ihr ebenfalls eure hart verdienten Punkte durch den Levelaufstieg investieren, sodass ihr genau überlegen solltet, ob ihr eure Attribute erhöhen möchtet oder ob ihr doch lieber eine neue Fähigkeit erlernt. Etwas nervig ist, dass ihr euch genau merken solltet, welche Charaktere euch als Lehrer unterstützen, damit ihr diese wiederfindet. Hier wäre eine oder mehrere zentrale Anlaufstellen in der Spielwelt definitiv besser gewesen.
Das Craften selbst nimmt ebenfalls eine beachtliche Stellung ein. Ihr könnt unzählige Rezepte finden, die euch das Herstellen von Tränken, Fallen, Essen oder auch Waffen ermöglichen. Manches geht locker von der Hand, anders muss jedoch an speziellen Plätzen wie Lagerfeuern oder Öfen verrichtet werden. Gerade mit dem Blick auf Heilmittel lohnt sich das Craften zu Spielbeginn, um immer ausreichend eingedeckt zu sein.
Augen auf in der Spielwelt
Die Gegenstände zum Craften erhaltet ihr überall in der Spielwelt. Manches liegt einfach am Wegesrand herum, wohingegen ihr allerlei Items auch von Monstern oder Menschen erhaltet, die ihr im Kampf erlegt. Dabei lohnt es sich, wirklich alles einzusammeln, um vieles weiter zu verkaufen, damit ihr euren Geldbeutel füllen könnt. Zudem bieten euch die Händler immer wieder besondere Rezepte oder Gegenstände, sodass ihr eurer Geld unmittelbar re-investieren könnt.
So gut das alles klingt, gibt es aber auch Kritik zu äußern. Hierzu zählt allen voran die Karte des Spiels. Ihr könnt in Drova mehrere Karten erwerben, die sich in ihrem Detailgrad unterscheiden, was durchaus spannend ist. Durch den 2D-Look sind sie aber nur bedingt eine Hilfe wenn ihr ein spezielles Gebäude oder eine Person sucht. Zwar könnt ihr sie mit erworbener Tinte erweitern und Markierungen setzen, insgesamt gefällt mir der Umgang mit dieser jedoch nicht.
Technische Ungereimtheiten
Hinzu kommen technische Schwierigkeiten, mit welchen die Nintendo Switch-Fassung zu kämpfen hat. Spielabstürze und Glitches gehörten bei meinem Playthrough leider dazu, auch wenn sie nicht übermäßig ins Gewicht fielen. Ansonsten kann ich über die grafische Darbietung samt Soundkulisse aber nur Lob verlieren, denn hier wurde wirklich tolle Arbeit geleistet.
Alles in allem macht ihr bei Drova nichts verkehrt, sofern ihr Fans von Spielen wie Gothic oder Skyrim seid und euch der 2D-Retro-Look anspricht. Das Gebotene ist sein Geld von 24,99 Euro definitiv wert, vor allem da ihr gute 40 Stunden Spielzeit investieren könnt. Eine solche Perle aus einer deutschen Videospielschmide gehört meiner Meinung nach daher zurecht unterstützt. Bleibt zu hoffen, dass auch die letzten kleinen Fehler im Spiel mittels Patch behoben werden.
Fazit: 8/10
Drova ist wirklich eine Wucht und hat genau das erfüllt, was ich mir erhofft habe: Das Gothic-Gefühl in ein 2D-Adventure packen, welche mit einer offenen Spielwelt darauf wartet, von mir erkundet zu werden. Die Quests sind spitze, die Handlungsmöglichkeiten ebenso und ich glaube, durch den Wiederspielwert wage ich einen erneuten Durchlauf.
Die Karte im Spiel und auch die technische Ausarbeitung bieten zwar Potenzial für Optimierungen, insgesamt kann sich das Paket aber sehen lassen, sodass ihr gerne zuschlagen könnt.
Als Kind der 90er-Jahre ist Maik mit dem NES, SNES und Nintendo 64 groß geworden. Seitdem schlägt sein Herz für das Kyoto-Unternehmen, auch wenn seine Interessen auch weitere Konsolen betreffen. Zu seinen liebsten Titeln aller Zeiten gehören The Legend of Zelda: Ocarina of Time und Final Fantasy X.