Citadelum

Ave Dominus! Es wird Zeit, Rom nach der Ermordung Cäsars wieder zu stabilisieren und die Feinde von den Grenzen des Imperiums fern zu halten. So oder so ähnlich lauten die ersten Worte im neuen Aufbaustrategiespiel von Abylight Barcelona. Die Rede ist natürlich von Citadelum, welches seit dem 17. Oktober 2024 für PC, Playstation 5 und sogar Xbox erhältlich ist. 

Das Spiel schickt uns zurück in eine Zeit, in der die Ausdehnung Roms schon eine beachtliche Größe angenommen hat, aber noch nicht ganz auf dem Höhepunkt angelangt ist. Wir können den damaligen Herrschern des Triumvirats Octavian, Marcus Antonius und Lepidus persönlich unter die Arme greifen, wobei wir Octavian die Treue geschworen haben. Wie uns das gelungen ist, erfahrt ihr im nachfolgenden Testbericht.

Zeit für ein wenig Geschichte

Einige schöne Zitate haben die Entwickler eingebaut

Citadelum steigt quasi kurze Zeit nach der Ermordung Cäsars im Jahre 44 v. Chr. ein. Laut der Seite learnattack.de soll Cäsar seinen Großneffen Octavian in seinem Testament zum Haupterben gemacht haben. Zunächst schmiedete Octavian eine Allianz mit dem berühmten General Marcus Antonius und Marcus Amilius Lepidus (vgl. Rattini, 2019 von nationalgeographic). Dadurch sicherten sie ihre Macht vor den politischen Gegnern. Allerdings blieb das Bündnis nicht lang bestehen, da sich zwischen Octavian und Antonius eine Feindschaft entwickelte (ebd.). Nach einigen Verunglimpfungen prallten die Flotten der beiden im Jahr 31 v. Chr. bei Actium aufeinander (ebd.). Octavian ging siegreich aus dieser Schlacht hervor und erhielt den Titel Augustus (ebd.). Bis zu seinem Tod herrschte Augustus als Kaiser das römische Reich (ebd.). 

Für Marcus Antonius, der mit Kleopatra liiert war, beging mit seiner Angetrauten in Folge der Niederlage Selbstmord (ebd.).

Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut

Innerhalb der mit acht Missionen großen Kampagne spielen wir den Konflikt in der Zeit von 44 v. Chr. bis ca. 24/23 v. Chr. nach. Zuvor erhalten wir eine über zwei Missionen lang andauernde Einführung in das Spiel. Hier haben sich die Entwickler wirklich große Mühe gegeben, um besonders Neueinsteigern das Leben zu erleichtern. Wir kriegen zwar einfache Textboxen vorgesetzt, die aber mit sehr sinnvollen Bildern der Situation ausgestattet wurden. Dies hilft dem Verständnis wirklich sehr. Gleichzeitig schafft es das Spiel, uns bereits in den ersten kurzen Momenten zu begeistern. Im Anschluss wartet dann die leider recht kurz geratene Kampagne. Hier hätte ich mir doch etwas mehr gewünscht.

Handel hat die Leute schon immer weitergebracht – und einige Nationen sehr reich

Aber nun mal weg von den ganzen Rahmenbedingungen. Es wird Zeit mal etwas genauer unter die römische Tunika zu schauen. Abylight Barcelona legt uns im Grunde ein typisches Aufbaustrategiespiel vor. Wir starten jede Mission mit einem Forum, welches als eine Art Stadtzentrum dient. Nach dessen Platzierung fangen wir an, unsere neue Stadt mit Leben zu füllen. Dazu brauchen wir natürlich Wohnhäuser, die wir mit unseren Materialien bauen können. Hier bietet uns das Spiel eine recht große Auswahl an realen Ressourcen. Von diversen Baumaterialien wie bspw. Holz und Stein, finden wir eine große Anzahl an Nahrungsmitteln bis hin zu militärischen Materialien. Die Masse an Ressourcen ist natürlich auch mit einer Vielzahl an entsprechenden Gebäuden verbunden. Hier steht Citadelum seinen großen Genrekonkurrenten also in nichts nach. 

Die ersten Schritte in Cidatelum.

Besonders angenehm ist dabei die Leichtigkeit in der Abwicklung der Produktionsketten. Sie sind sehr simpel und irgendwo auch logisch verknüpft. Bspw. besorge ich mit dem Holzfäller Holz, um mit Hilfe des Sägewerks diese anschließend zu Brettern weiterzuverarbeiten. Hier profitieren vor allem Einsteiger oder Gelegenheitsspieler. Man muss aber gestehen, dass es in diesem Bereich an Komplexität fehlt. Schwieriger herzustellende Rohstoffe findet man kaum, so dass Veteranen ziemlich schnell alles gesehen haben. 

Trotz allem bietet Citadelum noch einiges mehr und stellt sich als doch sehr Vielseitig heraus. 

Neben den grundlegenden Rohstoffen, die man auch aus anderen Genrevertretern kennt, spielen hier die Bewohner eine entscheidende Rolle. Wir arbeiten nämlich mit zwei Klassen der römischen Bevölkerung. Zum einen haben wir da die Plebejer, sprich das einfache Volk, welches für die Drecksarbeit zuständig ist. Der Plebs wird benötigt, um Rohstoffe abzubauen oder Kerngebäude zu bewirtschaften. Darunter versteht man bspw. die Feuerwehr oder das Ingenieurbüro. Ihnen müssen wir Lohn für die Arbeit bezahlen. Auf der anderen Seite stehen die Patrizier. Sie gehören zur höheren Klasse der römischen Bevölkerung und dienen im Spiel hauptsächlich dazu, Steuergelder zu zahlen. Wer den Patriziern kein schönes Leben in seiner Stadt bietet, der wird bald mit einer leeren Staatskasse da stehen. 

Klare Aufteilung unserer Stadt

Beide Klassen haben genretypisch auch ihre Vorlieben oder Anforderungen. Dazu gehören in erster Linie Lebensmittel, wobei der Wunsch nach Gladiatorenkämpfen oder Thermen im Spielverlauf hinzukommt. 

Zusätzlich zum Wohlwollen der Bevölkerung gilt es auch, das Wohlwollen der Götter zu erlangen. Insgesamt sechs Göttern müssen wir huldigen. Dazu benötigen wir entsprechende Tempel, in denen wir Feste abhalten oder Opferungen durchführen. Sollten wir sie allerdings verärgern, kommen sie persönlich auf die Erde und wüten innerhalb der eigenen Stadt. 

Die Götter lassen es sich auf unsere Kosten gut gehen

Aufbaustrategie mit Echtzeitstrategie kann das funktionieren?

Als alter Rome – Total War-Veteran hat mir ein weiterer Aspekt des Spiels sehr imponiert. Neben dem ganzen Aufbau der eigenen Stadt müssen wir auch einiges in die Rüstungsindustrie bzw. in unser Militär investieren. 

Ohne Ausbildung und Disziplin wird aus unseren Legionären nichts

Je nach Stufe unserer Stadt überfallen uns Banditen. Diese können durchaus nervig sein und eine Menge Schaden anrichten. Um dem zu entgehen, können wir Mauern und Türme bauen. Diese müssen mit Stadtwachen bemannt werden, damit die Banditen bekämpft werden können. 

Neben der Defensive gibt es bekanntlich auch eine Offensive – und dies auch hier. Wir bauen nebenbei noch an einer schlagkräftigen Streitmacht. Diese ist auch notwendig, da auf der Umgebungskarte feindliche Legionen auf uns warten. Voraussetzung ist, dass wir sie mit unserem Kundschafter ausfindig gemacht haben. 

Der Kundschafter kann selbst nicht kämpfen, deckt aber den Nebel des Krieges auf der Umgebungskarte auf. Befindet sich in einem neu aufgedeckten Bereich eine feindliche Streitkraft, können wir unsere Legionen aussenden. 

Unsere Kundschafter haben volle Arbeit geleistet

Nachdem diese im Kampfgebiet angekommen ist, wechselt das Spiel in den Echtzeitmodus. Auf einer kleinen Karte setzen wir einfache Formationen und beginnen die Schlacht. Leider ist das Gefecht aber wirklich sehr simpel. Grundsätzlich laufen die beiden Armeen schnurstracks aufeinander zu und bekämpfen sich anschließend. Wir können zwar noch ein paar Bewegungs- oder Angriffsbefehle geben, diese sind aber nicht ansatzweise mit einem Spiel der Total War-Reihe vergleichbar. Teilweise wirken sie wie auf Schienen oder schwerfällig. Hier dürfte gerne noch etwas mehr passieren. Ein Verbessern der Steuerung und Einbau taktischer Aspekte würde hier einiges bringen. 

„Für Rom und seinen Kaiser Augustus“

Auch wenn der Echtzeitmodus noch nicht ganz ausgereift ist, gefällt mir dieser Gedanke dennoch sehr gut. Es ist einfach ein Puzzleteil, welches in anderen Titeln dieses Genres fehlt.

Wer spielt nicht gern im Sandkasten?

In einem Aufbaustrategiespiel darf natürlich eines nicht fehlen – der Sandbox-Modus. Für jene, die sich bereits durch die Kampagne gebaut haben, finden in diesem Modus ihren Spaß für das Endgame. Man baut seine Stadt in aller Seelenruhe immer mehr aus und erweitert seinen Wirkungsbereich, so dass die Stadt Rom so langsam ins Hintertreffen gerät. Zwar kann jede Kampagnenmissionen nach Abschluss weitergespielt werden, jedoch sind diese Städte sehr auf die Aufgaben ausgelegt. Im Sandbox-Modus kann man sich wirklich mal Gedanken machen, wo man seine Viertel platzieren will. Auch dekorative Elemente kommen viel mehr zum Einsatz. Alles in allem finden hier kreative Köpfe und Langzeitspieler durchaus ihre Freuden. 

Dieser Part kann sogar mit einem weiteren Merkmal gefüllt werden, welches mir auch noch nicht so oft vor die Maus kam. Ihr habt in Cidatelum die Möglichkeit, mit Hilfe eines Editors eigene Karten zu entwerfen und diese im Anschluss der Community zur Verfügung zu stellen. Hier sehe ich für das Spiel das meiste Potential, da es sich in anderen Titeln bereits gezeigt hat, was Gamer alles in die Wege leiten können. 

Der Senat macht es den Herrschern aber nicht ganz so einfach

Wie wäre es wohl im damaligen Rom ohne Intrigen o. ä. gelaufen? Das Leben hätte durchaus perfekt sein können. Und leider müssen wir Spieler in Form des Senats aus der Überschrift doch einige Türen zur Verbesserung aufstoßen. 

Ich muss mich wiederholen, wenn ich schreibe, dass acht Missionen für mich zu wenig sind. Wir bekommen ein tolles Spiel präsentiert, dass mich besonders in den ersten Stunden wahrlich gefesselt hat. Ich muss aber gestehen, dass ich eher der Kampagnenspieler bin und Aufgaben brauche und da hätte ich mich über etwas mehr Story sehr gefreut. Besonders schade ist, dass sich die Level sehr ähnlich spielen. Wir fangen immer wieder mit dem Forum an und bauen uns durch die verschiedenen Produktionsketten. Hier wäre etwas mehr Abwechslung hilfreich gewesen. Bspw. hätte ich meine erbaute Stadt in die nächste Mission übernehmen können, weil sich eine entsprechende Streitmacht des Feindes nähert oder Kaiser Augustus benötigt für seine Truppen Nachschub, welchen ich nun schnellstmöglich produzieren muss. Man hätte auch Verbündete gewinnen können, wenn man ihnen nur genügend Rohstoffe schickt. 

Rom schickt uns an sämtliche Außenposten seines Reiches

Alternativ hätte es die Geschichte auch aufgepeppt, wenn man mit zufälligen Ereignissen gearbeitet hätte. Im Prolog haben sich einige Charaktere über Textboxen vorgestellt, die man hierfür prima hätte nutzen können. 

Außerdem möchte ich noch auf das ein oder andere kleine Detail eingehen. Zuallererst muss ich über die Schieberegler sprechen. Die funktionieren zwar einwandfrei, dennoch wäre es schön gewesen, wenn man eine Warenabgabe mit dem Nummernfeld der Tastatur eingeben könnte. Das ist zwar sehr pingelig und meckern auf hohem Niveau, für meinen persönlichen Monk aber unglaublich wichtig. Nachdem ich mit dem Regler mehrmals über meine gewünschte Zahl gerutscht bin, habe ich etwas genervt aufgegeben. 

Ein weiterer Aspekt steckt eher im Detail. Die Entwickler haben es sehr schön geschafft, der eigenen Stadt Leben einzuhauchen. Überall sieht man Menschen auf der Straßen hin und her laufen und Waren werden ausgeliefert. Sogar in die Gebäude kann man zoomen und beobachten, wie bspw. die Arbeit abläuft. Hier gibt es wirklich nichts zu bemängeln. Allerdings fehlt mir bei der Feuerwehr schlicht und einfach der Eimer mit Wasser, welcher zum brennenden Gebäude getragen wird. Man erkennt, wie die Person zum Wasser läuft, welches entnimmt und sich danach herumdreht und ohne etwas in der Hand zu haben losrennt. Man würde den Feuerwehrmann einfach in der Menschenmenge verlieren. Bei dieser Liebe zum Detail sollten die Entwickler das noch nachbessern. 

Übersicht zur Wahrscheinlichkeit eines Brandes

Apropos Detailgrad. Wenn man Hecken setzt, werden diese wie ein Gebäude gebaut. Sie erhalten einen Holzrahmen ringsherum und plötzlich steht sie in voller Pracht vor uns. Bitte lasst die Hecken und Pflanzen über einen kurzen Moment wachsen. Das ist deutlich angenehmer anzuschauen. 

Ich könnte zwar noch ein paar weitere Dinge hier auflisten, die aber rein persönliche Empfindung sind. So würde ich es zum Beispiel begrüßen, wenn ich sehen könnte, wo und wie viele Feuerwehren ich bereits gebaut habe. Dafür möchte ich kein Menü öffnen, sondern sie einfach etwas hervorgehoben haben.

Fazit: 7/10

Citadelum ist ein gutes Spiel, welches besonders für Neueinsteiger geeignet ist. Man erhält ein sehr verständliches Tutorial und ein komplexes aber nicht überforderndes Spielerlebnis. Die Schlachten – auch wenn sie noch nicht ganz ausgereift sind – fügen sich prima in die Szenerie ein und geben den Echtzeitstrategen ein bekanntes Gefühl. Aufgrund der Größe eines solches Titels haben sich zwar kleine Ungereimtheiten eingeschlichen, dennoch kann und sollte man sich diesen Titel mal etwas näher anschauen. Vor allem dann, wenn man das neue Anno – welches übrigens auch im alten Rom spielen soll – nicht erwarten kann. Citadelum hat also im großen Vergleich mit dem Genregiganten ordentlich vorgelegt.

 

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