EA Sports College Football 25

Junge Athleten, zukünftige Superstars, prall gefüllte Stadien, Marching Bands, Maskottchen und nicht zu vergessen, eine ganze Menge Cheerleader. Jeder, der sich diese Aufzählung durchliest, denkt sofort an die USA und eventuell sogar an das Sportsystem. Dieses Mal sind wir aber nicht in der NFL unterwegs, sondern eine Ebene darunter — im College. 

Endlich ist es soweit, dass nicht nur unser Testbericht online geht, auch hat mal jemand auf die Stimmen in der Community gehört. Nach über elf Jahren bringt „Electronic Arts“ den langersehnten neuen Teil des College Footballs mit dem Namen „EA Sports College Football 25“ für Playstation und Xbox auf den Markt. Es stellt sich die Frage, ob EA mit diesem Nebenschauplatz an die Erfolge eines „Madden NFL“ herankommt oder ob das Spiel eher zu einer schönen Mod zum Vollpreis entartet. Dieser Frage bin ich als langjähriger „Madden NFL“-Fan und Footballenthusiast nachgegangen und möchte nun meine Erfahrungen mit der Univariante teilen. 

Erster Eindruck und Spielmodi

Ich bin ganz ehrlich. Die letzten Spiele aus dem NFL-Universum haben mich genauso wie die FIFA Spiele mit der Zeit nicht mehr wirklich abgeholt. Jedes Jahr grüßt das Murmeltier und bringt einen neuen Teil mit aktualisierten Spielernamen und kaum spürbaren Neuerungen. Gut, man muss schon zugeben, dass die Neuerungen im amerikanischen Nationalsport bisher deutlich größer ausfielen. Dennoch merke ich immer mehr, dass es doch ausreicht, nur alle paar Jahre zu zuschlagen. 

Ähnlichkeiten sind erkennbar.

Bei „EA Sports College Football 25“ stieg meine Vorfreude allerdings mal wieder auf ein Niveau aus meiner Kindheit an. Endlich kommt ein neuer Titel, der auch mal vom Normalzustand abweicht und mich wieder stunden- und wochenlang an ein Projekt mit einer Mannschaft bindet. Ich wollte mit einem Spieler die Top 10 des NFL Drafts erreichen oder neue Talente scouten, um meine Uni zu Ruhm und Ehre führen. Und genau diesen Erwartungen muss das Spiel nun standhalten und zeigen, ob es wirklich was drauf hat. 

Lasset die Spiele beginnen.

Nun muss man sagen, dass das Game mit den herkömmlichen Spielmodi an den Start geht. Im Dynasty Modus habt ihr aus sage und schreibe 134 Teams die Auswahl, mit welchem ihr auf Trophäenjagd gehen wollt. Hier spiegelt sich die Trainerkarriere wider. Gleichzeitig deutet sich an dieser Stelle auch der gigantische Mehrwert des Spiels an. Die Auswahl an Mannschaften ist unglaublich, so dass man auch seine eigenen Szenarien durchleben kann. Entweder startet man mit einem der Top Colleges der USA oder führt eher die Außenseiter zum Erfolg. Wenn man den Pressemitteilungen glauben schenken kann, sind auch alle Stadien originalgetreu nachgebaut worden. 

Neben diesem Modus kann man sich selbstverständlich wieder mit seinem eigenen Spieler ins Getümmel stürzen. Die Erstellung des eigenen Charakters erweist sich hier als sehr umfangreich. Von diversen Gesichtsoptionen über die Schoulder Pads bis hin zum Helm kann alles individuell eingestellt werden. Außerdem muss ich entscheiden, auf welchem Niveau ich beginnen möchte. Soll heißen, mein Charakter ist zu Beginn schon ein Star oder doch eher der Underdog, den noch keiner kennt. 

Sagt „Hallo“ zum neuen Tom Brady der Liga.

Nachdem ich die Erstellung erfolgreich abgeschlossen habe, muss ich mir ein College auswählen. Je nach Position und Stärke meines Spielers steigen oder sinken die Chancen, direkt Spielzeit zu erhalten. Habe ich mich für eine Uni entschieden, gehts auch schon los. Über SMS findet die Kommunikation mit Spielern oder Dozenten statt. Das haben andere Spiele im Sportgenre auch schon besser hinbekommen. Aber! sehr schön finde ich die Option, mit Hilfe von Punkten seinen Status bei Spielern und in der Bildung zu verbessern. Ohne Bildung und einen Abschluss bringt mir auch das größte Talent rein gar nichts. Ich muss mich mit meinem Spieler also auf Klausuren und Tests vorbereiten und Punkte investieren und kann nicht nur in den Sozialen Medien unterwegs sein. Eine sehr schöne und tiefgründige Message für alle jüngeren Zockerinnen und Zocker.  

Wir sind natürlich die Superstars! Ich verstehe die Frage nicht.

Zu guter Letzt ist auch der Ultimate Team Mode eingebaut. Dieser funktioniert genau wie in anderen Teilen auch. Wer also zum Vollpreis weiter Geld investieren möchte, der kann das an dieser Stelle wunderbar tun. Bisher haben es nur wenige Spiele geschafft, mich wirklich vom Ultimate Team Modus zu überzeugen. Entweder bin ich dafür zu alt, zu geizig oder verstehe einfach den Sinn an diesem Modus nicht. Ganz besonders, wenn man jedes Jahr von Neuem beginnen muss. Hier sollte sich EA — auch wenn es gegen sämtliche wirtschaftliche Bestrebungen geht — etwas einfallen lassen, um dies auch für Spieler wie mich attraktiv zu machen. Möglicherweise kann man ja bereits erspielte bzw. investierte Inhalte in den neuen Titel übertragen. Allerdings bin ich auch Realist und weiß, dass man ein laufendes System nicht ändern sollte. Ob ihr daran teilnehmen wollt, ist eure Entscheidung. 

Was ist neu oder anders als bisher?

Ich hatte es bereits angesprochen. Die Anzahl an auswählbaren Mannschaften ist deutlich größer als bisher. Hinzu kommt aber auch noch die Atmosphäre, welche zwar ansatzweise gleich ist, aber sich aufgrund der verschiedenen Stadien doch etwas unterscheidet. Und hier glänzt der Titel vollends. Die Intros vor jedem Spiel, die Fans und die musikalische Unterstützung sind einfach phänomenal. Ich hab mich des Öfteren erwischt, dass ich auf der Couch zu einem eingespielten Lied im Stadion mitgegangen bin. 

In Ohia brodelt der Hexenkessel schon vor dem Spiel

Auch finde ich das Auswahlmenü zu den Spielzügen sehr gelungen. Neben dem Playbook werden hier nicht nur die letzten Spielszenen dargestellt, sondern auch einige Statistiken zur laufenden Saison bzw. des Spiels selbst. Als kleiner Statisikfanatiker kommt man hier voll auf seine Kosten, sodass man auch jederzeit nachvollziehen kann, wo die eigenen Superstars des College Footballs momentan verortet sind. Des Weiteren kann man auch die Spielzüge des Gegners nochmal nachvollziehen, um sich so besser einstellen zu können. 

Besonders sinnvoll empfand ich die im selben Bereich zu findende Spielerverschleißstatistik. Hier werden mit Hilfe eines Dummies Verschleißwerte aufgrund des Spielgeschehens gezeigt. Sollte sich ein Spieler während des Spiels verletzen, kann man das etwas schöner nachvollziehen. 

„Offense wins Games, Defense wins Championships“

Angeblich ist der Heimvorteil auch eines der neuen Elemente in „EA Sports College Football 25“. So ganz neu erscheint mir das aber nicht. In den letzten „Madden NFL“-Teilen hatte man bereits auch einen Momentum-Balken. Dieser wird jetzt als Heimvorteil ausgelegt. Und ich muss ehrlich sagen, dass mich die Art und Weise sehr gestört hat. Vom Prinzip her wackelt der gesamte Bildschirm hektisch hin und her und die Laufwege verschwimmen oder werden gleich ganz anders als ausgewählt dargestellt. Das soll zwar wieder für eine aufgeheizte Stimmung sorgen und den Spieler mehr ins Stadion ziehen, aber ich hätte es am liebsten ausgeschalten. Das Gewackel macht einen einfach nur irre. Und es gibt einfach keinen sichtbaren Ein- und Ausschalter. 

All diese gerade beschriebenen Dinge laufen bei EA unter dem Deckmantel „CampusIQ“.

Für mich auch irgendwie neu ist das Scouting-System für neue Spieler. Bekannterweise gehen nach einer erfolgreichen Saison die guten Spieler in den NFL-Draft und verlassen das Team. Also müssen die Lücken gefüllt werden. Dies erledigt man in einer der typischen Listen. Der Clou an der Sache ist aber, dass nicht jeder Spieler gewillt ist, an mein College zu gehen. Es bedarf einer Art Überzeugungsarbeit. Durch Ausgabe von „Recruiting Points“ darf man die neuen Talente auf Social Media suchen, sich mit den Eltern treffen oder diese zu einem Event einladen. Im Verlauf dieses Prozesses erlangt man Sympathie oder Abneigung bei den Personen. Ggf. sind andere Unis auch etwas einflussreicher als man selbst. Dies sorgt für einen angenehmen Mix aus Talenten, welche zu mir wechseln oder doch lieber eine andere Uni bevorzugen. Mit Hilfe von Stufenaufstiegen als Trainer kann man sich hier noch etwas besser in ein positives Licht rücken. Schade nur, dass bspw. Ein Treffen mit den Eltern nicht so schön inszeniert wird, wie die Vertragsverhandlungen eines neueren FIFA Ablegers. Hier ist also noch Spielraum für Verbesserungen.

Ob er unser Team verstärken wird?

Das Sand im Getriebe einer rollenden Offense

Im Verlauf des Berichts habe ich schon einige angesprochen. Ganz weit vorn ist für mich immer noch der Ultimate Team Modus oder das Wackeln des Bildschirms. Allerdings gibt es auch noch ein paar kleinere Aspekte, die man ansprechen muss, über die man aber auch hinweg sehen kann. 

Beginnen möchte ich mit der musikalischen Darstellung in den Menüs. Hier kriegt man das schöne Getrommel einer Marching Band auf die Ohren. Das ist in der Theorie keine schlechte Idee. Nach mehreren Spielstarts kann man das Getrommel in Dauerschleife nicht mehr hören. Warum zum Teufel konnte man nicht mal etwas Abwechslung in die Musik einbauen, zu Mal man dies ja in anderen Spielen oder im Stadion super hinbekommt?

Als zweiten Aspekt möchte ich die Anzeige in den Menüs nehmen. Ich bin es mittlerweile aus „Madden NFL“ gewohnt, dass mir eine Art Aufstellung mit echten oder generierten Torsos angezeigt wird. Hier wird mir eine Liste vorgeworfen. Ähnliches gilt für die Spielerprofile. Der Standard ist mittlerweile eine generierte Spielfigur der Person mit einer Art Visitenkarte aller Werte. Hier wird mir wieder nur eine Karte mit dem Kopf des Spielers dargestellt. 

Ich muss klar sagen, dass an dieser Stelle Rückschritte gemacht werden, welche durchaus vermeidbar gewesen wären. 

Drittens bin ich enttäuscht, dass man im Dynasty Mode nicht zu Ende gedacht hat oder denken konnte. Bekanntlich verlassen die größten Talente nach der Saison das College, um von den NFL-Teams gedraftet zu werden. Dies geschieht im Spiel natürlich auch. Das Problem an der Sache ist, dass wir in einer erneuten Tabelle nur sehen können, an welcher Position der jeweilige Spieler ausgewählt wurde. Es fehlt aber das Spitzenteam, zu dem unser Spieler geht. Für so viel Statistikwahnsinn und aus meiner Sicht Lizenznähe ist das sehr dürftig.

Klares Fackle gegen die Atmosphäre und Tiefgründigkeit

Am Spiel selbst kann man zwar nicht meckern, nach ersten Blicken und Spielszenen des neuesten Football Ablegers empfindet man das Spiel eher als eine sehr schön gemachte Mod zu „Madden NFL 24“. Grafisch und vom Spielgefühl hat sich nicht viel getan. Das soll zwar nicht heißen, dass es schlecht ist. Ganz im Gegenteil! Ich denke aber das Hauptaugenmerk lag eher woanders — wenn ihr wisst, was ich meine. 

Fazit 7/10

Ich muss wirklich sagen, dass mir eine Wertung sehr schwer fiel. Einerseits hat das Spiel meinen Erwartungen standgehalten und mir eine tolle neue Spielerfahrung beschert, die ich lange nicht mehr hatte. Es bringt eine Menge Möglichkeiten von der Auswahl der Teams, über die Playbooks bis hin zu diversen Stadien inkl. deren Atmosphäre mit, die einfach begeistern. Das neu geschaffene Denkverhalten so gut wie möglich zu sein, um zu sehen, wo die eigenen Spieler am Ende landen und wann sie gedraftet werden, ist ebenfalls genial. Andererseits macht das Spiel doch einige Rückschritte und wirkt nicht mehr auf dem aktuellen Stand. Wer auch mal etwas szenische Abwechslung benötigt, der darf hier gerne zuschlagen und kommt voll auf seine Kosten — vor allem da man einige Spieler in ein paar Jahren in der besten Liga der Welt bestaunen darf. Allerdings darf man auch gespannt sein, was „Madden NFL 25“ mit sich gebracht hat. Auch diesen Test werden ihr bei uns lesen können.

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