Hand in Hand im Test
Das kleine Indie-Game Hand in Hand von MaxMedia schickt uns auf ein Abenteuer zweier Wesen, die ihre Welt in zwei verschiedenen Dimensionen bereisen, um wieder zueinander zu finden und ihre Heimat von einem bösen Dämonen zu befreien. Mit seinem Gameplay-Ansatz geht das Spiel dabei in Konkurrenz mit Kritiker-Liebling „Brothers: A Tale of two Sons“. Ob Hand in Hand mit seinem Vorbild mithalten kann, erfahrt ihr jetzt im Test.
Zwei wie Sonne und Mond
Wir spielen zwei namenlose, humanoide Spielfiguren, die jeweils Sonne und Mond repräsentieren. Als ein Schattendämon ihre Welt bedroht, werden sie getrennt und bewegen sich fortan in zwei verschiedenen Dimensionen. Nun müssen sie ihre unterschiedlichen Fähigkeiten einsetzen, um den Dämon zu besiegen und sich wiederzufinden.
Ihr merkt bestimmt: Die Geschichte von Hand in Hand ist seichteste Jump ’n Run-Kost. Ebenso fällt auch die Inszenierung aus. Ohne Vertonung oder gar Text wird die Handlung nur per Bildsprache erzählt und bleibt dabei stets ein wenig kryptisch. Zwischensequenzen finden meist in Spielgrafik statt, gelegentlich werden auch animierte, Relief-artige quasi Standbilder eingesetzt. Das ist zwar nicht hässlich, aber auch nicht viel mehr als zweckmäßig. Mit der Geschichte hält sich das Spiel aber sowieso nur selten auf.
Das mach‘ ich mit Links… und Rechts
Die Essens von Hand in Hand steckt im Gameplay und das orientiert sich stark am bereits erwähnten Brothers: A Tale of two Sons. Denn wie im Vorbild spielen wir beide Figuren stets gleichzeitig. Dafür brauchen wir lediglich einen Stick und die Schultertasten. Linker Stick und Schultertasten für das Sonnenwesen, rechts für das Mondwesen. Die dimensionale Trennung der beiden Figuren wird im Spiel durch einen Split-Screen dargestellt, der den Bildschirm nach oben und unten aufteilt. Jede Figur läuft dann prinzipiell durch die gleiche Welt, die sich jedoch in Nuancen voneinander unterscheiden.
Wir können natürlich allein spielen. Genau wie bei Brothers, bietet sich das simple Steuerungsschema aber super für ein Spiel zu zweit an. Und genau darauf ist Hand in Hand – im Geiste seines Namens – ausgelegt. Das Spiel bietet uns die Option, jeweils eine Figur mit einem eigenen Controller zu spielen. Wer möchte, kann aber auch einfach gemeinsam an einem Controller spielen und legt dann jeweils nur eine Hand an das Pad. Zu zweit gehen die Rätsel und Geschicklichkeitspassagen deutlich einfacher und zügiger von der Hand, da sich jeder nur auf die eigene Figur konzentrieren muss.
Schlicht, aber nicht schlecht
Durch die eingeschränkte Tastenbelegung fallen aber folglich auch die Möglichkeiten unserer Figuren extrem eindimensional aus. Mit einer Schultertaste springen wir, mit der anderen benutzen wir eine Spezialfähigkeit. Das Sonnenwesen kann einen kurzen Schuss abfeuern und damit Strukturen und Gegner beschädigen, während das Mondwesen dimensionsübergreifend Gegenstände und Kreaturen (de-)materialisieren kann. Durch Schalter und Portale können die beiden in gewissem Maße miteinander interagieren und auf die andere Dimension Einfluss nehmen.
Die Rätsel sind über weite Teile des Spiels ziemlich einfach gehalten. Erst im letzten Viertel wird gelegentlich etwas Grübeln notwendig. Dann werden auch die Geschicklichkeitspassagen etwas anspruchsvoller und können gelegentlich sogar auf seichtem Niveau etwas frustrieren. Das ist vor allem bei den „Bosskämpfen“ der Fall. Denn sowohl Steuerung als auch Leveldesign fehlen es an einigen Stellen einfach ein Stückchen an Hochwertigkeit, sodass Timings sich etwas unlogisch und Sprungpassagen unnötig „sperrig“ anfühlen.
Das lässt sich auch eins zu eins auf die grafische Präsentation übertragen. Die sieht zwar durchaus hübsch und vor allem stilsicher aus, ohne sich grobe Fehler zu erlauben. Trotzdem ist auch hier nichts spektakulär oder in irgendeiner Form herausragend. Der Soundtrack ist zwar atmosphärisch, wird jedoch nur sehr spärlich eingesetzt. Die meiste Zeit bleibt Hand in Hand stumm. Apropos Zeit: Mit ungefähr vier bis sechs Stunden Spielzeit fällt das Partner-Abenteuer sehr moderat aus und lässt sich streng genommen an einem Abend durchspielen. Die Plattform ist dabei Euch überlassen, das Spiel gibt’s auf Steam, Nintendo Switch, PS4 und Xbox One.
Fazit: 6/10
Hand in Hand kommt mir vor wie ein „Opfer“ seiner Umstände. Das klingt erstmal sehr dramatisch, doch mir fehlt einfach ein besseres Wort dafür. Denn der Indie-Titel von MaxMedia macht eigentlich nicht viel falsch, bietet abwechslungsreiche, malerische Umgebungen und spielt sich vor allem zu zweit entspannt runter. Letztendlich wird aber auch zu jeder Zeit das begrenzte Budget des Spiels deutlich. Fast alles, was das Spiel bietet, haben andere schonmal besser gemacht. Lange in Erinnerung bleibt hier eigentlich nichts. Vor allem hinter dem auch erzählerisch und emotional starken Brothers fällt der Titel ein ganzes Stück zurück.
Was bleibt ist eine solide Alternative für alle, die von Spielen wie Brothers nicht genug bekommen können oder dringend Couch-Ko-Op-Nachschub brauchen. Denn auch im Geldbeutel macht sich Hand in Hand nicht sonderlich bemerkbar. Vor allem für eine Runde mit kleinen Kindern oder nicht sehr Gaming-erfahrenen Partnern eignet sich das Spiel dank des gemäßigten Tempos und überwiegend geringen Schwierigkeitsgrades wirklich gut.
Spielte Videospiele, noch bevor er Fahrrad fahren konnte. Hat als einer der letzten Zivis den Gedanken an ein Medizinstudium verworfen und stattdessen „irgendwas mit Medien“ in der Weltmetropole Ilmenau im beschaulichen Thüringer Wald studiert. Über das Campus-TV schließlich den Weg eines (Video-) Redakteurs eingeschlagen und 4 Jahre lang im Esports-Bereich gearbeitet. Danach gings ins lineare Fernsehen und dann auf die andere Seite des Spektrums in die PR. Weil es ihm aber beim Thema Gaming und anderer medialer Unterhaltungskunst immer noch 24/7 in den Fingern juckt, gibt es jetzt, wann immer es die Freizeit zulässt, Reviews und Previews von ihm.