Endzone – A World Apart
Wir schrieben das Jahr 2021. Die Welt war bis dato ein angenehmer Ort blühender Flora und Fauna. Doch keiner konnte ahnen, was sich in den kommenden Monaten abspielen sollte. Terroristen machen es sich zur Aufgabe, die bisherige Weltordnung gründlich über den Haufen zu werfen. Auf der ganzen Erdkugel brachten sie laufende Atomkraftwerke zur Explosion und stürzten dadurch alles Bisherige ins Chaos…
…Doch einige Menschen trotzten diesem unfassbaren Anschlag, indem sie sich in unterirdischen Anlagen versteckten. Ganze 100 Jahre wagte es niemand wieder zurück an die Oberfläche. Die Zeit wird kommen, an dem sich die Menschheit aus ihrem unterirdischen System erheben und sich zu altem Glanz und Glorie zurückführen werde. Und damit herzlich willkommen im neuen postapokalyptischen Aufbauspiel „Endzone – A World Apart“ vom deutschen Entwickler „Gentlymad Studios“.
Das grundlegende Spielprinzip
Wie ihr bereits lesen konntet, wirft uns das Spiel in eine der unnatürlichsten Umgebungen, die man sich nur vorstellen kann. Wir starten förmlich mit nichts außer dem, was unsere wenigen Mitbürger am eigenen Leibe tragen. Gut – ganz so ist es natürlich auch nicht, denn wie in fast jedem Aufbaustrategiespiel startet man mit einem Hauptgebäude. In diesem Fall ist das ein aus Schrott zusammengebauter Kleinbus. Von dem Zeitpunkt an gilt es, überlebenswichtige Ressourcen zu sammeln und die Bevölkerungszahl anwachsen zu lassen. Wasser und Nahrung bilden hier die Grundlagen für das Leben. Mit vorangeschrittener Spielzeit schaltet man immer mehr Bedürfnisse und damit verbundene Gebäudetypen u. v. m. frei. Dieses Grundprinzip sollte allerdings jedem Aufbaustrategieveteranen bekannt sein. Die Frage, die sich also stellt, ist, was unterscheidet dieses Spiel von anderen genretypischen Titeln?
Endzeitstimmung ohne Zombies
Und dafür möchte ich an dieser Stelle etwas mehr ins Detail gehen. Einerseits haben wir das Szenario selbst. Endzeitstimmung. Geringe Bevölkerungsdichte. Zombies. Ressourcenmangel. Halt Zombies?! Nein Spaß beiseite wir spielen keinen „The Walking Dead“-Abklatsch, sondern ein Spiel, dessen Szenario schon vielfach als Thema Anwendung fand, aber doch eher auf einer realistischeren Schiene verbleibt. Und das ist durchaus auch gut so. Denn braucht es wirklich ständig eine Zombieapokalypse? Eher nicht. Also lassen wir mal die Untoten raus und kümmern uns wieder um das Spiel selbst.
Aufgrund der Endzeitstimmung hat man sich Gedanken über das Design der Gebäude, Menschen usw. machen müssen. Und das ist „Gentlymad Studios“ wirklich gut gelungen. Die Gebäude passen sehr gut in dieses Setting und die Welt drumherum hat seinen eigenen tollen Charme. Man fühlt sich direkt in die Szenerie hineinversetzt. Ich muss allerdings gestehen, dass ich ab einer gewissen Größe meines Städtchens bestimmte Produktionsgebäude nicht mehr deutlich erkannte. Das könnte aber auch daran gelegen haben, dass sie durch Bäume verdeckt wurden und die weißen Gebäudeumrandungen etwas zu schwach dargestellt sind bzw. der Cursor zu schnell die „Verbindung“ zum Gebäude verlor.
Das Thema Ressourcen ist ebenfalls sehr sinnvoll durchdacht. Es gibt nicht zu wenige aber auch nicht zu viele, wie bei Anno 1800. Es ist ein schöner Mix aus Einfachheit und Komplexität. Insgesamt sind es 12 Materialien, welche es im Spielverlauf zu sammeln gilt. Dabei spielen Wasser und Nahrung eine entscheidende Rolle. Werden diese knapp – und ich komme gleich dazu, dass sie durchaus knapp werden können – wird es schwer das Dörfchen am Leben zu halten. Für den Anbau von Grundnahrungsmitteln ist die Bodenbeschaffenheit (Feuchtigkeit oder Radioaktivität) ein wichtiges Indiz. Ohne einen guten Untergrund ist die Effektivität nur gering.
Neben den mehrfach erwähnten Dingen braucht unsere Bevölkerung auch Baumaterial, wie Holz, Schrott oder Werkzeuge bis hin zu Beton und Elektronik. All diese Dinge werden mit den entsprechenden Produktionsgebäuden hergestellt. Die dazugehörigen Produktionsketten sind dabei ebenfalls sinnvoll. Ohne Stoff aus den umliegenden Fahrzeugen oder aus in die Jahre gekommenen Wohngebäuden, Tankstellen oder Produktionshallen gibt es halt auch keine Kleidung.
Neben den Themen Gebäudedesign und Ressourcen kommt ein weiterer Punkt hinzu, der diesem Spiel seinen eigenen Charakter verleiht – die Umweltfaktoren. Dürre beispielsweise lässt Seen komplett austrocknen. Dadurch fehlt es an der Wasserversorgung für Menschen, Pflanzen und Tieren. Ein Großteil der Produktionsketten werden also stark beeinträchtigt. Während meiner Spiele kam es öfters vor, dass ich den Wassermangel oder Nahrungsbeschaffung nicht ausgleichen konnte. Denn neben dem Dürreereignis kann auch die radioaktive Strahlung einen Stolperstein darstellen. Tiere oder Pflanzen, die vor dem Verzehr nicht durch die Dekontaminierungsabteilung gelangt sind, machen unsere Bürger krank oder führen zu einem schnelleren Ableben. Außerdem machen auch Sandstürme das Leben auf der Erde nicht gerade zum Spaziergang auf einem Ponyhof. Hier gilt es gut vorauszuplanen und sich auf sämtliche Witterungsbedingungen vorzubereiten.
Den Rahmen soll aber das größte Unterscheidungsmerkmal haben – die Verteilung der Arbeitskräfte. In anderen Spielen baut man seine Produktionsketten auf und es finden sich schon Leute, die dort ihre Arbeit aufnehmen. Ganz anders in „Endzone – A World Apart“. Hier sind wir der Oberguru und müssen unsere arbeitslosen Mitstreiter in Berufszweige verteilen. Bspw. brauchen wir Baumeister, die für uns Gebäude bauen oder Wasserträger, welche Wasser aus dem See in unsere Zisterne füllen oder Schrottsammler, die stupide Schrott abbauen. Haben wir also keine Bürger in die besagten Berufe gesteckt, werden auch keine Ressourcen gesammelt. Das Problem an der Sache ist aber, dass nicht einfach so neue Bewohner unser Dorf besiedeln. Neue Mitarbeiter können nur durch den Fortpflanzungserfolg bereits vorhandener Menschen gewährleistet werden. Also seht zu, dass es euren Menschen stets gut geht. Denn nur so kann eure Stadt wachsen und neue Produktionszweige eröffnen.
Und das war noch nicht alles. Es gibt noch viel mehr zu entdecken, als hier dargestellt wird. Das möchte ich aber nicht vorwegnehmen und euch auch noch ein paar „Aha-Momente“ genießen lassen.
Die verschiedenen Spielmodi
Zum Abschluss dieses Testberichts möchte ich noch kurz auf die verschiedenen Spielmodi eingehen. Das Tutorial würde ich beinahe als eigenen Modus ansehen. Allein in diesem habe ich ca. drei (!) Spielstunden verbracht. Daran erkennt man, wie vielseitig und komplex das Spiel eigentlich ist. Für Neueinsteiger empfehle ich, dass man sich diese Zeit nimmt, um das Spiel zu erlernen.
Die Kampagne besteht hier aus 13 Szenarios, in denen man unterschiedliche Aufgaben meistern muss und dadurch eine Art Trophäen sammelt.
Im dritten und letzten Spielmodus handelt es sich um den Sandboxmodus. Hier wählt man aus sieben Schwierigkeitsgraden, vom reinen Baumodus über einen Ressourcenmangel bis hin zur maximalen Herausforderung, aus. Wer also mal die volle Breitseite der postapokalyptischen Welt spüren möchte, findet hier jede Menge Herausforderung. Mit dem ersten DLC „Distant Places“ kann man auch über die bisherigen Grenzen hinaus und mit Hilfe eines Heißluftballons neue Orte entdecken.
Fazit: 8/10
„Endzone – A World Apart“ ist ein echter Geheimtipp für jeden Fan von Aufbaustrategiespielen. Ein tolles Szenario mit sinnvoll durchdachten Produktionswegen, einer Art „Worker-Placement“ und Umwelteinflüssen. Die Grafik ist sehr ordentlich und die Steuerung macht auf der Playstation einen sehr guten und intuitiven Eindruck. Zum Serienmogul Anno fehlt allerdings noch das ein oder andere Detail – wie deutlich komplexere Produktionswege oder simple Dinge wie der Wegebau.
Mal sehen, was „Gentlymad Studios“ mithilfe von Updates oder DLC´s noch zusätzlich ins Spiel einbauen wird. Wenn das Studio auf diesem Niveau weiterarbeitet, können wir uns auf weitere spannende und hochkarätige Spiele freuen. Weiter so!
Flo ist ein Spieler durch und durch. Egal, ob Karten-, Brettspiele oder Spiele in der digitalen Welt – alle sind ihm heimisch. Seine Anfänge machte er mit dem damaligen Spiel „Hugo“ oder der blauen Edition auf dem Gameboy Color. Im Jugendalter widmete er sich neben seinem sportlichen Ausgleich dem Strategiegenre, weshalb „Age of Empires 2“ oder die „Total War“-Reihe immer noch zu seinen Lieblingsspielen zählen.
Neben diversen Strategiespielen ist er auch ein großer Freund von sämtlichen kooperativen Games. Aus diesem Grund zählen wohl „7 Days to Die“ und „Dead by Daylight“ zu den am meisten gespielten Spielen überhaupt. In diesem beiden Titeln kann und konnte er auf beste Unterstützung von Maik und Gunter zählen.
Wichtig ist allerdings, dass die Spiele eine Crossplay-Funktion besitzen, da er vorwiegend auf der Playstation unterwegs ist. Der PC und die Nintendo Switch befinden sich aber auch in seinem Repertoire.